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Führung | |||
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Oberbefehlshaber: | Präsident, derzeit Präsident Pranab Mukherjee | ||
Militärische Stärke | |||
Aktive Soldaten: | 1.325.000 (2006) | ||
Reservisten: | 1.155.000 (2006) | ||
Wehrpflicht: | keine | ||
Wehrtauglichkeitsalter: | 17 | ||
Haushalt | |||
Militärbudget: | 46 Mrd. US-Dollar (2013) | ||
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: | 2,4 %[1] (2006) | ||
Geschichte | |||
Gründung: | 1949 |
Die indischen Streitkräfte (Bharatiya Sashastra Senae) sind die Streitkräfte der Republik Indien. Sie umfassen ca. 1.325.000 Soldaten, wovon 1,1 Millionen im Heer, 150.000 bei der Luftwaffe und 53.000 bei der Marine dienen. Damit unterhält Indien nach der Anzahl der Soldaten die drittgrößte Streitmacht der Welt. Dazu kommen 1.155.000 in Reserve und 1.293.300 paramilitärische Kräfte.
Das Verteidigungsbudget im Fiskaljahr 2013–14 (Stichmonat März) beträgt umgerechnet etwa 38.9 Milliarden US-Dollar, etwa 2,04 Billionen Rupien.[2]
Vor der Unabhängigkeit existierte von 1858 bis 1947 die British Indian Army in Britisch-Indien. Sie bildete gemeinsam mit den Kontingenten, die ausschließlich aus Großbritannien stammten, die Army of India oder Army in India.
Die British Indian Army bildete den Grundstock der Armeen der durch die Teilung des indischen Subkontinents entstandenen Staaten, der Indischen Union und der Islamischen Republik Pakistan. Die Teilung Indiens bezieht sich auf die Aufteilung des vormaligen Britisch-Indien aufgrund religiöser und ethnischer Auseinandersetzungen, die schließlich zwischen dem 14. und 15. August 1947 zur Gründung zweier unabhängiger Staaten führten: Pakistan und Indien. Pakistan bestand bis 1971 aus zwei Teilen: Westpakistan (das heutige Pakistan) und Ostpakistan (das heutige Bangladesch). Die Aufteilung des ehemaligen Britisch-Indiens in zwei Dominions war im Indian Independence Act 1947 festgeschrieben worden und markierte das Ende der britischen Kolonialherrschaft auf dem indischen Subkontinent. Im Verlauf des Teilungsprozesses kam es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die zum Tod von mehreren hunderttausend Menschen führten. Einige Autoren sprechen sogar von bis zu einer Million Opfern oder mehr. Etwa 20 Millionen Menschen wurden im Zuge der Aufteilung Britisch-Indiens deportiert, vertrieben oder umgesiedelt.
Grenzstreitigkeiten führten 1962 zum Chinesisch-Indischen Grenzkrieg, den Indien verlor. Die indische Unterstützung einer Unabhängigkeitsbewegung im damaligen Ostpakistan führte 1971 zu einem dritten Krieg Indiens gegen Pakistan mit folgender Teilung Pakistans und Gründung des neuen, ebenfalls islamisch geprägten Staates Bangladesch. Besondere Brisanz erhält der indisch-pakistanische Gegensatz durch die Tatsache, dass beide Staaten Atommächte sind. Indien hatte 1974 erstmals einen Atomtest durchgeführt. Auf weitere Kernwaffenversuche im Jahre 1998 reagierte Pakistan mit eigenen Atomtests. In den letzten Jahren war eine Annäherung zwischen Indien und Pakistan zu bemerken. So fanden Gefangenenaustausche statt und wurden Verbindungen in der Kaschmirregion geöffnet.
Seit der Unabhängigkeit hat das indische Militär kaum Interesse an einer politischen Einflussnahme gezeigt. Es ist der Zivilverwaltung unterstellt, den militärischen Oberbefehl hat der Präsident. In Indien gilt keine allgemeine Wehrpflicht, stattdessen unterhält der Staat eine Berufsarmee.
Im Dezember 2007 haben Indien und die Volksrepublik China erstmals ein gemeinsames Anti-Terror-Militärmanöver abgehalten. Die einwöchige Übung "Hand in Hand 2007" mit insgesamt 200 Soldaten wurde in der chinesischen Provinz Yunnan durchgeführt. Weitere partnerschaftliche Sicherheitskooperationen gibt es mit den südostasiatischen Nachbarn Indonesien, Malaysia und Singapur, aber auch mit Japan und den USA.
Die Übung Yuddh Abhyas ist Teil einer seit 2005 fortlaufenden Reihe von gemeinsamen Übungen zwischen Indien und den Vereinigten Staaten von Amerika. Die indische Armee kooperiert bei der Durchführung von Übungen (Nomadic Elephant) mit der mongolischen Armee. Die erste Übung fand im Jahr 2004 statt. Im Jahr 2012 fand die Übung in Belgaum und im Juni 2013 in der Mongolei statt. Das Ziel der Übungen ist es, Operationen zur Aufstands- und Terrorismusbekämpfung zu verbessern und die Durchführung von friedenserhaltenden Operationen unter dem Mandat der Vereinten Nationen zu trainieren.
