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Führung | |||
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Oberbefehlshaber de jure: |
Britischer Monarch (derzeit Elisabeth II.) | ||
Oberbefehlshaber de facto: | Premierminister des Vereinigten Königreichs (derzeit David Cameron) | ||
Verteidigungsminister: | Philip Hammond | ||
Militärischer Befehlshaber: | Chief of the Defence Staff (derzeit Nicholas Houghton) | ||
Sitz des Hauptquartiers: | London | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 227.160, 189.560 Berufssoldaten und 37.600 Freiwillige. (November 2011) | ||
Reservisten: | 174.800 | ||
Wehrpflicht: | nein | ||
Wehrtaugliche Bevölkerung: | Männer und Frauen, Alter 16–49: 13.740.669 (2008; Schätzung)[1] | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | vollendetes 18. Lebensjahr, vorzeitige Verpflichtung mit Zustimmung der Eltern möglich.[1] | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 63.567 Mrd. $ (2011)[2] | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 2,6 % (2011)[2] | ||
Geschichte | |||
Faktische Gründung: | 1946 |
Die Streitkräfte des Vereinigten Königreichs (engl. Bezeichnungen: British Armed Forces, im offiziellen Sprachgebrauch Her Majesty's Armed Forces oder Armed Forces of the Crown) gehören zu den kampfkräftigsten Streitkräften weltweit und gliedern sich in drei Teilstreitkräfte. Sie verfügen über ungefähr 195.900 aktive Soldaten[3] und 191.300 Reservisten.[4] Zusätzlich beschäftigen sie 103.900 zivile Mitarbeiter.[5] Oberbefehlshaber ist de jure die Königin Elisabeth II., aufgrund des Westminster-Systems sowie ihrer überwiegend repräsentativen Rolle de facto der Premierminister des Vereinigten Königreichs.
Großbritannien wurde 1952 die dritte Atommacht der Welt. Britische strategische Kernwaffen sind auf U-Booten der Royal Navy stationiert. Gegenwärtig sind es Schiffe der Vanguard-Klasse mit Interkontinentalraketen des Typs Trident, der von den USA entwickelt wurde.
Die Militärgeschichte des Vereinigten Königreiches ist aufgrund der einflussreichen imperialen Tradition des Empire von großer Bedeutung. Sie durchlief trotz der geographischen Isolation des Landes mehrere Zäsuren. Wichtigste Kriegsbeteiligungen seit der Entstehung des britischen Nationalstaates waren der Siebenjährige Krieg, die napoleonischen Kriege, der Krimkrieg, sowie die beiden Weltkriege. Das Empire, welches den Höhepunkt seiner Macht und seine größte Ausdehnung in den 1920ern erreichte, war das größte Weltreich der Weltgeschichte und umfasste ein Viertel der weltweiten Landmasse und Bevölkerung. Daraus resultiert die bis heute andauernde, weltweite Präsenz des britischen Militärs.
Während des Zweiten Weltkrieges dienten auch etwa zehntausend deutsche und österreichische Staatsbürger, die aus politischen oder rassischen Gründen aus ihrer Heimat fliehen mussten, in den britischen Streitkräften. [6]
Das britische Verteidigungsministerium entstand als Provisorium bereits im Zweiten Weltkrieg und wurde 1964 institutionalisiert. Es vereinigte die Kompetenzen der Admiralty, des War Office und des Air Ministry.
Die nationale Rechnungsprüfungsbehörde (National Audit Office) gab am 3. November 2006 einen Bericht heraus, demzufolge das Militär chronisch mit 2 bis 3 % unterbelegt sei. Das Operationstempo sei tendenziell zu hoch. Das Verteidigungsministerium entgegnete, es gebe Engpässe, wies eine Überdehnung der Streitkräfte aber von sich.
Am 30. November 2005 ratifizierte das britische Unterhaus den Armed Forces Act. Das Gesetz, das am 8. November durch die Unterschrift der Königin rechtskräftig wurde, fasste die Gesetzesbücher aller Streitkräfte zusammen und führte neue Gesetze ein.
