British Army | |
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Aufstellung | 1707 |
Land | Vereinigtes Königreich |
Streitkräfte | Streitkräfte des Vereinigten Königreichs |
Typ | Teilstreitkraft (Landstreitkraft) |
Stärke |
Aktive Soldaten: 113.970 Territorial Armee: 33.130 Reservisten: 134.190 |
Sitz des Führungsstabes | London |
Leitung | |
Chief of the General Staff | General Sir Peter Wall KCB CBE Aide de Camp General |
British Army [ˌbrɪtɪʃ ɑːmɪ] (deutsch Britisches Heer) ist die Bezeichnung der Landstreitkräfte des Vereinigten Königreiches.
Im Unterschied zu den beiden anderen Teilstreitkräften des Vereinigten Königreichs, der Royal Air Force und der Royal Navy, trägt die British Army nicht den Zusatz „Royal“ in ihrem Namen, was ihrer Tradition als Parlamentsheer entspricht.
Sie ist formell dem britischen Monarchen als Oberbefehlshaber der Gesamtstreitkräfte unterstellt.
Seit 1962 besteht die British Army ausschließlich aus Freiwilligen. Größere Einsatzgebiete in den letzten Jahrzehnten waren Nordirland, die Falklandinseln, Kosovo, Afghanistan sowie der Irak.
Bis zum englischen Bürgerkrieg 1642 gab es weder in England noch in Schottland ein stehendes Heer. Im Kriegsfall stellte der Adel dem Monarchen eine bestimmte Anzahl an Soldaten bereit. Zusätzlich wurden Söldner angeworben. Während des Bürgerkrieges erwies sich diese Praxis aus Sicht der Zentralregierung jedoch als bedenklich, da es Oliver Cromwell gelang, viele Soldaten für das Parlamentsheer zu gewinnen. Um diese – für jede Zentralregierung gefährliche – Schwachstelle zu beseitigen, stellte das Parlament auf Betreiben Cromwells bereits während des Bürgerkrieges erstmals ein stehendes Heer auf, die New Model Army. Nach der Wiedereinsetzung der Monarchie behielt Karl II. dieses Prinzip bei und unterzeichnete am 26. Januar 1661 die offizielle Gründungsurkunde der English Army. Sie wurde seit dem Act of Union 1707, bei dem die schottischen Regimenter in die Armee integriert wurden, als British Army bezeichnet.
1689 begrenzte das Parlament den Einfluss des Monarchen auf das Militär. Es lehnte ein stehendes Heer in Friedenszeiten ab, da es dem Monarchen auch als innenpolitisches Machtinstrument dienen könnte. Durch die Bill of Rights 1689 durfte ein stehendes Heer nur mit Zustimmung des Parlaments existieren. Bis heute muss das Parlament daher jährlich das Bestehen des Heeres genehmigen, wobei es sich inzwischen aber um einen rein formalen Akt handelt. Forderungen, dem Monarchen die Kontrolle über die Armee komplett zu entziehen, konnten nicht durchgesetzt werden, so dass er bis heute der alleinige Oberbefehlshaber der British Army ist.
Vom späteren 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war Großbritannien die dominierende Weltmacht mit uneingeschränkter Vormachtstellung. Obwohl stets die Royal Navy als maßgebliches Instrument der Expansion des British Empire angeführt wird, spielte auch die British Army eine entscheidende Rolle. Für die Verteidigung der Kolonien gegen andere Nationen und Aufständische war die Armee unerlässlich. Jedoch auch bei der Eroberung neuer Kolonien spielten die Bodentruppen eine wesentliche Rolle, da Großbritannien die Territorien bis weit ins Landesinnere kontrollieren wollte und damit außerhalb des Wirkungsbereiches der Royal Navy agiert werden musste.
Im Gegensatz zu den Heeren in Frankreich und Deutschland war die britische Armee in dieser Zeit keine Massenarmee und es existierte auch keine Wehrpflicht. Die britischen Regimenter wurden in einem Rotationssystem in der Heimat oder in den Kolonien eingesetzt.
