Italienische Marine Marina Militare |
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Wappen der Marina Militare |
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Aufstellung | 1861 als Regia Marina |
Land | Italien Italien |
Streitkräfte | Italienische Streitkräfte |
Typ | Teilstreitkraft |
Grobgliederung |
Admiralstab (Rom)
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Stärke |
32.000 Soldaten (Iststärke 2013) |
Hauptsitz des Admiralstabes | Rom |
Schutzpatron | Santa Barbara |
Leitung | |
Chef des Admiralstabes |
Vizeadmiral Giuseppe De Giorgi |
Insignien | |
Gösch der Marina Militare | |
Flagge der italienischen Marine |
Die italienische Marine, italienisch Marina Militare (Italiana), bildet zusammen mit Heer, Luftwaffe und Carabinieri die Streitkräfte Italiens. Die Marine untersteht dem Admiralstab (Stato Maggiore Marina - SMM) im Verteidigungsministerium in Rom. Bis 2012 betrug die Sollstärke 34.000 Soldaten, bis 2024 soll der neue Personalumfang von 26.800 Männern und Frauen schrittweise erreicht werden.
Der Admiralstab in Rom ist in erster Linie für Grundsatzfragen, Planungsaufgaben und organisatorische Angelegenheiten zuständig und dabei an die Gesamtplanungen und Weisungen des übergeordneten Generalstabs der Streitkräfte gebunden. Dem Admiralstab unterstehen drei große Organisationsbereiche: das Flottenkommando in Santa Rosa (Rom), das Logistikkommando in Nisida (Neapel) und das Ausbildungskommando in Ancona.
Dem Ausbildungskommando sind mit Ausnahme des Ausbildungszentrums der Flotte alle Schulen der Marine unterstellt. Der Grund für die genannte Ausnahme ist, dass man die praxisorientierte Fachausbildung der Besatzungen im Bereich der Flotte halten will. Das 2013 errichtete Logistikkommando übernahm vor allem die Aufgaben und Einrichtungen der früheren Küstenabschnittskommandos, wobei die entsprechenden Stellen für Dreisterne-Admirale gestrichen wurden. Es untergliedert sich in die Bereichskommandos „Nord“ (La Spezia), „Süd“ (Tarent), „Sizilien“ (Augusta) und „Hauptstadt“ (Rom). Sardinien und die nördliche Adria wurden dem Kommando in La Spezia zugeschlagen. Das Flottenkommando (Comando in Capo della Squadra Navale - CINCNAV) führt die Seestreitkräfte, welche truppendienstlich je nach Typ folgenden Unterkommandos angehören:
Schiffe und Boote der italienischen Marine werden je nach Bedarf den ständigen Einsatzverbänden der NATO zugeteilt oder für Operationen der EU oder internationaler Organisationen zur Verfügung gestellt. Portugal, Spanien, Frankreich und Italien unterhalten den periodisch operierenden Flottenverband Euromarfor.
Außer Dienst gestellt werden in den kommenden Jahren unter anderem: vier nicht kampfwertgesteigerte Fregatten der Maestrale-Klasse, die ursprünglich vier Fregatten der Artigliere-Klasse, ein Teil der Korvetten der Minerva-Klasse und weitere kleinere Patrouillenschiffe (OPV), die Minenabwehrfahrzeuge der Lerici-Klasse und zwei ältere Versorger der Stromboli-Klasse. Neu zur Flotte kommen in den nächsten Jahren acht von bis dato zehn geplanten FREMM-Fregatten der Bergamini-Klasse, eine Klasse von größeren Patrouillenschiffen für Überwachungsaufgaben auf hoher See (Piratenbekämpfung) als Ersatz für einen Teil der bisherigen Fregatten, Korvetten und Offshore Patrol Vessels, zwei U-Boote der Klasse U-212A und ein oder zwei neue Versorger. Die drei Landungsschiffe werden langfristig ebenfalls ersetzt, wobei ein vergrößertes neues Landungsschiff mit durchgehendem Flugdeck auch den älteren Flugzeugträger Garibaldi ablösen soll.
Die Einheiten der italienischen Marineflieger werden unter dem Begriff Aviazione Navale zusammengefasst. Sie unterstehen dem Comando delle Forze Aeree (dt. „(Marine-) Luftstreitkräftekommando“), das beim Flottenkommando in Santa Rosa angesiedelt ist. Die Bezeichnung Comando delle Forze Aeree (COMFORAER) entstand im Zug der Umstrukturierung der Kommandobereiche der Marine, wobei man bei den Begriffen eine gewisse Einheitlichkeit erreichen wollte. Die italienischen Marineflieger operieren mit Hubschraubern und Flugzeugen von den unten aufgelisteten Landstützpunkten sowie von Flugzeugträgern, Zerstörern, Fregatten, größeren Patrouilleneinheiten (OPV), Landungsschiffen und Versorgungsschiffen aus. Die
Seefernaufklärungsflugzeuge vom Typ „Breguet Atlantic“ gehören zur italienischen Luftwaffe (41º Stormo in Sigonella auf Sizilien), stehen aber unter der operativen Kontrolle der Marine und haben gemischte Besatzungen.
