Strategische Raketentruppen (RWSN)

Emblem

 

Die RWSN (Raketnyje woiska strategitscheskowo nasnatschenija Rossijskoi Federazii) wurden am 24. März 2001 durch ein Dekret des russischen Präsidenten gegründet und stehen historisch gesehen in Zusammenhang mit der 1959 gegründeten Teilstreitkraft der sowjetischen Streitkräfte (in der offiziellen Rangfolge der Teilstreitkräfte der Sowjetarmee hatten die Raketentruppen nach den Landstreitkräften den zweiten Rang eingenommen). Im Juni 2001 wurden die Weltraumtruppen aus den Strategischen Raketentruppen ausgegliedert und in eine separate Unterabteilung der Gesamtstreitkräfte zusammengefasst.

Gliederung
  • Zentralkommandostelle in Wlassicha bei Moskau
    • 27. Raketenarmee in Wladimir mit fünf Raketendivisionen, ihr unterstellt sind 216 Raketen
    • 31. Raketenarmee in Orenburg mit zwei Raketendivisionen, 77 Raketen
    • 33. Raketenarmee in Omsk mit vier Raketendivisionen, 133 Raketen

Eine vierte, die 53. Raketenarmee in Tschita, wurde 2002 aufgelöst.

Die Mannschaftsstärke beträgt derzeit 120.000 Mann, zwei Drittel davon Militärangehörige, der Rest zivile Angestellte. Befehlshaber der RWSN ist seit Juni 2010 Generaloberst[26] Sergei Karakajew.

Damaliger Präsident Dmitri Medwedew (l.) mit Generaloberst Nikolai Solowzow (m.) und damaligem Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow (r.), 2008 in Plessezk
Anzahl der Systeme und Sprengköpfe[

R-36M

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US-Senator Richard Lugar inspiziert die Demilitarisierung einer R-36M Interkontinentalrakete
Start einer Dnepr-Rakete, einer demilitarisierten R-36MUTTCh (SS-18 mod 4)

 

Die R-36M (NATO-Codename SS-18 Satan) ist eine ballistische Interkontinentalrakete aus sowjetischer Produktion. Der GRAU-Index lautet 15A14, die herstellerinterne Bezeichnung wird mit R-36M „Wojewoda“ angegeben. Der Systemindex der russischen Streitkräfte lautet RS-20.

 

Entwicklung

Die R-36M entstand als Nachfolgesystem der R-36 (SS-9 Scarp). Das neue System wurde ab 1976 von den Strategischen Raketentruppen in Dienst gestellt und war zur Bekämpfung von verbunkerten Zielen wie Raketensilos konzipiert. Die SS-18 war die größte während des Kalten Krieges gebaute und in Dienst gestellte Interkontinentalrakete. Mit ihr lassen sich sämtliche strategischen Ziele wie gehärtete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker bekämpfen.

Die R-36M wurde immer wieder der aktuellen Bedrohungslage angepasst. So entstanden die folgenden Varianten:

  • RS-20A SS-18 (Satan mod 1) mit einem Multimegatonnen-Sprengkopf und einer Reichweite von 11.200 km
  • RS-20A1 SS-18 (Satan mod 2) mit acht MIRV-Sprengköpfen und einer Reichweite von 10.200 km
  • RS-20A2 Wojewoda (SS-18 Satan mod 3) mit acht MIRV-Sprengköpfen und einer Reichweite von 16.000 km
  • RS-20B SS-18 (Satan mod 4/5) mit zehn MIRV-Sprengköpfen und einer Reichweite von 11.000 km oder 1 x 20MT
  • RS-20V Ikar (SS-18 Satan mod 6) mit zehn MIRV-Sprengköpfen und einer Reichweite von 11.000 km
Nicht realisierte Varianten
  • Version RS-20A-1 mit 38 MIRV-Sprengköpfen mit einer Sprengkraft zu je 250 kT
  • Version RS-20A-2 mit 24 MIRV-Sprengköpfen mit einer Sprengkraft zu je 500 kT
  • Version RS-20S-3 mit 17 MIRV-Sprengköpfen mit einer Sprengkraft zu je 1000 kT
Weitere Projekte
  • Projekt RS-20A2-12 mit 28 MARV-Sprengköpfen mit einer Sprengkraft zu je 250 kT
  • Projekt RS-20B-14 mit 19 MARV-Sprengköpfen mit einer Sprengkraft zu je 500 kT

In den 1980er-Jahren arbeitete man auch an einer Variante, die mit zehn MIRV-Sprengköpfen mit Milzbranderregern bestückt war.

Zivile Version

Technik

Die R-36M ist Nachfolger der R-36. Alle Versionen sind zweistufige Flüssigtreibstoff-Raketen. Als Treibstoff wurden für die R-36M die lagerfähigen Flüssigtreibstoffe UDMH und Stickstofftetroxid eingesetzt. Die MIRV-Sprengköpfe sind auf einem sogenannten Post-Boost-Vehicle (PBV) montiert. Die Steuerung der SS-18 erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform. Sie erreicht je nach Version eine Präzision (CEP) von 250 bis 500 m. Die Lenkwaffen werden mittels Kaltstart aus speziell gepanzerten Silos gestartet, die in der Nähe stattfindenden Nuklearexplosionen widerstehen können. Diese Silos können einem Außendruck von 422 kg/cm² (430 bar) standhalten.

Status

Die R-36M in ihren verschiedenen Varianten bildete während den 1980er- und 1990er-Jahren das Rückgrat der sowjetischen / russischen Nuklearstreitkräfte. Die R-36MUTTH wurde im Jahr 2009 ausgemustert, sie wird jedoch noch als Trägerrakete Dnepr genutzt. Die bis zuletzt stationierten Raketen diesen Typs trugen einen einzelnen 20 MT Sprengkopf. Die aktiven R-36M2 stammen aus den Jahren 1988 bis 1992 und tragen jeweils 10 800-kT-Sprengköpfe.[1][2]

Maximal waren 308 Raketen gleichzeitig in speziellen Silos stationiert. Es gab folgende R-36M-Basen:

Anfangs 2014 standen noch 52 R-36M2 in Dienst. Diese sind in Solnetschny (28 Raketen) und Komarowski (24 Raketen) stationiert.[3] Zur Instandhaltung der Raketen wurde 2006 ein Vertrag zwischen der Ukraine und Russland geschlossen, der 2008 von der Duma ratifiziert wurde. Der bisher letzte Start einer R-36 MUTTCh (Mod 4 als Dnepr) fand am 21. November 2013 von Yasni statt[4], eine R-36M2 (Mod 6) wurde zuletzt am 30. Oktober 2013 von Dombarowski im Rahmen einer großangelegten Alarmübung gestartet

 

Technische Daten

System R-36M R-36M R-36M R-36MUTTH R-36MUTTH R-36M2
Vertragsindex RS-20A RS-20A1 RS-20A2 RS-20B RS-20B RS-20V
GRAU-Index 15A14 15A14 15A14 15A18 15A18 15A18M
NATO-Code SS-18 Satan mod 1 SS-18 Satan mod 2 SS-18 Satan mod 3 SS-18 Satan mod 4 SS-18 Satan mod 5 SS-18 Satan mod 6
Stationierung 1974 - 1983 1976 - 1980 1976 - 1986 1979 - 2005 1986 - 2009 1988 - heute
maximale stationierte Anzahl 148 10 30 278 30 58
Antrieb 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV 2 Stufen Flüssigtreibstoff plus PBV
Länge 32,6 m 32,6 m 32,6 m 36,3 m 36,3 m 34,3 m
Rumpfdurchmesser 3,00 m 3,00 m 3,00 m 3,00 m 3,00 m 3,00 m
Gewicht 209.600 kg 209.600 kg 210.000 kg 211.100 kg 211.100 kg 211.100 kg
Sprengkopfanzahl 8 10 1 10 1 10
Sprengkraft 4 x 1,0 MT + 4 x 0,45 MT 0,45 MT 20 MT 0,55 MT 20 MT 0,75 MT
Einsatzreichweite 11.200 km 10.200 km 16.000 km 11.000 km 16.000 km 11.000 km
Treffergenauigkeit (CEP) 700 m 700 m 700 m 370 m 370 m 220 m

UR-100N

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UR-100N
Allgemeine Angaben
Typ: Interkontinentalrakete
Heimische Bezeichnung: UR-100N, RS-18
NATO-Bezeichnung: SS-19 Stiletto
Herkunftsland: SowjetunionSowjetunion Sowjetunion / RusslandRussland Russland
Hersteller: NPO Maschinostrojenija
Entwicklung: 1970
Indienststellung: 1975
Einsatzzeit: im Dienst
Technische Daten
Länge: 21,10 m
Durchmesser: 2500 mm
Gefechtsgewicht: 92.750 kg
Antrieb:
Erste Stufe:
Zweite Stufe:

Flüssigkeitsraketentriebwerk
Flüssigkeitsraketentriebwerk
Reichweite: 10.000 km
Ausstattung
Lenkung: Inertiales Navigationssystem
Gefechtskopf: 6 MIRV Nukleargefechtsköpfe mit je 550 kt oder 1 RV mit 2,5-5,0 MT
Waffenplattformen: Raketensilo

 

Die UR-100N, bei den russischen Streitkräften auch RS-18 genannt, ist eine sowjetische/russische Interkontinentalrakete. Ihr NATO-Codename lautet SS-19 Stiletto. Bei den strategischen Raketentruppen von Russland befinden sich noch immer Raketen dieses Typs im Einsatz.