Feldzüge der British Army in dieser Zeit:
Nach der Niederwerfung des Sepoy-Aufstandes wurde 1858 die Britisch-Ostindische-Handelsgesellschaft (British East India Company) aufgelöst. Die Territorien der Kompanie wurden der Krone unterstellt und die Indian Army wurde die Armee der britischen Regierung von Indien. Die Indian Army umfasste zu diesem Zeitpunkt sowohl britische als auch indische Einheiten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden durch den Oberbefehlshaber Lord Kitchener umfangreiche Reformen durchgeführt. Die Army of India bestand von 1903 bis 1947 aus:
Während sich das British Empire stetig vergrößerte, hatte man in Europa aber auch im eigenen Land mit erheblichen Krisen zu kämpfen. In der Folge der Glorious Revolution 1688 gab es Kämpfe um den englischen Thron, die erst mit der Schlacht bei Culloden endeten. Diese war zugleich die letzte Schlacht, die jemals auf britischen Boden ausgetragen wurde.
Auf dem europäischen Festland versuchte Großbritannien, sich aus den Streitigkeiten zwischen den drei Großmächten Frankreich, Spanien und Österreich herauszuhalten. Dennoch kam es 1701 zum Spanischen Erbfolgekrieg, in dem sich Großbritannien gegen Frankreich stellte, um dessen weitere Expansion zu verhindern. Auch in den Napoleonische Kriegen kam der British Army eine entscheidende Rolle beim Sieg über Napoleon zu. Letztlich führte der Sieg der britischen und preußischen Armee in der Schlacht von Waterloo unter dem Kommando des Marschalls Gebhard Leberecht von Blücher zum Ende des napoleonischen Reiches. Des Weiteren war die British Army auch am Krimkrieg gegen Russland beteiligt.
Bereits vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges hatte das Deutsche Reich die Vormachtstellung Großbritanniens in Frage gestellt. Da Großbritannien sich mit Frankreich und Russland zur Triple Entente verbündet hatte, kam es 1914 zur ersten militärischen Konfrontation zwischen den beiden Staaten. Die British Expeditionary Force traf in Belgien und Nordfrankreich auf das deutsche Heer. Zu Beginn des Krieges musste die Armee den Bedingungen des modernen, mit großen Wehrpflichtarmeen geführten Krieges angepasst werden. Deshalb wurde von Kriegsminister Horatio Herbert Kitchener ein Programm zur Aufstellung einer Massenarmee (Kitcheners Armee) ins Leben gerufen. Aufgrund der hohen Zahl von Freiwilligen konnte vorerst noch von einer Wehrpflicht abgesehen werden. John French hatte das Gros der alten Berufsarmee als British Expeditionary Force nach Frankreich geführt, deren Einsatz die Marneschlacht mitentschied. Wegen seiner kraftlosen und unentschlossenen Führung wurde French für die britischen Fehlschläge und hohen Verluste der Folgezeit verantwortlich gemacht und im September 1915 durch seinen Stellvertreter, den bisherigen Oberbefehlshaber der 1. Armee Douglas Haig ersetzt. 1916 kam es zur Einführung der Wehrpflicht in Großbritannien. Im Verlauf des Krieges wurden über 900.000 Soldaten des Britischen Empire getötet und etwa zwei Millionen verletzt. Allein in der Schlacht an der Somme verlor die British Army etwa 419.000 Soldaten. Der Erste Weltkrieg war der verlustreichste Krieg in der Geschichte der British Army. Erstmals kamen hier technische Neuerungen wie Flugzeuge und Panzer zum Einsatz, die das Gesicht späterer Kriege prägen sollten. Im Frühjahr 1918 war mit der Royal Air Force die erste in Form einer Teilstreitkraft organisierte Luftwaffe der Welt entstanden. Sie war zum größten Teil aus dem bislang der Army unterstellten Royal Flying Corps hervorgegangen.
Der Einsatz der British Army im Zweiten Weltkrieg begann mit einer herben Niederlage. Im Mai 1940 wurde das Britische Expeditionskorps von der deutschen Wehrmacht bei Dünkirchen eingekesselt. Hitlers Haltebefehl vom 24. Mai 1940 verschaffte ihm einige Tage Zeit, einen Verteidigungsring um Dünkirchen zu organisieren. Es kam zur Schlacht von Dünkirchen. In der größten Rettungsaktion der britischen Streitkräfte (Operation Dynamo) wurden innerhalb einer Woche 220.000 britische und 120.000 französische Soldaten nach Großbritannien evakuiert. Im späteren Verlauf des Krieges wendete sich schließlich das Blatt mit der Schlacht von El Alamein, der Landung in Italien und der Invasion in der Normandie sowie dem anschließenden Einmarsch in Deutschland. Im Pazifik besiegte die British Army die japanischen Truppen in Burma und China. Während des Zweiten Weltkrieges begannen die Briten, spezielle Einheiten mit paramilitärischer Vorgehensweise aufzustellen. Diese verübten Sabotageakte und agierten in kleinen Verbänden hinter den feindlichen Linien (siehe auch Long Range Desert Group). Dies markierte die Geburtsstunde des Special Air Service.
