Luftwaffe | |
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Aufstellung | 9. Januar 1956 |
Land | Deutsche Flagge Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Typ | Teilstreitkraft (Luftstreitkräfte) |
Grobgliederung |
Kommando Luftwaffe
Zentrum Luftoperationen der
Luftwaffe |
Stärke |
Aktive Soldaten:
29.968[1] (September
2014) |
Hauptsitz Kommando Luftwaffe | Berlin-Gatow |
Leitung | |
Inspekteur der Luftwaffe |
GenLt Karl Müllner[2] |
Insignien | |
Flugzeugkokarde |
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Die Luftwaffe ist neben Heer und Marine eine Teilstreitkraft der deutschen Bundeswehr.
Die Neuausrichtung der Bundeswehr, die im Jahr 2010 eingeleitet wurde, führt zu grundlegenden Veränderungen in der Luftwaffe. Deutlich wird dies insbesondere in der völligen Umstrukturierung der Führungsorganisation mit Wegfall des Führungsstabs der Luftwaffe im Bundesministerium der Verteidigung. Am 26. Juni 2013 wurden das Luftwaffenführungskommando und das Luftwaffenamt sowie die nachgeordneten Kommandobehörden auf Divisionsebene, wie bislang die Luftwaffendivisionen, das Waffensystemkommando der Luftwaffe und das Luftwaffenausbildungskommando, aufgelöst. Zum gleichen Zeitpunkt wurden das Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe, das Kommando Einsatzverbände Luftwaffe und das Kommando Unterstützungsverbände Luftwaffe neu aufgestellt. Bereits zum 1. Oktober 2012 wurde das Kommando Luftwaffe in der General-Steinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow in Dienst genommen.
Auch bei den technischen bzw. logistischen Verbänden und Dienststellen kommt es ebenso wie bei den Einsatzverbänden zu erheblichen Veränderungen. Dies resultiert in erster Linie aus der verringerten Personalobergrenze der Luftwaffe und der Festlegung niedrigerer Umfänge der Hauptwaffensysteme. Teilstreitkraftübergreifende Aspekte der Umstrukturierung sind die Übernahme der Hubschrauber vom Typ CH-53 vom Heer bei gleichzeitiger Abgabe der NH90 und die Zusammenführung der Flugabwehr- und Flugabwehrraketenkräfte nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe.
Am 1. April 2014 wurde das Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln-Wahn neu aufgestellt, das im Oktober 2014 arbeitsfähig sein soll. Es ist als eigenständiges Amt dem Bundesministerium der Verteidigung direkt unterstellt. Da die Luftwaffe einen großen Teil der ca. 500 Mitarbeiter stellt, Personal zum Betrieb des sogenannten Light Utility Helicopters beim Hubschraubergeschwader 64 ab 2015 erforderlich ist und da weiterer organisatorischer Anpassungsbedarf in der Teilstreitkraft erkannt wurde, kommt es zu einer ersten größeren Korrektur der eingeleiteten Maßnahmen der Neuausrichtung. Diese wird unter anderem in der erneuten Umstrukturierung der Führungsorganisation der Luftwaffe bis Mitte 2015 sichtbar und soll das Erreichen der festgelegten Dienstpostenumfänge bis Ende 2016 sicherstellen
Die Luftwaffe bringt die besonderen Fähigkeiten von Luftstreitkräften zur Erfüllung des Auftrags der Bundeswehr ein.
In diesem Rahmen ist sie für die Überwachung und den Schutz des Luftraums über Deutschland zuständig. Dazu werden bereits im Frieden durch die Jagd- und Einsatzführungsverbände lufthoheitliche Aufgaben wahrgenommen. Sie hält Kräfte bereit, die in Konflikten und Kriegen zur Kampf- und Einsatzunterstützung militärischer Operationen von Heer und Marine und zur Bekämpfung strategisch bedeutender Ziele aus der Luft eingesetzt werden können. Insbesondere die Lufttransportverbände tragen zu humanitären Hilfeleistungen und Friedensmissionen der Vereinten Nationen und zu nationalen Such-, Rettungs- und Evakuierungseinsätzen bei.