Die britischen Streitkräfte sind mit dem Schutz des britischen Mutterlandes sowie der Überseegebiete, der Durchsetzung britischer Sicherheitsinteressen und der Teilnahme an multinationalen Friedensmissionen beauftragt. Per definitionem betrachten sich die Streitkräfte des Vereinigten Königreiches als der internationalen Gemeinschaft verpflichtet. [9] Gerade die Einbindung in die Strukturen der NATO bezeichnet die britische Regierung als existenziell für ihre Verteidigungspolitik.
Im Juli 1998, ein Jahr nach dem Amtsantritt der neuen Labour-Regierung, veröffentlichte das Verteidigungsministerium des Vereinigten Königreichs ein strategisches Grundlagenpapier namens Strategic Defense Review (SDR), welches die Verteidigungspolitik des Landes neu konzipierte. Diese Neuorientierung stand im Gegensatz zu zwei Vorgängerdokumenten namens Options for Change aus dem Jahre 1990 und Front Line First von 1994, die sich vor allem mit der Verkleinerung der Streitkräfte befassten. Im Jahre 2002 veröffentlichte das Verteidigungsministerium als Reaktion auf die Terroranschläge am 11. September 2001 eine Ergänzung zum Strategic Defence Review, das New Chapter, und gab im Jahr 2003 eine Erweiterung der SDR namens Delivering Security in a Changing World heraus.
Dem Westminster-System und britischer Rechtstradition zufolge ist der britische Premierminister, derzeit David Cameron, Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die alltägliche Ausgestaltung der Verteidigungspolitik übernimmt der Verteidigungsminister, offiziell Secretary of State for Defence genannt, der ihn in Fragen der Verteidigung berät und ihn über den Zustand der Streitkräfte informiert. Das Verteidigungsministerium gliedert sich nicht, wie in den USA, nach Ressorts für die Teilstreitkräfte, sondern begreift die Streitkräfte als politische Einheit, mit deren Verwaltung einzelner organisatorischer Aspekte fünf Staatssekretäre (offiziell: je nach Ressort Minister oder Under Secretary) beauftragt sind
Der Verteidigungsminister wird seinerseits vom fünfköpfigen Generalstab des Vereinigten Königreiches (Chiefs of Staff) beraten, in dem alle Teilstreitkräfte vertreten sind. Dieser leitet Anweisungen und Befehle der Politik dann über die militärischen Kommandostränge an die jeweiligen Adressaten weiter.
Generalstab
Die drei Stabschefs der Teilstreitkräfte, der Vorsitzende sowie sein Stellvertreter bilden den Generalstab der Streitkräfte des Vereinigten Königreiches, Chiefs of Staff genannt.
Posten | Rang und Name |
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Vorsitzender des Verteidigungsstabs | General Sir Nicholas Houghton (BA) |
Stellvertretender Vorsitzender | Air Chief Marshal Sir Stuart Peach (RAF) |
Chief of the General Staff | General Sir Peter Wall (BA) |
First Sea Lord and Chief of Naval Staff | Admiral Sir George Zambellas (RN) |
Chief of the Air Staff | Air Chief Marshal Sir Andrew Pulford (RAF) |
Die größte Teilstreitkraft ist die British Army mit 105.020 Mann. Sie verfügt über rund 400 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 und ca. 400 Geschütze. Unterstützt wird das Heer durch 35.000 Mann der Territorial Army.
Die Royal Air Force hat eine Stärke von 43.920 Mann und ist mit 940 Flugzeugen und Hubschraubern ausgerüstet. Sie verfügt über 269 Kampfflugzeuge vom Typ Panavia Tornado, 66 Hawker Siddeley Harrier, 36 Eurofighter Typhoon und 90 BAE Hawk.
Die letzten SEPECAT Jaguar wurden im April 2007 durch den Eurofighter Typhoon ersetzt.
Die Royal Navy ist mit 38.550 Mann und 90 Kriegsschiffen eine der größten Marinen der Welt. Im Bestand der Royal Navy gibt es unter anderem 4 U-Boote mit nuklearen ballistischen Interkontinentalraketen der Vanguard-Klasse, 1 Flugzeugträger der Invincible-Klasse die HMS Illustrious, 1 Hubschrauberträger (HMS Ocean), 8 Zerstörer und 17 Fregatten.