Indien pflegt auch eine immer intensivere rüstungstechnische Zusammenarbeit mit Israel. Die indische Marine importiert seit Jahren zahlreiche in Israel hergestellte Rüstungsprodukte, darunter Flugabwehr-FK-Systeme Barak und Anlagen für die Elektronische Kampfführung sowie israelische Drohnen.
Indien verfügt über 3.555 Kampfpanzer, 1960 Kampfflugzeuge, 620 Hubschrauber und 170 Kriegsschiffe, darunter Fregatten der Talwar-Klasse und 15 U-Boote (Stand: 2012). 124 Panzer sind vom Typ Arjun aus eigner Produktion, insgesamt sind 248 weitere Panzer bestellt, davon 124 vom modernisierten Typ Mk-II.
Indiens einzige Militärbasis im Ausland ist seit 2004 der Luftstützpunkt Farkhor in Tadschikistan. Zudem besteht mit Mosambik ein Militärabkommen, das Ankerrechte und Versorgung von indischen Kriegsschiffen vorsieht. Mit Mauritius bestehen zudem enge militärische Bindungen. Die indischen Luftstreitkräfte kontrollieren den mauritischen Luftraum und es besteht eine Zusammenarbeit mit der indischen Marine
Seit 1974 ist Indien inoffizielle Atommacht. Es verfügt über selbst entwickelte Kurzstreckenraketen sowie die Mittelstreckenrakete Agni III mit einer Reichweite von bis zu 5500 Kilometern, die auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden kann. Des Weiteren entwickelt Indien mit der Agni V eine Interkontinentalrakete. 2012 standen den strategischen Streitkräften (Strategic Forces Command) 84 Nuklearsprengköpfe zur Verfügung. Bis heute hat Indien den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet, verzichtet jedoch laut seiner Nukleardoktrin auf den nuklearen Erstschlag.
Zur Indian Army (Bharatiya Thalsena), dem Heer, gehören rund eine Million Soldaten und es ist in sechs Regionalkommandos gegliedert:
Die Heeresflieger besitzen (Stand Ende 2010) 39 Dhruv (99 weitere bestellt), 20 SA315 (10 weitere bestellt) und 80 SA316-Kampfhubschrauber.
Die Indian Navy (Bharatiya Nausena), einschließlich der Marineflieger, gliedert sich in drei Marinekommandos:
Flaggschiff der Flotte ist der Flugzeugträger INS Viraat, die vormalige britische HMS Hermes.
Die Inder gingen beim Ausbau der Marinekräfte methodisch plausibel und zielgerichtet vor. Zunächst wurden vor allem britische Schiffe gekauft, in Lizenz nachgebaut und darauf aufbauend eigene Entwürfe gefertigt. Als Großbritannien nach dem Kaschmir-Konflikt 1965 auf Distanz zu Indien (ehemals britische Kolonie) ging, nahm die Sowjetunion diese Stelle ein.
Inzwischen ist Indien auch im hochwertigen Kriegsschiffbau unabhängig und damit – neben China – der zweite Staat Asiens, der nahezu die gesamte Palette des modernen Kriegsschiffbaus durch eigene Werften abdecken kann. Darüber hinaus konnte Indien Mitte April 2003 die erste (von insgesamt bis zu zehn) von der Mazagon Werft in Mumbai (Bombay) gefertigte Stealth-Fregatte (Shivalik-Klasse, Projekt 17 „new NILGRI –Klasse“) von Stapel laufen lassen. Der noch völlig ohne Decksaufbauten und Bewaffnung erstellte Schiffskörper soll nach der Indienststellung das 4.900-ts-Schiff mit mehr als 30 Knoten bewegen können. Hinsichtlich der Bewaffnung werden aus einem VLS startbare Seezielflugkörper vom russisch-indischen Typ BrahMos mit 300 km Reichweite, alternativ auch U-Jagd-Flugkörper, erwartet. Dazu sollen zur Nahbereichs-Flugabwehr (20 km) russisch-indische Kashmir-Flugkörper oder die israelische Barak eingesetzt werden.
Indien unterzeichnete 2004 den Kaufvertrag für den russischen Flugzeugträger Admiral Gorschkow, Ziel war der Ersatz des Trägers Viraat. Laut Vertrag muss Russland das Schiff für 750 Millionen Dollar modernisieren und bordgestützte Flugzeuge für dieselbe Summe liefern. Die Erneuerung des Flugzeugträgers erfolgte auf der Semasch-Werft in Sewerodwinsk. Nachdem die Übergabe des Schiffes an den Auftraggeber bereits für das Jahr 2008 geplant worden war, verzögerte sich die Fertigstellung mehrfach. Am 15. November 2013 wurde der Flugzeugträger unter dem neuen Namen Vikramaditya an Indien übergeben.[4] Seit 2005 baut Indien an einem eigenen Flugzeugträger namens Vikrant, die Indienststellung sollte 2015 erfolgen[5], wurde aber auf voraussichtlich Ende 2018 verschoben
2006 erwarb Indien rund 175 Stück Lenkwaffen des Typs 3M54 Klub-S (SS-N-27 Sizzler) für die U-Boote der Sindhughosh-Klasse.