Mit dem Zusammenbruch des British Empire nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die British Army drastisch verkleinert und die globalen Einsätze reduziert. Am 20. Oktober 1952 wurde Großbritannien Atommacht; am 15. Mai 1957 testete es zum ersten Mal eine Wasserstoffbombe (Siehe Liste). Die britischen Atomstreitkräfte heißen UK Nuclear Deterrent Forces.
Die größten Truppenkontingente befanden sich in Deutschland, um die Bedrohung durch die Sowjetunion bzw. den Warschauer Pakt abzuwehren. Zeitweise waren bis zu 80.000 britische Soldaten zu diesem Zweck in Westdeutschland stationiert (siehe Britische Rheinarmee). In der Zeit des Kalten Krieges führten technische Neuerungen zu einer bis dahin nicht gekannten Schlagkraft der British Army. So erhielt die British Army beispielsweise mit dem Challenger 1 einen der leistungsstärksten Kampfpanzer der Welt.
Die British Army war gleichwohl auch weiterhin weltweit aktiv. Einsätze im Koreakrieg und der Sueskrise (1956) sowie in Oman und Malaysia gehörten zu den letzten Konflikten im Stil einer Kolonialmacht. 1982 im Falklandkrieg waren neben 5000 Royal Marines etwa 20.000 Soldaten der British Army an der Rückeroberung der Falklandinseln beteiligt. Besonders stark war die British Army seit den 1960ern in Nordirland vertreten. Der Kampf gegen die Irisch Republikanische Armee (IRA) sowie die Eindämmung der phasenweise bürgerkriegsähnlichen Zustände waren hier ihre Hauptaufgaben.
Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die British Army um fast 100.000 Soldaten reduziert. Sie entwickelte sich schnell zu einer spezialisierten, global operierenden Eingreiftruppe. In den Kriegen gegen den Irak 1991 und 2003 stellte Großbritannien jeweils das zweitgrößte Truppenkontingent nach den USA. Einsätze auf dem Balkan gehören nun ebenso zum Aufgabenspektrum der British Army wie Kriseninterventionen und der Kampf gegen den Terrorismus. Um diese Aufgaben effektiv bewältigen zu können, fand bereits in den frühen 1990ern eine wesentliche Umstrukturierung der britischen Streitkräfte statt. Die Kooperation zwischen den drei Teilstreitkräften wurde intensiviert und durch gemeinsame Kommandozentren koordiniert. Hierdurch verschwanden teilweise die Grenzen zwischen den Waffengattungen und die Flexibilität der Streitkräfte wurde deutlich erhöht. Mit Ausnahme der USA hat keine andere Nation mehr Soldaten im Ausland stationiert und führt mehr globale Einsätze durch als das Vereinigte Königreich.
Am 31. Juli 2007 wurde die Operation Banner, der Einsatz der Armee in Nordirland, beendet. Mit einer Dauer von 38 Jahren war es die längste andauernde Operation in der Geschichte der Armee des Vereinigten Königreichs.
Der Oberbefehlshaber der britischen Armee (Commander-in-Chief of the Forces) war der militärische / fachliche Führer der britischen Landstreitkräfte von Mitte des 17. Jahrhunderts bis 1904 (siehe Liste der Oberbefehlshaber der britischen Armee). Aufgrund der Neuordnung der Heeresverwaltung legte Lord Roberts 1904 das Amt als Oberbefehlshaber nieder, das nun nicht mehr besetzt wurde. Später wurde die Funktion durch den Chef des Imperialen Generalstabes ausgeführt. Der Chef des Imperialen Generalstabes oder Reichsgeneralstabes war der Chef des Generalstabes der britischen Landstreitkräfte zwischen 1908 und 1964. Seit 1964 wird der militärische Führer der Army Chef des Generalstabes genannt.