Hubschrauber:
Die Ausmusterung der ehemals 36 SH-3D Sea King steht kurz vor dem Abschluss. Von den ehemals 67 AB212 ist wegen der verspäteten Auslieferung der NH90 noch ein Teil vorhanden.
Flugzeuge (Stand Ende 2010):
Stützpunkte:
Seit März 2013 bildet die San-Marco-Brigade den neuen organisatorischen Rahmen der italienischen Marineinfanterie. Die rund 3.800 Soldaten umfassende Brigade besteht im Wesentlichen aus drei Regimentern. Das 1. Regiment steht in direkter Nachfolge des früheren San-Marco-Regiments, in dem weiterhin die amphibischen Kräfte der Marine zusammengefasst sind. Bei Bedarf wird es von den Lagunari und anderen Einheiten des Heeres unterstützt. Für den Transport stehen die drei Docklandungsschiffe (LPD) der San-Giorgio-Klasse und andere Einheiten zur Verfügung. Das (Boarding-)Personal des 2. Regiments übernimmt insbesondere Embargokontrollen auf Handelsschiffen, die Bekämpfung von Piraten und andere Sicherungsaufgaben auf See. Im 3. Regiment ist der Objektschutzdienst der Marine (Servizio Difesa Installazioni) aufgegangen, der Stützpunkte und sonstige Einrichtungen an Land schützt. Seit November 1998 besteht eine enge Kooperation mit der spanischen Infantería de Marina.
Mit der in Teilen den Spezialkräften zugeordneten Kommandoeinheit COMSUBIN verfügt die italienische Marine seit langer Zeit über eine der führenden Kampfschwimmereinheiten der Welt. Truppendienstlich untersteht sie dem Admiralstab unmittelbar.
Die Guardia Costiera ist offiziell eine Truppe der Marine, für die sie auch einige Unterstützungsaufgaben übernimmt. De facto handelt es sich jedoch um eine eigenständige Organisation, die dem Verkehrsministerium untersteht und von diesem auch finanziert wird. Im Notfall kann die italienische Küstenwache dem Verteidigungsministerium beziehungsweise der Marine unterstellt werden.
Die Personalstärke der Küstenwache liegt bei etwa 11.000 Männern und Frauen. Dieser Personalbestand ist nicht Teil der Personalsollstärke der italienischen Marine. Das Personal der Guardia Costiera wird größtenteils von der Marine ausgebildet. Angehörige der Marine können nach einer gewissen Dienstzeit zur Küstenwache übertreten. Bis 2005 war es möglich, den Wehrdienst bei der Küstenwache abzuleisten.
Das Hydrographische Institut in Genua gehört zur italienischen Marine. Diesem Institut unterstehen auch einige Forschungs- und Vermessungsschiffe. Es gibt unter anderem amtliche Seekarten und Seehandbücher heraus und ist auch für die Nachrichten für Seefahrer zuständig.
Einen sehr guten Ruf genießt in Italien die Marineakademie in Livorno (Accademia Navale di Livorno). Dort werden alle angehenden Offiziere der Marine fünf Jahre lang ausgebildet („Master“). Spätere Ausbildungsstationen sind die Führungsakademie der Marine in Venedig und die Führungsakademie der Streitkräfte (CASD) in Rom. Angehende Schiffskommandanten werden auf einer besonderen Schule in Augusta ausgebildet. Wie die Deutsche Marine mit der Gorch Fock hat auch die die italienische Marine mit dem Segelschulschiff Amerigo Vespucci eines der schönsten noch existierenden Segelschiffe.
Die Unteroffiziere der Marine werden auf Unteroffiziersschulen in La Maddalena (Sardinien) und in Tarent ausgebildet. Die Unteroffizierslaufbahn wurde in den 1990er Jahren in Italien grundlegend reformiert. Heute bilden die Mannschaften und die Unteroffiziere ohne Portepee eine Art gemeinsame Gruppe, während die Unteroffiziere mit Portepee eine separate Laufbahn sind, die mit dem deutschen „gehobenen Dienst“ verglichen werden kann. Junge Leute können nach einer zwei- beziehungsweise dreijährigen Ausbildung („Bachelor“) direkt in diese Laufbahn einsteigen, sofern sie das Abitur (diploma di maturità) haben. Für bewährte Unteroffiziere ohne Portepee ist ein Aufstieg möglich, wird aber durch den Besitz der Hochschulreife erheblich erleichtert.