Die Luftwaffe lässt sich analog zu den Truppengattungen beim Heer grob in die folgenden Dienstbereiche untergliedern:
An der Spitze der Luftwaffe steht der Inspekteur der Luftwaffe im Kommando Luftwaffe. Als truppendienstlicher Vorgesetzter seiner Teilstreitkraft untersteht er dem Generalinspekteur der Bundeswehr. Die Luftwaffe gliedert sich unterhalb des Kommandos Luftwaffe in drei Kommandos für Führung, Einsatz und Unterstützung. Dem Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe in Kalkar, dem Kommando Einsatzverbände Luftwaffe und dem Kommando Unterstützungsverbände Luftwaffe, die letztgenannten haben ihren Sitz in der Luftwaffenkaserne Wahn am Standort Köln
Das Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe ist am Standort Kalkar/Uedem (Von-Seydlitz-Kaserne) beheimatet und aus dem Kommando Operative Führung Luftstreitkräfte hervorgegangen. Das Zentrum ist mit Aufgaben rund um die Planung von Luftoperationen betraut. Dies beinhaltet, dass luftwaffenspezifische Aufgaben der Operationsführung durch die Luftwaffe, wahrzunehmende nationale Aufgaben in Deutschland (u.a. Aufgaben der bisherigen Dienststellen Führungszentrale Nationale Luftverteidigung, Weltraumlagezentrum, Führungszentrum Luftwaffe) in einer Operationszentrale Luftwaffe zusammengefasst sind. Zur durchhaltefähigen Wahrnehmung der Aufgaben des Militärischen Nachrichtenwesens für die taktisch-operative Ebene im Einsatz ist ein „Air Intelligence Centre“ im Sinne eines Kompetenzzentrums für luft- und weltraumspezifische Intelligence-Angelegenheiten im Zentrum Luftoperationen aufgestellt. Darüber hinaus sind die Aufgaben zur Gestellung eines NATO-Hauptquartiers für Planung und Führung von Luftoperationen im Einsatzfall in das Zentrum Luftoperationen integriert.[9]
Dem Kommando Einsatzverbände Luftwaffe unterstehen alle Einsatzverbände der Luftwaffe. Es stellt sicher, dass für Einsätze fertig ausgebildete und ausgerüstete Luftwaffenkräfte zur Verfügung stehen und ist auch für deren Weiterentwicklung zuständig. Es hat jedoch keinen Auftrag zur operationellen Führung seiner unterstellten Kräfte. Diese würde im Einsatz durch multinationale Gefechtsstände der NATO oder der EU oder bei nationalem Einsatz durch das Zentrum Luftoperationen erfolgen. Bereits im Frieden sind Teile der Verbände NATO-assigniert.
Das Kommando Einsatzverbände der Luftwaffe besteht aus dem Fähigkeitsbereich Luft (fliegende Verbände) und dem Fähigkeitsbereich Boden (bodengebundene Verbände).
Im Bereich des Kommandos Unterstützungsverbände der Luftwaffe sind Unterstützungsleistungen für die Einsatzverbände, zentrale Aufgaben der Luftwaffe und teilweise Fachaufgaben – auch für andere Bereiche der Bundeswehr – zusammengefasst. Die Aufgaben sind im Einzelnen
Das Kommando besteht aus den Fähigkeitsbereichen Logistik/Nutzung und Militärischer Grundorganisation (MGO)
Für seine Auftragserfüllung unterstehen dem Kommando:
Die Luftwaffe hat einen Personalumfang von etwa 30.000 Soldaten und ist somit nach dem Heer die zweitgrößte Teilstreitkraft. Alle Laufbahnen und Verwendungen stehen bei Eignung für die vorgesehene Stelle auch weiblichen Soldaten offen.