Generalität der British Army | ||||||||||
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Field Marshal FM |
General Gen |
Lieutenant General Lt Gen |
Major General Maj Gen |
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OF-10 | OF-9 | OF-8 | OF-7 | |||||||
Offizierkorps der British Army | ||||||||||
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Brigadier Brig |
Colonel Col |
Lieutenant Colonel Lt Col |
Major Maj |
Captain Capt |
Lieutenant Lt |
Second Lieutenant 2nd Lt |
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OF-6 | OF-5 | OF-4 | OF-3 | OF-2 | OF-1b | OF-1a | ||||
Unteroffiziere der British Army | ||||||||||
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Warrant Officer Class 1 (Conductor) WOI |
Warrant Officer Class 1 WOI |
Warrant Officer Class 2 (Quartermaster Sergeant) WOII |
Warrant Officer Class 2 WOII |
Staff Sergeant / Colour Sergeant SSgt/CSgt |
Sergeant Sgt |
Corporal Cpl |
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OR-9 | OR-9 | OR-8 | OR-8 | OR-7 | OR-6/OR-5 | OR-4 | ||||
Mannschaftsgrade der British Army | ||||||||||
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Lance Corporal LCpl |
Private Class 1–3 Pvt1–3 |
Private Class 4 Pvt4 |
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OR-3 | OR-2 | OR-1 | ||||||||
Kein Abzeichen | Kein Abzeichen |
Der Rang der Soldstufe OR-7 weist eine Besonderheit auf. Colour Sergeant ist ein Rang der Infanterieregimenter der British Army und ist gleichbedeutend mit einem Staff Sergeant der Panzertruppe.
Die zwei höchsten Unteroffizierdienstgrade der British Army sind die Warrant Officer Class 1 und 2. Die Abzeichen sind im Allgemeinen die königliche Krone (WOII) und das königliche Wappen (WOI). Jedoch gibt es auch hier eine Besonderheit, denn auf speziellen Posten tragen die WO kranzumrandete Abzeichen. Dies ist einmal der Posten des Conductor und zum anderen des Quartermaster Sergeant.
Wie am Namen zu erkennen, ist der Brigadier (OF-6) zwar meist Kommandeur einer Brigade, aber heute, im Gegensatz zu vielen anderen Armeen, nicht mehr Angehöriger der Generalität.
Der Rang des Field Marshal (OF-10) wurde seit Ende der 1990er nicht mehr verliehen. Er ist heute für Zeiten des Krieges vorbehalten oder kann ehrenhalber verliehen werden.
Die British Army ist die größte Teilstreitkraft der britischen Streitkräfte mit 114.440 Mann. Die British Army besteht aus den zwei Komponenten:
Die Armee gliedert sich in zwei aktive, drei territoriale, fünf administrative und eine teilaktive Division. Im Einsatz bildet die Army Battlegroups. Das sind gemischte Formationen aus Panzern, Infanterie, Artillerie, Pionieren und Unterstützungseinheiten. Typischerweise sind diese Einheiten 600 bis 700 Mann stark und werden von einem Lieutenant Colonel geführt. Aufgrund des wachsenden Engagements der British Army im Krieg in Afghanistan wurden 2008 eine Brigade (11th Light Brigade) und ein Divisionsstab (6th Division) neu aufgestellt. Die Struktur der British Army ist aufgrund der vielfältigen Traditionen äußerst kompliziert. Das Regiment ist die wichtigste Einheit in der British Army und besteht in den meisten Waffengattungen heute aus einem einzigen Bataillon. Eine Ausnahme bilden die Regimenter der Infanterie, welche bis zu sieben Bataillone administrativ verwalten. Operativ unterstehen die Bataillone der Infanterie jedoch den Brigaden.
Die Regimenter sind Träger der Traditionspflege und organisieren die lokale Rekrutierung. Einige Regimenter der Infanterie unterstehen fünf administrativen Divisionen. So unterstehen z. B. die fünf aktiven und die zwei territorialen Bataillone mit schottischen Traditionen administrativ dem Royal Regiment of Scotland (Königliches Regiment von Schottland), welches wiederum administrativ der Scottish Division (Schottische Division) untersteht. Operativ unterstehen die schottischen Bataillone jedoch den Brigaden der Regular und Territorial Army. Die Regular Army und Territorial Army unterstehen beide dem Commander-in-Chief Land Command (CINCLAND) (Oberbefehlshaber des Heeres).
Bestandteil der britischen Armee sind Verbände der Territorial Army die in den vier verbleibenden britischen Überseegebiete stationiert und auch bedingt rekrutiert werden. Die Regimenter von Bermuda und Malta werden zusammen als achtundzwanzigster Verband in der Rangfolge der Regimenter der britischen Armee aufgeführt.
Nicht den fünf administrativen Divisionen unterstehen folgende Regimenter der Infanterie: