AGM-88 HARM
AGM-88 HARM | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Luft-Boden-Rakete |
Heimische Bezeichnung: | AGM-88 HARM |
Herkunftsland: | USA |
Hersteller: | Texas Instruments, danach Raytheon Corporation |
Entwicklung: | Texas Instruments |
Indienststellung: | 1985 |
Einsatzzeit: | 1985 bis heute |
Stückpreis: |
284.000 US-Dollar 870.000 US-Dollar für AGM-88E |
Technische Daten | |
Länge: | 410 cm |
Durchmesser: | 25 cm |
Gefechtsgewicht: | 355 kg |
Spannweite: | 110 cm |
Antrieb: | Feststoffraketentriebwerk |
Geschwindigkeit: | 2280 km/h |
Reichweite: | 106 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | Passive Radarortung mit home-on-jam; Aktive GPS/INS- und MMW-Radarortung in der E-Version. 500–20.000 MHz bei AGM-88C |
Gefechtskopf: | WDU-21/B Splittersprengkopf WAU-7/B; später WDU-37/B |
Zünder: | Laser-Abstandszünder FMU-111/B |
Die AGM-88 HARM (High-Speed-Anti-Radiation-Missile) ist eine Luft-Boden-Rakete, die speziell zur Bekämpfung von bodengestützten Radaranlagen entwickelt wurde. Produziert wird sie heute von dem US-Konzern Raytheon, ursprünglich wurde sie aber von Texas Instruments entwickelt und eine Zeit lang produziert. Die Vorgänger der HARM waren die AGM-78 Standard ARM und die AGM-45 Shrike. Die US Air Force und das US Marine Corps erhielten bis ins Jahr 2000 über 19.600 Stück der AGM-88 HARM. Die Bundeswehr beschaffte für die Luftwaffe und Marine bis 1997 rund 1.000 Stück. Der Stückpreis lag im Jahr 2000 bei rund 317.000 US-Dollar.
Den Kern des Lenksystems bildet ein Breitband-Funkempfänger, welcher einen Frequenzbereich von 2–20 GHz überwachen kann. Sobald dieser Empfänger oder die Avionik des Trägerflugzeuges die Radaremissionen eines SAM-Radars wahrnimmt, wird der Suchkopf der HARM auf diese ausgerichtet und abgefeuert. Die Rakete orientiert sich nun bis zum Einschlag an den von dem Radar abgestrahlten elektromagnetischen Wellen. Die frühen Versionen dieser Waffe konnten noch durch das Abschalten des Radars neutralisiert werden, spätere Versionen verfügen jedoch über eine INS- und/oder GPS-Navigationseinheit, die es der Rakete ermöglichen, die letzte bekannte Position der Radaranlage anzufliegen. Die in der Entwicklung befindliche AGM-88E ARRGM (siehe unten) kann darüber hinaus auch mobile Radare nach deren Abschaltung mittels eines bordgestützten aktiven Radars orten und bekämpfen. Die HARM ist des Weiteren der wichtigste Bestandteil der sogenannten „Wild-Weasel“-Taktik. Diese ist speziell zur Bekämpfung und Niederhaltung von radargelenkten Luftabwehrsystemen entwickelt worden.
Die HARM verfügt über vier grundlegende Betriebsmodi:
Sie ist mit einem raucharmen Feststoffraketenantrieb sowie einem 66 kg schweren Gefechtskopf ausgestattet, der bei Zündung in ca. 25.000 Stahl-Fragmente zerfällt. Die AGM-88A wird oft auch als AGM-88 Block I bezeichnet, denn ab 1986 wurde die AGM-88 Block II produziert, die seit 1987 AGM-88B heißt. Später ging man dazu über, nur noch Software Updates Block zu nennen. Die Rakete wurde 1983 bei der US-Luftwaffe und -Marine eingeführt.