 

Geschichte

Die Entwicklung begann im Jahre 1970. Bereits drei Jahre später konnten die ersten Tests durchgeführt werden. Die ersten Serienraketen wurden 1975 in Dienst gestellt. Insgesamt wurden ca. 360 Raketen dieses Typs in neugebauten Silos stationiert. Die größte Anzahl wurde auf dem Territorium des heutigen Russlands (ca. 170) aufgestellt, gefolgt von der Ukraine als zweitwichtigstem Standort. Russland plant einen Teil seiner UR-100Ns noch bis ca. 2030 in Dienst zu halten. Dazu wurden 35 noch nie stationierte UR-100N eingesetzt, welche Russland 2002 bis 2004 von der Ukraine gekauft hat. Durch regelmäßige Teststarts konnten die russischen Raketenstreitkräfte die Dienstzeit der UR-100N auf nun 31 Jahre erhöhen. Unter Umständen werden sie aber auch schon früher durch die RS-24 abgelöst.

Letzte Testflüge:

  • 20. Oktober 2005
  • 15. November 2006
  • 29. Oktober 2007
  • 22. Oktober 2008
  • 27. Dezember 2011[1]

Technik

Die UR-100N ist eine Weiterentwicklung der SS-11 Sego. Die UR-100N ist jedoch wesentlich größer und treffsicherer. Die Länge stieg auf 24 m und der Durchmesser um 25 % auf 2,5 m. Wie die UR-100 verwendet auch die UR-100N einen zweistufigen Flüssigtreibstoffraketenantrieb, der mit lagerfähigem Flüssigtreibstoff (UDMH + NTO) betrieben wird. Betankt wiegen die Raketen je nach Version zwischen 103 und 106 Tonnen. Die Reichweite beträgt bei allen Versionen etwa 10.000 km. Eine UR-100N kann bis zu 5 t Nutzlast transportieren. Die Version Mod 1 trägt 6 Wiedereintrittskörper, die je einen Atomsprengkopf von je 550 kt TNT-Äquivalent enthalten. Bei der Version Mod 2 wird hingegen ein einzelner Sprengkopf mit einer variablen Sprengkraft von 2,5 bis 5 MT verwendet. Diese Version wurde getestet, ob sie hingegen stationiert wurde ist umstritten. Der Mod 3 (UR-100NUTTH) ist die heute stationierte Variante mit ebenfalls 6 MIRV je Rakete. Die Treffgenauigkeit wurde gegenüber dem MOD 1 verbessert, ebenso die Triebwerke, die Steuerung und Silos. Die Treffergenauigkeit liegt je nach Quelle und Version zwischen 250 und 920 m. Laut des START II Abkommens sollten alle Raketen der USA und Russlands nur noch mit einem Sprengkopf bestückt werden. Der Vertrag trat aber nicht in Kraft, und so waren Anfang 2014 weiterhin 30 UR-100NUTTH in Tatischtschewo (zusammen mit Topol-M) stationiert.

Ausgemusterte UR-100NUTTH werden teilweise als zivile Trägerrakete Rockot und Strela verwendet.

Varianten

  • Mod 1: Die Ursprungsversion mit 6 Sprengköpfen von je 550 kt Sprengkraft
  • Mod 2: Eine Version mit einem einzelnen Sprengkopf von 2,5 bis 5 MT Sprengkraft
  • Mod 3: Eine leicht verbesserte Version der Mod 1

RS-12M (Rakete)

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SS-25 Sickle

Moscow Parad 2008 Ballist.jpg

Allgemeine Angaben
Typ: Interkontinentalrakete
Hersteller: Nadiradse und Moskauer Institut für Wärmetechnik
Entwicklung: 1977
Indienststellung: 1988
Technische Daten
Länge: 21,50 m
Durchmesser: 1.800 mm
Gefechtsgewicht: 45.100 kg
Antrieb:
Erste Stufe:
Zweite Stufe:
Dritte Stufe:

Feststoff
Feststoff
Feststoff & PBV (Post Boost Vehicle)
Reichweite: 10.500 km
Ausstattung
Zielortung: INS
Gefechtskopf: 1 Nukleargefechtskopf 800 kt plus 3 Täuschkörper
Waffenplattformen: MAZ-7917 LKW oder Raketensilo

 

Die RS-12M Topol (NATO-Codename SS-25 Sickle, GRAU-Index 15Sch58) ist eine fahrzeuggebundene Interkontinentalrakete (ICBM), die in der Sowjetunion entwickelt wurde. Der Systemindex der Russischen Streitkräfte lautet RT-2PM.