Da der in vielen Bereichen hohe Grad der Technisierung häufig eine entsprechende Spezialisierung und aufwändige fachliche Qualifikation erfordert, ist der Anteil von Unteroffizieren und Offizieren gerade in den fliegenden Verbänden sehr hoch.
Der Umfang des Zivilpersonals wird in wenigen Jahren 5.950 Beamte und Beschäftigte betragen. Eine Verwendung dieser Kräfte erfolgt beispielsweise in hoher Zahl in der Instandsetzung und bei der Feuerwehr. Ziviles Personal hat gegenüber militärischem den Vorteil, dass es eine höhere Verfügbarkeit (Facharbeitszeit) im jeweiligen Aufgabenbereich hat. Anders als bei Soldaten entfallen bei ihm zahlreiche militärspezifische oder laufbahntechnische Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit hohen Abwesenheitszeiten.
Die Bezeichnung der Dienstgrade sind mit denen der Teilstreitkraft Heer identisch.
Der Feldanzug bei Luftwaffe und Heer ist grundsätzlich identisch. Zur Unterscheidung dienen beim Feldanzug an den Dienstgradabzeichen angebrachte stilisierte Schwingen statt den beim Heer üblichen farbigen Litzen.[12]
Der Dienstanzug der Luftwaffe ist dunkelblau mit goldgelben Kragenspiegeln. Als Kopfbedeckung wird ein blaues Schiffchen oder eine blaue Schirmmütze getragen. Lediglich für die Objektschutzkräfte ist ein dunkelblaues Barett vorgesehen.
Am 20. September 2011 hat Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière bekannt gegeben, dass im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr geplant ist, die Anzahl der militärischen Dienstposten (d.h ohne die Soldaten, die sich in Aus- und Weiterbildung befinden) bei der Luftwaffe auf maximal 23.000 zu reduzieren. Davon sollen 22.050 Berufssoldaten/Zeitsoldaten und zwischen 500 und 950 freiwillig Wehrdienst leistende (FWDL) sein.
Die Grundausbildung von Luftwaffenpersonal wird durch das Luftwaffenausbildungsbataillon an den Standorten Roth und Germersheim durchgeführt. Die Ausbildung des Führungsnachwuchses erfolgt an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen bzw. Heide und der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.
Luftwaffenoffiziere des Truppendienstes studieren wie die Offiziere der anderen Teilstreitkräfte in der Regel an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr, Offiziere des militärfachlichen Dienstes besuchen die Fachschule der Luftwaffe in Faßberg.
Für die fachliche Ausbildung ihres Personals unterhält die Luftwaffe zentrale Ausbildungseinrichtungen und -verbände. Flugzeugtechniker und Flugsicherungspersonal werden am Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abt. Süd in Kaufbeuren, Techniker für Hubschrauber am Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abt. Nord in Faßberg ausgebildet. Die Ausbildung des Personals des Einsatzführungsdienstes erfolgt beim Einsatzführungsbereich 2 in Erndtebrück, die des Personals des Flugabwehrraketendienstes am Taktischen Aus- und Weiterbildungszentrum Flugabwehrraketen Luftwaffe im Fort Bliss in Texas.
Personal des fliegerischen Dienstes durchläuft zunächst gemeinsam eine Grundlagenausbildung bei der 3. Deutschen Luftwaffenausbildungsstaffel beim Airline Training Center Arizona in Goodyear, Arizona. Anschließend werden Jet-Piloten zum Euro NATO Joint Jet Pilot Training (ENJJPT) auf der Sheppard AFB, Wichita Falls in Texas und Waffensystemoffiziere zur 2. Deutsche Luftwaffenausbildungsstaffel auf der Pensacola in Florida versetzt. Zukünftige Tornado-Besatzungen werden anschließend beim Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe auf der Holloman AFB, Alamogordo in New Mexico zur Waffensystemausbildung zusammengeführt. Angehende Eurofighter-Piloten erwerben nach der Teilnahme am ENJJPT beim Taktischen Luftwaffengeschwader 73 in Laage die Musterberechtigung auf ihrem zukünftigen Kampfflugzeug.