Sie verwendet einen verbesserten Suchkopf und neue Software (Block II). Ebenfalls wurde die Computerhardware der Rakete verbessert, damit sie mit der neuen Software (Block III), die ab 1990 verfügbar war, umgehen konnte. Darüber hinaus konnte die Software nun auch kurz vor einem Einsatz neu programmiert werden, was eine genauere Abstimmung auf die zu erwartende Gefahrenlage zuließ. Früher war dieses Verfahren nur in den Fabriken des Herstellers möglich.
Ab 1993 wurde die C-Version der HARM eingesetzt. Es wurde der Gefechtskopf verbessert, der jetzt bei der Zündung in 12.800 Wolframsplitter zerfällt. Der Suchkopf erfuhr eine umfassende Leistungssteigerung, wozu unter anderem ein breiterer Frequenzbereich (0,5–20 GHz), ein stärkerer Signalprozessor und eine erhöhte Empfangsempfindlichkeit zählen. Die Suchköpfe aller AGM-88C werden von Texas Instruments (C-1) und Loral (C-2) hergestellt. Anfänglich wurde die Rakete mit der Block-IV-Software ausgeliefert, später kamen noch zwei Updates heraus, Block V für die 88C und Block IIIB für die älteren 88B-Raketen. Mit diesen Updates wurde auch der HOJ-Modus eingeführt, der es der Rakete ermöglicht, Störsender (z. B. GPS-Jammer) zu erfassen und zu bekämpfen.
Das aktuelle Update Block VI wurde in Zusammenarbeit zwischen den USA (Raytheon), Deutschland (BGT) und Italien (Alenia) entwickelt. Es wurde ein GPS-Empfänger eingebaut, so dass die Rakete ein abgeschaltetes Radar nun präziser treffen kann. Bei den US-Streitkräften ist die Block-VI-Variante als AGM-88D bekannt. Da Deutschland und Italien nur die alten B-Versionen haben, läuft die Rakete dort unter dem Namen AGM-88B Block IIIB.
Bei der AARGM (Advanced Anti-Radiation Guided Missile) handelt es sich um eine verbesserte Block-VI-Rakete, bei der neben dem GPS jetzt ein MWR-Radarsuchkopf (Millimeterwellenradar) verwendet wird, welcher von Alliant Techsystems entwickelt wird. Dadurch wird auch die Bekämpfung von mobilen radarbasierten Flugabwehrsystemen (z. B. Tor M1 oder Gepard) möglich, auch wenn diese ihr Radar abschalten und sich fortbewegen. Die Computerhardware ist im Gegensatz zu D-Version eine völlige Neuentwicklung. Weitere Ziele des Programms sind Tarnkappeneigenschaften für den Flugkörper und die Integration in die F-22 Raptor. Die ersten Abschusstests fanden im Mai 2007 statt, seit 2009 ist die Waffe in Dienst gestellt.
Das erste Mal setzten die United States Navy und USAF 1986 die HARM während der Luftangriffe auf Tripolis (Libyen) ein. Die verwendete A-Version stellte sich als effektives Bekämpfungsmittel gegen die libyschen Flugabwehrsysteme vom Typ SA-2, SA-3 und SA-5 heraus.
Der nächste Einsatz fand während des Zweiten Golfkrieges statt. Es wurden mehr als 2.000 Raketen vom Typ AGM-88B Block III abgefeuert. Obwohl sich das Militär zufrieden mit deren Einsatzeffizienz zeigte, verwendete die US Navy – im Gegensatz zur Air Force – später nur noch Block-II-Raketen. Diese Entscheidung lag im Update-Prozess der Block-III-Rakete begründet: Wollte man die Software aktualisieren, so musste die gesamte Rakete eingeschaltet werden, was das – wenn auch geringe – Risiko eines ungeplanten Raketenstarts mit sich brachte. Da dies in den Munitionsdepots eines Flugzeugträgers schlimmste Folgen haben konnte, entschied sich die Navy, auf diese Funktion zu verzichten.