Entwicklung

Die RS-12M wurde als kostengünstiges mobiles schwer lokalisierbares ICBM-System konzipiert. Im Jahre 1977 begann man im Konstruktionsbüro Nadiradse und im Moskauer Institut für Wärmetechnik mit der Systementwicklung. Da der SALT-II-Vertrag eine Neukonstruktion von ICBMs verbot, deklarierte die Sowjetunion das RS-12M-System als eine Weiterentwicklung der RS-12. Tatsächlich griffen die Entwickler aber auf den Entwurf der RS-14 zurück. Die RS-12M verwendet unter anderen die ersten beiden Raketenstufen der RS-14, ist aber mit einem neuentwickelten PBV (Post Boost Vehicle) bestückt. Das neue PBV enthält eine neuentwickelte Navigations- und Steuereinheit sowie einen neukonstruierten Nuklearsprengkopf.

Von der Topol entstanden zwei unterschiedliche Versionen:

  • eine stationäre silogebundene Ausführung und
  • eine mobile fahrzeuggebunde Ausführung.

Die ersten RS-12M wurden 1988 bei den Strategischen Raketentruppen eingeführt. Die Lenkwaffen sind an neun verschiedenen Orten in ehemaligen RS-12-, RS-16A- und RT-21M-Silos stationiert. Das mobile System ist auf dem geländegängigen MAZ-7912 bzw. MAZ-7917-14×12-LKW platziert und verlegbar.

Eine Weiterentwicklung der Topol ist die Topol-M (SS-27). Ausgemusterte Topol sind die Grundlage für die Start-Trägerrakete.

Technik

Die Topol benutzt einen dreistufigen Raketenmotor, der anders als frühere ICBMs mit Feststoff arbeitet. Damit ist der Einsatz und Start unabhängig von einer permanenten Basis möglich, die bei Flüssigbrennstoff unabdingbar war. Mit dem mobilen System können die Raketen direkt in der Basis, auf der Straße oder irgendwo im Gelände gestartet werden. Das mobile System ist schnell verlegbar und daher schwierig zu lokalisieren. Somit ist eine präventive Zerstörung nur schwierig realisierbar. Es wird eine minimale Reaktionszeit von wenigen Minuten erreicht. Die Rakete ist mit einem nuklearen Sprengkopf mit einer Sprengleistung von 800 kT bestückt. Die Steuerung erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform. Mit diesem System wird je nach Schussdistanz eine Treffergenauigkeit (CEP) von 200 bis 500 Meter erreicht. Um Abwehrmaßnahmen durch Abfangraketen zu erschweren, werden mit dem Loslösen des Sprengkopfes auch drei Täuschkörper freigesetzt. Mit der RS-12M lassen sich sämtliche strategische Ziele wie z. B. gehärtete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker bekämpfen. US- und NATO-Experten sehen die Topol als effektive Zweitschlagswaffe, mit der aber auch ein wirkungsvoller Erstschlag geführt werden kann.

Status

Insgesamt wurden 360 Topol-Systeme stationiert. Ende des Jahres 2013 waren noch 108 Raketen an den Standorten Osjorny (auch Wypolsowo; 18 aktive Systeme) sowie bei Joschkar-Ola (27), Nowosibirsk (18), Irkutsk (9) und Barnaul (Sibirski; 36) im aktiven Dienst.[1] Die Raketen sind in Regimentern mit jeweils neun Raketen stationiert. Die aktiven Topol haben das Ende ihre ursprünglich geplanten Dienstzeit überschritten und sollen bis 2019 ausgemustert werden. Nachfolger ist die Topol-M.

Topol-M

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SS-27 Sickle-B

RT-2PM2 Topol-M-05.jpg

Allgemeine Angaben
Typ: Interkontinentalrakete
Hersteller: Moskauer Institut für Wärmetechnik
Entwicklung: 1991
Indienststellung: 1997
Technische Daten
Länge: 22,70 m
Durchmesser: 1,860 m
Gefechtsgewicht: 47.200 kg
Antrieb:
Erste Stufe:
Zweite Stufe:
Dritte Stufe:

Feststoff
Feststoff
Feststoff & PBV (Post Boost Vehicle)
Reichweite: 11.000 km
Ausstattung
Zielortung: INS und GLONASS
Gefechtskopf: 1 MARV Nukleargefechtskopf 550 oder 800 kt plus Täuschkörper
Waffenplattformen: MZKT-79221 LKW oder Raketensilo

 

Die RS-12M2 (NATO-Code:SS-27 Mod.1 Sickle-B; GRAU-Index:15Sch65) ist eine mobile, ballistische Interkontinentalrakete aus russischer Produktion. Die Truppenbezeichnung des Systems lautet RT-2PM2.

Entwicklung

Die Topol M ist eine Weiterentwicklung der Topol (RT-2PM, SS-25 Sickle). Im Jahre 1991 begann man im Konstruktionsbüro Moskauer Institut für Wärmetechnik (MITT) mit der Systementwicklung. Die ersten Flugtests erfolgten 1994. Die Topol M wurde erstmals mit zwei Raketen im Dezember 1997 bei den russischen Streitkräften im Gebiet Saratow eingeführt. Die neue Variante mit der mobilen Abschussrampe wurde am 24. Dezember 2004 erfolgreich in Plessezk getestet und im Dezember 2006 eingeführt. 2007 wurde erstmals eine MIRV-tragende Version der Topol getestet, welche als RS-24 (NATO-Code SS-27 Mod.2) bezeichnet wird. Zukünftig soll diese als einzige SS-27 Version produziert werden. Die seegestützte Bulawa SLBM verwendet ebenfalls Technologien der Topol-M.

Technik

Die Topol-M ist eine dreistufige Feststoffrakete und wird in der Wotkinsker Maschinenfabrik produziert. Das mobile System ist auf dem geländegängigen MZKT-79221-16x16-LKW untergebracht und damit schnell verlegbar und schwierig zu lokalisieren; eine präventive Zerstörung ist demnach nicht zuverlässig möglich. Jedes Fahrzeug ist mit einem Flugkörper bestückt.

Gegenüber dem Vorgängermodell kommen bei der Topol-M moderne Komposit-Werkstoffe zum Einsatz. Ebenso verfügt die Topol-M über eine vergrösserte, leistungsstärkere 1. Raketenstufe. Topol-M hat so eine verkürzte Startphase (engl. boost phase) und kann schneller die unteren Atmosphärenschichten durchqueren. Die Rakete ist mit einem nuklearen MARV-Sprengkopf mit einer Sprengkraft von 550 kT TNT ausgestattet (möglicherweise auch 800kT wie bei der Vorgängerversion Topol).[1] Die Steuerung erfolgt mittels einer Trägheitsnavigationsplattform sowie dem GLONASS-Satellitennavigationssystem. Mit diesen beiden Systemen soll eine Treffgenauigkeit (CEP) unter 350 m erreichbar sein. Der Gefechtskopf der Topol-M ist in der Lage, nach dem Start von einer ballistischen in eine semiballistische Flugbahn zu wechseln; dadurch ist es Raketenabwehrsystemen nur sehr schwer möglich, den Flugkörper zu zerstören.

Mit der Topol M sollen sich sämtliche strategische Ziele, wie gehärtete Raketensilos und unterirdische Kommandobunker, bekämpfen lassen. US- und NATO-Experten sehen die Topol als Erstschlagswaffe, mit der aber auch ein erfolgreicher Zweitschlag geführt werden könne.

Varianten

  • RS-12M Topol: (SS-25 Sickle) Silogestütztes und mobiles Vorgängersystem.
  • RS-12M1 Topol-M1: (SS-27 Mod.1 Sickle-B) Mobile Version installiert auf einem MZKT-79221.
  • RS-12M2 Topol-M2: (SS-27 Mod.1 Sickle-B) Silogestützte Version.
  • RS-24 Jars: (SS-27 Mod.2 Sickle-B) Version der RS-12M1 mit MIRV-Gefechtskopf.

Status

Dmitri Medwedew in Teikowo, Mai 2008

Zum Ende des Jahres 2013 besaßen die russischen Raketentruppen 60 silogestützte und 18 mobile Topol-M-Raketen. Die 60 silogestützten Systeme sind in sechs Regimentern in Tatischtschewo (Saratow) stationiert. Die 18 mobilen Raketen sind in vier Regimentern in Teikowo stationiert. Die beiden Stationierungsorte Teikowo und Tatischtschewo gehören beide zur 27. Raketenarmee mit Hauptquartier in Wladimir.[2]

Zukünftig sollen nur noch die MIRV-Variante RS-24 in Silos und mobil stationiert werden