Hubschrauberpiloten erhalten streitkräftegemeinsam ihre Grundlagenausbildung an der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg. Transportflugzeugpiloten durchlaufen zunächst die fliegerische Grundlagenausbildung bei der 4./Lufttransportgeschwader 62 in Bremen, die mit der Lufthansa Flight Training GmbH zusammenarbeitet. Die Musterberechtigung erwerben Transall-Piloten bei der 3./Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf.
Für die Steuerung der lehrgangsgebundenen Ausbildung ist grundsätzlich die Kommandobehörde zuständig, der die entsprechende Ausbildungseinrichtung untersteht; die taktische, rollenspezifische Ausbildung liegt in der Verantwortung der Einsatzverbände.
Stückzahlen: Stand Ende 2010 (aktuellere Angaben mit Quellenangabe)
Die Luftwaffe verwendet seit ihrer Aufstellung hauptsächlich Gerät, das in multinationaler Kooperation entwickelt oder von NATO-Staaten gekauft und/oder in Lizenz gebaut wurde. Eine Übersicht über Flugzeuge findet sich in der Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr. Zahlreiche historische Exponate können im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow (vormals: Luftwaffenmuseum der Bundeswehr) in Berlin-Gatow besichtigt werden.
Derzeit verwendetes bodengebundenes Großgerät der Luftwaffe umfasst im Einsatzführungsdienst diverse Großradargeräte verschiedener Hersteller und die Waffensysteme PATRIOT und MANTIS, die dem Flugabwehrraketengeschwader 1 unterstellt sind.
Für die Jet-Ausbildung in den USA werden die Beechcraft T-6 und die Northrop T-38 als Schulflugzeuge eingesetzt.
Die Verbände des Lufttransports sind mit der Transall C-160 und mit Hubschraubern vom Typ CH-53 ausgerüstet.
Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung nutzt die Muster Airbus A340-300 VIP (2 Stück), Airbus A310 (6 Stück), Airbus A319CJ (2), Bombardier Global 5000 (4)[14] und Aérospatiale AS 332 Cougar (3) insbesondere zum Personentransport. Eine besondere Rolle nimmt der A310 ein, der in der Version MRTT (4 von 6) zudem als Fracht- und Tankflugzeug und zum Transport von Verwundeten und Erkrankten eingesetzt werden kann.
Die Kampfverbände verfügen über den Eurofighter als Jagdflugzeug und den Panavia Tornado als Aufklärer und Jagdbomber und in der speziellen Rolle zur Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung.[15] Seit 2010 betreibt die Luftwaffe drei geleaste Heron 1 und zwei Bodenstationen der Herstellerfirma Israel Aerospace Industries (IAI) aus Israel.[16] Diese Luftfahrzeuge werden ausschließlich in Afghanistan eingesetzt.
Die politische Kontroverse vor Entscheidungen zur Entwicklung und Beschaffung von Großgerät der Luftwaffe ist aufgrund der technischen Risiken und insbesondere der hohen Kosten groß.
Neben zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit sind die Projekte mit dem größten finanziellen Umfang die laufende Einführung des Eurofighters als Ersatz für die F-4F Phantom sowie für Teile der Tornado-Flotte und die Beschaffung des Airbus A400M als Nachfolgemuster für die C-160 Transall. Ursprünglich sollten 180 Eurofighter in drei Tranchen bestellt werden. Von den ursprünglich 68 Eurofightern der dritten und letzten Tranche wurden im Juli 2009 jedoch nur 31 Flugzeuge als Tranche 3A bestellt. Ob die restlichen 37 Maschinen der Tranche 3B noch beschafft werden, ist unklar. Auch der beabsichtigte Bestand von 40 A400M in der Luftwaffe ist noch nicht endgültig festgelegt, da auch hier die vertraglich vereinbarte Stückzahl darüber liegt.
