Die Jechidat Duvdevan (hebräisch יחידת דובדבן Einheit Kirsche) ist eine militärische Spezialeinheit des Heeres der israelischen Streitkräfte mit dem Einsatzschwerpunkt der Terrorismusbekämpfung und der operativen wie auch verdeckten (nachrichtendienstlichen) Aufklärung in feindlicher Umgebung ("Mista'aravim" dt. etwa: Araber werden). Sie ist Teil der Westjordanland-Division des Zentralkommandos.
Die Einheit wurde Anfang der 1980er Jahre aufgestellt, um eine schlagkräftige militärische Antiterrorkomponente des Heeres zur Verfügung zu haben, die in der Lage sein sollte, militärische Undercover- und Kommandoeinsätze gegen Terroristen in urbanen feindlichen Gebiet auszuführen und entsprechende Zielpersonen zu töten oder zu entführen.
Im Jahr 2002 erfuhr die Einheit einige Umstrukturierungen und Veränderungen. Das Basisausbildung (7 Monate) wurde zunächst zum Hauptquartier der Fallschirmjäger-Brigade verlegt, wo die Rekruten zusammen mit den Spezialeinheiten Einheit 669 (Rettungseinheit) und der Oket'z-Einheit trainierten. Nach einem Ausbildungsunfall, bei dem zwei Soldaten zu Tode kamen, wurde das Basistraining zur zentralen Infanterieschule der Streitkräfte, zur Bislamach-Brigade in den Negev, verlegt. Gleichzeitig wurde die Existenz der Einheit offiziell nicht mehr dementiert, behielt aber dennoch ihren Geheimhaltungsstatus. Die Einheit bekam eine eigene Basis, die sie nicht mit anderen Einheiten teilen muss, was innerhalb des Heeres sehr selten der Fall ist. Schließlich wurde der Auswahlprozess für die anderthalbjährige Ausbildung neu strukturiert.
Im gleichen Jahr wurde die Jechidat Duvdevan von Premierminister Ariel Scharon als effektivste Spezialeinheit im Kampf gegen den Terror ausgezeichnet.
Im Januar 2008 konnte die Einheit einen lange gesuchten Kommandeur des Islamischen Dschihad im Westjordanland lokalisieren und mit drei weiteren Begleitern töten.
Die Jechidat Duvdevan ist eine luftlandefähige- Kommandoeinheit für verdeckte Operationen in urbaner Umgebung (spezialisiert auf Häuserkampf). Ihr Einsatzspektrum umfasst operative und verdeckte Aufklärung, die Abwehr feindlicher Aufklärung, direkte Kampfeinsätze, Asymmetrische Kriegführung, Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung sowie gezielte Tötungen oder Entführungen von Zielpersonen („Staatsfeinden“).
Asymmetrische Kriegführung umfasst zahlreiche verdeckte Operationen in gegnerisch kontrolliertem oder politisch schwierigem Umfeld, unter anderem Guerilla-Kriegführung gegen wichtige Ziele hinter gegnerischen Linien, Psychologische Kriegführung und Sabotage.
Da die Jechidat Duvdevan meist nur in kleinen Teams verdeckt in arabischer Kleidung und mit modifizierten Zivilfahrzeugen operiert, haben sie eine geringe Feuerkraft, und können, wenn sie von größeren Einheiten entdeckt werden, leicht aufgerieben werden[1]. Deshalb ist es wichtig, dass sie während des Einsatzes unentdeckt bleiben und ihre Rückzugsroute gesichert ist.
Neben der Sajeret Matkal des Heeresnachrichtendienstes Aman und der JAMAM der Grenzpolizei, gilt die Jechidat Duvdevan als erfolgreichste Antiterroreinheit Israels.
Der Name Aufklärungseinheit Kirsche ist ein inoffizieller Spitzname, militärintern hat sie nur eine geheime Nummer als Namen. Wie viele andere Kommandoeinheiten des israelischen Militärs, bildet sie die Spitze des soldatischen Ausbildungsstandes der Kampfeinheiten.
Die Einheit ist zusammen mit der Sajeret Matkal in mehrererlei Hinsicht einzigartig innerhalb der Gemeinschaft der militärischen Spezialeinheiten Israels. Erstens hat sie keine vordefinierte Mission für Kriegszeiten, so wie sonst jede militärische Einheit, ist also operativ frei für sämtliche Befehle vorgesetzter Kommandoebenen. Zweitens verfügt sie über eigene Unterstützungseinheiten, wie beispielsweise nachrichtendienstliche Aufklärung, medizinische Betreuung, Ex-und Infiltrationsexperten, Scharfschützenteams und Pioniereinheiten (Spreng- und Entschärfungsspezialisten), kann also völlig autark operieren. Ferner ist sie nicht, wie sonst üblich, einem Brigadekommando, sondern direkt einem der vier Territorialkommandos, dem Zentralkommando, unterstellt. Das bedeutet, dass ihr kein spezielles Einsatzgebiet zugewiesen, wie beispielsweise der Egoz-Einheit der Golani-Brigade oder der 5173. Taipan (Sajeret Maglan) der Fallschirmjäger-Brigade. Genauso wie die Sajeret Matkal sind ihre Soldaten autorisiert Uniformen ohne Abzeichen und Rangabzeichen zu tragen und operieren hauptsächlich in Zivilkleidung. Vom Einsatzspektrum ähnelt sie noch am meisten der YAMAM, der Antiterroreinheit der israelischen Grenzpolizei.
Ursprünglich wurden die Rekruten in einem geheimen Auswahlverfahren ausgesucht und angesprochen, eine Bewerbung war nicht möglich, ähnlich der Rekrutierungspraxis bei Nachrichtendiensten. Seit 2002 ist auch eine direkte Bewerbung möglich, da die Existenz der Einheit nicht mehr geheim ist.
Da die Jechidat Duvdevan einen exzellenten Ruf nicht nur in Militärkreisen sondern auch in der israelischen Zivilgesellschaft genießt, äußern bereits viele Bewerber bei der Rekrutierung zum Wehrdienst den Wunsch, in die Jechidat Duvdevan aufgenommen zu werden. Dennoch gelingt es nur einem verschwindend geringen Teil, den Aufnahmekriterien zu entsprechen. In der Praxis ist ein direkter Zugang nur in Ausnahmefällen möglich und in der Regel werden erfahrene Soldaten mit herausragender und tadelloser militärischer Laufbahn aus anderen Einheiten rekrutiert.
Neben den sehr hohen physischen Anforderungen steht vor allen Dingen die arabische Sprachausbildung im Vordergrund, die auf eine möglichst perfekte Beherrschung ausgerichtet ist, da unterhalb der Muttersprachlerebene die Gefahr der Enttarnung zu groß wäre.
Die Auswahlphase ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil durchlaufen die Aspiranten einen 24stündigen Motivations-Test, um anschließend einen fünf Tage andauernden zweiten physischen Test zu durchlaufen. Schließlich finden im dritten Auswahlabschnitt die eigentlichen Bewerbungsgespräche statt. Werden alle drei Phasen erfolgreich durchlaufen, beginnt die eigentliche Ausbildung, die insgesamt anderthalb Jahre dauert und sich in ein siebenmonatiges Grundtraining und ein weiterführendes Spezialtraining unterteilt.
Wegen des besonderen Missionsprofils der verdeckten Operation in feindlich urbaner Umgebung, weicht die Ausrüstung ab von der allgemeinen Beschaffung. Insbesondere werden Waffen und Ausrüstungsgegenstände zugeteilt, die auf das Einsatzgebiet abgestimmt sind, wie möglichst verdeckt zu führende Infanteriewaffen und speziell modifizierte Zivilfahrzeuge mit nicht sichtbarer Kevlarpanzerung und elektronische Kommunikations- und Aufklärungsausrüstung sowie Waffen.
Die Einheit verwendet Glock 17 und Glock 19 Selbstladepistolen, Sturmgewehre des Typs Tavor TAR-21, Maschinenpistolen des Typs Micro Uzi und Micro Para Uzi, Scharfschützenwaffen der Typen IMI Galil Galat’z, Mauser 86SR, M24 und Steyr SSG 69 und Vorderschaftrepetierflinten der Typen Remington 870 und Mossberg 500.
Das Motto der Einheit lautet: Ki Betachbulot Ta'ase Lecha Milchama (hebräisch כִּי בְתַחְבֻּלוֹת, תַּעֲשֶׂה-לְּךָ מִלְחָמָה.); deutsch: „Denn durch Überlegung gewinnst du den Kampf.“