Von den drei Teilstreitkräften ist die Royal Navy seit der Strategic Defence Review 1998 am stärksten von Einsparungen betroffen. So wurde unter anderem die Anzahl der Fregatten und Zerstörer von 35 auf 25 und der Minenjagdboote von 25 auf 16 reduziert. Auch die U-Boot-Flottille wird mittelfristig von elf auf sieben Jagd-U-Boote verkleinert. Mehrjährige Verzögerungen bei mehreren Rüstungsprojekten, darunter den Flugzeugträgern der Queen-Elizabeth-Klasse und den U-Booten der Astute-Klasse, führen zudem dazu, dass einige Schiffe deutlich über ihr geplantes Einsatzalter hinaus eingesetzt werden müssen. Lediglich die Kapazitäten der amphibischen Einheiten wurden mit insgesamt sieben neuen Landungsschiffen seit 1997 erhöht.
Besondere Beachtung in der Öffentlichkeit fand, im Zusammenhang mit der Sparpolitik, die Außerdienststellung von HMS Invincible 2005. Kritiker warfen der Regierung vor, durch die vorzeitige Außerdienststellung des 2003 runderneuerten Flugzeugträgers die hohen Kosten für den Irak-Krieg ausgleichen zu wollen.
Für das Haushaltsjahr 2009–10 hat die britische Regierung einen Verteidigungsetat von £ 38,7 Mrd., für das darauffolgende Haushaltsjahr £ 36,7 Mrd. veranschlagt
Das Vereinigte Königreich gab einer Berechnung des Stockholm International Peace Research Institute zufolge umgerechnet $ 65,3 Mrd. (Kaufkraftparität und Wechselkurse des Jahres 2009) für seine Streitkräfte aus. Damit verfügte das Vereinigte Königreich, das einige hundert Mio. US-Dollar weniger als Frankreich aufwendete, über den viertgrößten Verteidigungshaushalt der Welt, gab jedoch im Pro-Kopf-Vergleich geringfügig mehr aus. Gegenüber 1999 erfuhren die britischen Militäraktiva eine fast 21-prozentige Realsteigerung
Dieser in Relation zur Truppenstärke sehr hohe Etat ist durch die außerordentlich kostspieligen Beschaffungsprojekte, die seit der Jahrtausendwende in Großbritannien zur Beschaffung anstehen, begründet (u.a. 232 Eurofighter, 150 Joint Strike Fighter, 2 Flugzeugträger, 6 Zerstörer der Daring-Klasse, 7 nuklear getriebene U-Boote). Zudem sind die britischen Streitkräfte weltweit in vielen Einsätzen aktiv und verfolgen eine Modernisierung ihres Nuklearwaffenarsenals.
Bei der Berechnung der tatsächlich getätigten Verteidigungsausgaben unternahm das Verteidigungsministerium zur Jahrtausendwende eine zweischrittige Umstellung seiner Bilanzierungspraxis. Bis zum Haushaltsjahr 1998-99 bilanzierte es nach dem Rückstellungsprinzip, bis es im April 1999 die Umstellung auf die Rechnungsabgrenzung in einem hauseigenen Verfahren namens Resource Accounting and Budgeting vorbereitete. Diesen Schritt erachtete das Verteidigungsministerium wegen seiner Substanzlastigkeit als notwendig
Die Streitkräfte unterhalten zudem etliche Militärbasen im Ausland. Hierzu gehören mehrere Basen in Deutschland mit insgesamt 20.000 Soldaten (vollständiger Abzug bis zum Jahre 2020, siehe Britische Streitkräfte in Deutschland) sowie zwei britische Hoheitsgebiete auf Zypern mit etwa 7.000 Soldaten. Außer den USA hat kein Staat mehr Soldaten im Ausland stationiert als das Vereinigte Königreich. Aktuell sind 67.000 britische Soldaten im Ausland stationiert, darunter 4.500 im Irak (Stand Dezember 2007) und etwa 9.500 im Krieg in Afghanistan (Stand Dezember 2010).