Die Marine leaste ein Boot der Charlie-Klasse von der Sowjetunion und setzte es zwischen 1988 und 1991 ein. Das Boot K-43, das in der indischen Marine als INS Chakra bekannt war, wurde von sowjetischen Matrosen kontrolliert, die die Inder anlernten. Indien selbst startete bereits 1985 das Programm Advanced Technology Vessel, das den Bau eigener Atom-U-Boote zum Ziel hat. Am 26. Juli 2009 wurde das erste in Indien selbst gefertigte Atom-U-Boot als INS Arihant zu Wasser gelassen und 2012 in Dienst gestellt. Um U-Boot-Besatzungen auf den Einsatz auf einem Atom-U-Boot vorzubereiten, wurde 2012 das russische Atom-U-Boot K-152 Nerpa von der Indischen Marine für 10 Jahre geleast und, wie bereits K-43, als INS Chakra (2009) in Dienst gestellt. Die INS Chakra gehört der Akula-II-Klasse an; die Kosten belaufen sich auf rund 650 Millionen US-Dollar. Ebenfalls wird die Atomrakete Sagarika vorbereitet, die eine Reichweite von bis zu 1000 Kilometer besitzen soll und von getauchten U-Booten gestartet werden kann, aber erst Jahre nach dem ersten ATV bereit sein soll
Im Februar 2008 testete die indische Marine im Golf von Bengalen erstmals eine neue Ubootgestützte ballistische Rakete (SLBM) vom Typ K-15 Sagarika des Rüstungsbetriebs DRDO, von einer 50 Meter unter dem Meeresspiegel befindlichen Abschussbasis nahe dem Marinestützpunkt in Visakhapatnam. Indien verfügt noch nicht über größere U-Boote zum Abschuss dieser Rakete mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern und einem Gefechtskopf von 500 Kilogramm, plant aber deren Bau.
(Stand: Ende 2014)
Der Indian Air Force (Bharatiya Vayu Sena) gehören 170.000 Soldaten an und sind in fünf Luftkommandos gegliedert:
Des Weiteren gibt es ein Ausbildungskommando in Bangalore und ein Instandsetzungskommando in Nagpur. Derzeitiger Befehlshaber der Luftwaffe ist Pradeep Vasant Naik.
Indiens militärische Forschungs- und Entwicklungseinrichtung (DRDO) hat mit der Projektierung eines aussichtsreichen Jagdflugzeuges der fünften Generation AMCA (Advanced Medium Combat Aircraft) begonnen. Wie der Generaldirektor der Luft- und Raumfahrtsparte von DRDO mitteilte, soll das neue Kampfflugzeug 2018 fertig sein. Die 20 Tonnen schwere Maschine hat zwei Triebwerke und ist dank der Tarnkappentechnologie praktisch unsichtbar.
Nach dem Erfolg des BrahMos-Projekts vereinbarten Russland und Indien im Frühjahr 2007 das FGFA-Programm. Fifth Generation Fighter Aircraft ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem russischen Luftfahrtkonsortium OAK und der indischen Hindustan Aeronautics (HAL) zur Entwicklung eines Jagdflugzeugs der Fünften Generation. Zusammen mit 126 mittleren Mehrzweck-Kampfflugzeugen, die Indien im Rahmen eines 10,4 Milliarden US-Dollar teuren Projektes zu beschaffen plant, 270 Maschinen des Typs Suchoi-30MKI, die für etwa 12 Milliarden US-Dollar von Russland geliefert werden, einer Kampfwertsteigerung der vorhandenen Su-30 MKI für weitere 2 Milliarden US-Dollar und 120 Stück des indischen Light Combat Aircraft (LCA-Tejas) für 3,6 Milliarden US-Dollar sollen die etwa 250 FGFA-Maschinen für die absehbare Zukunft die Hauptstütze der indischen Luftstreitkräfte bilden. Unabhängig davon sollen Kampfwertsteigerungsmaßnahmen für 50 ältere Mirage 2000 und 61 MiG-29 SMT im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar deren Einsatzfähigkeit bis in das Jahr 2025 sowie für weitere 125 MiG-21 bis 2017 sicherstellen. Damit soll innerhalb der nächsten zehn Jahre die geforderte Kampfstärke der indischen Luftwaffe von 44 Schwadronen mit mehr als 792 Flugzeugen (18 Flugzeuge je Schwadron) erreicht werden und der Neuaufbau der Luftwaffe zu einem Selbstkostenpreis von etwa 55 bis 65 Milliarden US-Dollar vollzogen sein.