Der ursprünglich geplante Ersatz der UH-1D der Luftwaffe durch den Transporthubschrauber NH90 in den kommenden Jahren wird durch die Übergabe dieses Luftfahrzeugmusters an das Heer als alleinigen Nutzer hinfällig.
Im Bereich unbemannter Luftfahrzeuge war die Einführung des RQ-4E Euro Hawk als Ersatz für die ausgesonderte Breguet Atlantic der Marine geplant. Im Jahre 2013 wurde das Projekt aus Kostengründen aufgegeben. Die Beschaffung eines Aufklärungssystems für mittlere Höhen (Medium Altitude Long Endurance – MALE) als Ergänzung zu den bemannten Flugzeugen sowie als Nachfolger des Heron 1 ist weiterhin geplant.
Eine schnelle Entscheidung, weitestgehend unbeachtet von der medialen Wahrnehmung, erfolgte zur Einführung von Luftfahrzeugen Airbus A340-300 (übergeben am 30. März 2011 und Anfang Oktober 2011), Airbus A319 CJ (übergeben im März 2010 und am 17. Juni 2010) und Bombardier Global 5000 (übergeben zwischen dem 22. September 2010 und dem 9. Januar 2012) bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung als deutliche Modernisierung im parlamentarischen Lufttransport.
Auf die zunächst geplante Einführung des Flugabwehrraketensystems MEADS wird mit Entscheidung vom Oktober 2011 verzichtet.
Insgesamt stehen der Luftwaffe derzeit zehn aktive Fliegerhorste sowie drei militärisch mitbenutzte zivile Flughäfen zur Verfügung.
Die Luftwaffe ist an allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Die Hauptlast tragen die Lufttransportverbände und die Flugbereitschaft BMVg mit der Verlegung von Personal und Material der Bundeswehr und befreundeter Staaten und der Bereitstellung der Fähigkeit zur Evakuierung von Verwundeten. Auch die Objektschutztruppe ist in nahezu allen Einsatzgebieten vertreten.
Darüber hinaus wurden und werden Kräfte der Luftwaffe im Rahmen ihrer jeweiligen Fähigkeiten eingesetzt:
Die Sicherstellung der Lufthoheit über Deutschland ist eine Dauereinsatzaufgabe der Luftwaffe. Die Einsatzführungsverbände überwachen in Zusammenarbeit mit den angrenzenden Staaten und den zivilen Kontrollstellen den Luftraum. Unregelmäßigkeiten oder ungewöhnliches Verhalten eines Flugzeugs melden sie an ihren vorgesetzten Gefechtsstand, der dann entscheidet, wie weiter zu verfahren ist. Für eine nähere Überprüfung sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche im Norden (Wittmund) und im Süden (Neuburg an der Donau) jeweils zwei Jagdflugzeuge in hoher Alarmbereitschaft (QRA (I) – Quick Reaction Alert (Interceptor)).[21] Diese Jäger können auch bei Luftnotlagen zur Unterstützung eingesetzt werden.
Im Rahmen der Überwachung des NATO-Luftraums wurden deutsche Jagdverbände und Soldaten des Einsatzführungsdienstes 2005, 2008, 2009, 2011 und 2012 zur Durchführung des Air Policing über dem Baltikum (Estland, Lettland und Litauen) in Litauen stationiert.