Für Mannschaften genügt ein Hauptschulabschluss (licenza media), möglichst mit einer Berufsausbildung (diploma di qualifica). Doch wegen der zunehmenden Attraktivität des Dienstes bei der Marine und der hohen Bewerberzahlen für die Offiziers- und die gehobene Unteroffizierslaufbahn gibt es auch zunehmend Mannschaften mit Abitur.
Die Marine verfügt in Venedig über ein eigenes Gymnasium, die Marineschule Francesco Morosini. Jugendliche können dort die gymnasiale Oberstufe absolvieren und Abitur machen. Der Schulbetrieb ist militärisch ausgerichtet und die Schüler haben den Status von Soldaten. Nach Abschluss der Schule können sie wieder ins Zivilleben zurückkehren oder eine militärische Laufbahn einschlagen.
Die italienische Marine entstand im Zug der Einigung Italiens (Risorgimento, 1861) im Wesentlichen durch die Fusion der Marinen der Königreiche Sardinien-Piemont und Neapel. Damals erhielt sie den Namen Regia Marina („Königliche Marine“). In den ersten Jahren ihres Bestehens litt sie an der uneinheitlichen Zusammensetzung und vor allem an den Rivalitäten der aus unterschiedlichen Schulen stammenden Offiziere. Aus diesem Grund verlor sie 1866 bei Lissa zwei Schiffe. Admiral Benedetto Brin führte in den 1870er Jahren erstmals eine systematische Flottenplanung ein und ordnete die Marine auch in anderen Bereichen neu.
In den beiden Weltkriegen taten sich zahlreiche Soldaten der italienischen Marine durch Einzelaktionen hervor, darunter Luigi Rizzo, Luigi Durand de la Penne und Carlo Fecia di Cossato. Im Zweiten Weltkrieg bedingten der zu spät eingeleitete Bau von Flugzeugträgern, die mangelnde Kooperation zwischen Marine und Luftwaffe, der Treibstoffmangel, das fehlende Radar und die Erfolge der Kryptologen im britischen Bletchley Park die Unterlegenheit der italienischen Flotte in weiten Teilen des Mittelmeers. Vor allem dank der Entzifferung des deutschen und italienischen Nachrichtenverkehrs konnte der Nachschub der Achsenmächte nach Nordafrika zum Teil auf systematische Weise versenkt werden, insbesondere nachts. Trotz der genannten Nachteile zeigten italienische Flottenverbände bei Punta Stilo, Kap Teulada oder im Golf von Syrte, dass sie es bei Tageslicht mit vergleichbaren alliierten Verbänden aufnehmen konnten. Nächtliche Einsätze konnten hingegen in Desastern wie bei Kap Matapan enden.
1946 nahm die italienische Marine im Zug der Abschaffung der Monarchie den Namen Marina Militare („Kriegsmarine“) an. Nachdem 1950 die letzten alliierten Beschränkungen aufgehoben worden waren, setzte man auf eine kleine, aber technisch hochwertige Flotte. Auf dieser neuen Linie bewegten sich auch italienische Unternehmen wie Fincantieri, Oto Melara oder Selenia. Mitte der 1970er Jahre gab ein so genanntes „Flottengesetz“ der italienischen Marine Auftrieb. Die in den nachfolgenden Jahren geschaffene moderne und ausgewogene Flotte steht zum Großteil auch heute noch in Dienst, wird jedoch schrittweise ersetzt. Auf Grund der andauernden Haushaltsprobleme ist es der Marine in den letzten Jahren nur mit Mühe gelungen, neue Projekte auf den Weg zu bringen, vorwiegend im Rahmen entwicklungs- und stückkostenmindernder internationaler Kooperationen. Der Trend zu einer kleinen, aber technologisch hochwertigen (und sehr teuren) Flotte wird auch in Zukunft anhalten.
Das Wappen der italienischen Marine zeigt unter einer römischen Schiffskrone die Embleme der alten mittelalterlichen Seerepubliken Venedig, Genua, Pisa und Amalfi (im Uhrzeigersinn). Auch die quadratische Gösch und die Marineflagge zeigen die Embleme der vier Städte. In der Nachfolge dieser ehemaligen Seemächte sieht sich die heutige italienische Marine.
Die Marineflagge führen auch die Boote der Küstenwache, der Carabinieri und der Guardia di Finanza. Auf der zivilen Handelsflagge ist die Krone über den vier Wappen nicht abgebildet und im Wappen der Republik Venedig hält der geflügelte Markuslöwe statt dem Schwert das Markusevangelium. Diese Flagge führen alle staatlichen und privaten italienischen Seefahrzeuge, die nicht unter Militärjurisdiktion fallen.