Seit 1960 waren die Lufttransportverbände der Luftwaffe mit ihren Transportflugzeugen und Hubschraubern in jedem Jahrzehnt mehrfach im Rahmen von humanitärer Hilfe oder zur Katastrophenhilfe nahezu weltweit im Einsatz (zum Beispiel 1960 Marokko (Erdbeben), 1962 Iran, 1965 und 1969 Algerien, 1969 Tunesien (Hochwasser), 1973 Sahelzone, 1984 Äthiopien, 1988 Armenien, 1990 Russland, 1991 Irak (UNSCOM), 1992 Somalia (UNOSOM), 1992–1996 Bosnien-Herzegowina (UNPROFOR/IFOR/SFOR), 1994 Ruanda (UNAMIR), 1998 Sudan, 1999 Australien/Osttimor (INTERFET), 2000 Mosambik (Flutkatastrophe), 2003 Kongo (Operation Artemis)).[22]
Auch zur Amtshilfe und zur direkten Unterstützung deutscher Staatsbürger werden Kräfte des Lufttransports zum Einsatz gebracht. Hier können die Hubschrauber wertvolle Beiträge leisten (wie 1962 bei der Sturmflut in Norddeutschland, 1978/1979 dem Schneechaos in Norddeutschland, 1995/1997/2002/2006 bei der Hochwasserhilfe). Doch auch Flächenflugzeuge kommen zum Einsatz. Die C-160 Transall flogen mit Rüstsätzen (in der Folge der Waldbrände von 1975/1976 entwickelt) als Löschflugzeuge zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden:
Die Flugbereitschaft BMVg unterstützte Evakuierungsoperationen (zum Beispiel 1998 in Eritrea) und holte unter anderem Opfer der Tsunami-Katastrophe 2004 in die Heimat.
Im Rahmen von Amtshilfe unterstützte das Aufklärungsgeschwader 51 Behörden zum Beispiel bei der Suche nach vermissten Personen, Massengräbern aus dem Zweiten Weltkrieg oder als Unterstützung bei Katastrophen (wie 2002 nach der Flugzeugkollision von Überlingen und 1995 und 2006 bei den Hochwasserkatastrophen). In die Kritik geriet die Luftwaffe durch umstrittene Einsätze im Rahmen der Amtshilfe beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007.
Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe wurden von 1995 bis 2001 in Piacenza (Italien) stationiert, um 1995 zunächst UNPROFOR (1995), IFOR (1995/1996) und SFOR (1996–1999) und im Kosovo-Krieg die Operation Allied Force (1999) und KFOR (1999–2001) zu unterstützen. Am 9. März 2007 wurde vom Deutschen Bundestag die Entsendung von sechs Aufklärungs-Tornados im Rahmen der ISAF-Mission nach Mazar-e-Sharif in Afghanistan beschlossen. Der Einsatz wurde am 30. November 2010 mit der Landung der Maschinen auf dem Heimatflugplatz beendet. Seit 2010 werden durch die Luftwaffe drei unbemannte Aufklärungssysteme vom Typ Heron 1 zur Unterstützung der Landstreitkräfte von Mazar-e-Sharif aus betrieben.
1991 erfolgte während des Golfkriegs im Rahmen der NATO-Operation Ace Guard die Verlegung von achtzehn Alpha-Jet-Jagdbombern des Jagdbombergeschwaders 43 als Teil der Allied Command Europe Mobile Forces (AMF) nach Erhac (Türkei) zur Sicherung der NATO-Südflanke gegen mögliche Angriffe des Irak. Zusätzlich wurden HAWK-Systeme des Flugabwehrraketengeschwaders 36 und Roland-Systeme der Flugabwehrraketengruppe 42 nach Dyarbakir und Erhac zur Verstärkung der Luftverteidigung in dieses Gebiet verlegt. Dies führte zu heftigen Diskussionen über die Zulässigkeit derartiger Auslandseinsätze und schließlich zu einer Klärung durch das Bundesverfassungsgericht am 12. Juli 1994.[25]
ECR-Tornados des Jagdbombergeschwader 32 wurden mit der Unterdrückung der jugoslawischen Luftverteidigung in der Operation Deliberate Force 1995 zur Unterstützung von UNPROFOR und der Operation Allied Force 1999 während des Krieges gegen das ehemalige Jugoslawien beauftragt.
In Ausnahmefällen beteiligen sich sogenannte Austauschoffiziere der Luftwaffe an Einsätzen der Nationen, in denen sie verwendet werden. So wurde zum Beispiel ein deutscher Waffensystemoffizier einer Tornado-Staffel der Royal Air Force von Oktober 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan eingesetzt