1999 setzte die US Air Force im Rahmen des Kosovo-Krieges die ersten C-Varianten ein. Deutschland verwendete die älteren B-Varianten. Während der Kampfhandlungen kam es zu einigen Problemen mit der HARM. Einige serbische Flugabwehrbatterien erkannten schon früh den Start von HARM-Raketen, was sie veranlasste, ihr Radar sofort abzustellen. Zwar konnte die Rakete ihren Zielanflug fortsetzen, jedoch wurde die Ungenauigkeit (CEP) des INS so groß, dass meist keine nennenswerten Schäden verursacht wurden. Diese Problematik wurde meist durch die Nähe der feindlichen Luftabwehr zu zivilen Einrichtungen verschärft. Dieser Konflikt gab auch den Anlass zur Entwicklung der D-Variante, die präzise mit GPS gelenkt wird.
Es ist wahrscheinlich, dass die HARM auch während des Irakkrieges zum Einsatz kam, wobei hierzu keine offiziellen Daten vorliegen.
Kenngröße | Daten der AGM-88A |
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Hauptfunktion: | Taktische Anti-Radar-Rakete |
Hersteller: | Raytheon (Texas Instruments) |
Länge: | 4,1 m |
Durchmesser: | 25,4 cm |
Spannweite: | 1,1 m |
Startgewicht: | 360 kg |
Antrieb: | einstufige Feststoffrakete |
Geschwindigkeit: | > 2.280 km/h |
Reichweite: | 150 km |
Lenkung: | inertial, passive Radaransteuerung, „home-on-jam“ (ab C-Version), GPS (ab D-Version), aktives Radar (nur E-Version) |
Frequenzbereich: | 0,5–20 GHz |
Gefechtskopf: | 66-kg-Splittersprengkopf (PBXN-107-Sprengstoff) |
Zündung: | Annäherungs- und Aufschlagzünder |
Stückkosten: | 284.000 US-Dollar |
Indienststellung: | 1983 |
Die FIM-92 Stinger (engl. stinger „Stachel“) ist eine infrarotgelenkte Luftabwehrrakete des US-amerikanischen Herstellers Raytheon, die gegen Luftziele eingesetzt wird. Sie kann entweder von der Schulter aus oder von Land-, Luft- oder Wasserfahrzeugen abgefeuert werden.
Die FIM-92 Stinger wurde als eine Ein-Mann-Boden-Luft-Rakete (engl. Man Portable Air Defense System (MANPADS)) entwickelt. Sie war Nachfolger der FIM-43 Redeye, deren Entwicklung 1959 begonnen hatte. Die Stinger hatte 1980 ihren Produktionsbeginn in den USA und wird seitdem in verschiedenen Versionen in einer Reihe von Ländern unter Lizenz gefertigt, so für Deutschland von der SPG (Deutschland, Niederlande, Griechenland, Türkei).
Der ursprüngliche Hersteller General Dynamics verkaufte die Rechte an der Waffe inzwischen an den Raketenspezialisten Raytheon, zuvor Hughes MSC. Die Rakete wird außerdem im M6 Linebacker-Flugabwehrpanzer der US Army verwendet. Der Panzer kann bis zu vier Stück dieses Typs startbereit halten. Weitere sechs können im Inneren des Panzers mitgeführt werden.
1984 begann ein auf der Stinger basierendes Entwicklungsprogramm für ein Luft-Luft-Raketensystem. Das Air-to-Air Stinger (ATAS)-Programm bietet eine zielempfindliche, leichte IR-Rakete zum Einsatz aus kurzen Entfernungen gegen tieffliegende Flugzeuge und Hubschrauber. Diese auch als AIM-92 Stinger bezeichnete Variante wird vor allem von den US-amerikanischen Kampfhubschraubern Hughes AH-64 Apache und Bell OH-58 Kiowa eingesetzt.
Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan lieferte die CIA in den 1980er-Jahren mehr als 2000 Stinger über Mittelsmänner in Pakistan an die Mudschahedin, die damit u. a. die sowjetischen Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 Hind bekämpfen und die sonst ungefährdete Luftherrschaft der Sowjets teils brechen konnten. Die verwendeten Modelle FIM-92A/B erreichten eine Abschusswahrscheinlichkeit von 79 %.[1][2] Nach russischen Angaben wurden allerdings nur 29 von 78 während des Afghanistan-Einsatzes verlorenen Mi-24 durch MANPADS abgeschossen. Explizit auf die Stinger kamen hierbei 18 abgeschossene Hind, wobei davon wiederum lediglich zwei Hubschrauber einem einzelnen Treffer zum Opfer fielen. Beim Einsatz gegen Flugzeuge sollen 7,2 % der Abschüsse von FIM-92 Stinger zu einem Verlust geführt haben. Gegen Su-25, Mi-24 und Mi-8 ergaben sich Quoten von jeweils 4,7 %, 3,2 % und 18 %.[3]
Nach dem Rückzug der Sowjets aus Afghanistan im Jahr 1989 verblieben zahlreiche der Waffen im Land, und es bestand die Gefahr, dass sie in die Hände von Terroristen gelangen und gegen zivile Flugzeuge eingesetzt werden könnten. Die USA investierten deshalb beträchtliche Summen in den Rückkauf der Raketen; trotzdem konnten nicht alle sichergestellt werden.[4]
Eine weitere Widerstandsgruppe, die ab 1986 mit Stinger beliefert wurde, war die UNITA in Angola.
Bis heute sind etwa 270 Flugzeug- und Hubschrauberabschüsse durch Stinger-Basic-Lenkwaffen bestätigt worden.[2] Davon entfallen allein 250 Abschüsse auf Dreh- und Starrflügler der Sowjetunion während des Sowjetisch-Afghanischen Krieges.[2]
Die Stinger ist eine mit einem passiven Zielsuchkopf ausgerüstete Kurzstreckenrakete, deren Detektor im IR/UV-Bereich (3,5–5,0 µm und 0,3−0,4 µm) arbeitet und durch Argon gekühlt wird.[2] Die Zielerfassung wird dem Schützen durch ein akustisches Signal und der Aktivierung eines Vibrators (Bone-Shaker) durch das Abschußgerät gemeldet. Die Stinger funktioniert nach dem Fire-and-Forget-Prinzip, d.h., nach dem Abfeuern verfolgt die Rakete ihr Ziel selbstständig – der Schütze muss es nicht wie bei anderen Modellen anvisiert lassen, und nach dem Abfeuern besteht keine Verbindung mehr zwischen der Startplattform und der Rakete.
Die effektive Bekämpfungsreichweite beträgt ca 4.000 m, wobei vermutet wird, dass die Stinger unter günstigen Bedingungen, wie wenig Lenkbewegungen, bis 10.000 m erreichen kann. Die Bekämpfungshöhe beträgt etwa 3.000 m. Als Antrieb dient ein Feststoff-Raketenmotor, der aber erst gezündet wird, wenn die von einer Gasladung ausgestoßene Rakete einige Meter zurückgelegt hat. Der Splitter-Sprengkopf von 320 g HTA wird ausschließlich durch Aufschlag gezündet, wobei die Rakete eine zieladaptive Endphasenlenkung vollführt, um seitlich auf das Ziel aufzuschlagen (in den meisten Fällen direkt in den Treibstofftank des gegnerischen Flugzeuges).[2] Der verursachte Schaden wird durch eine verzögerte Zündung erhöht, da der Gefechtskopf erst im Inneren des Ziels detoniert. Falls das Ziel verfehlt wird, zerstört sich die Rakete nach 17 Sekunden Flugdauer selbstständig. Die israelischen Streitkräfte geben bei Bekämpfungsdistanzen von bis zu 6 km eine Trefferwahrscheinlichkeit von 80 % an (mindestens für FIM-92B).
Typ | Infrarotgelenkte Flugabwehrrakete |
Leistung | |
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Geschwindigkeit (Vmax)[2] | Mach 2,2 |
Maximale Flugdauer | 17 Sekunden |
Effektive Reichweite[2] |
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Maximale Reichweite | 6 km |
Minimale Reichweite | 0,2 km |
Maximale Bekämpfungshöhe[2] |
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Minimale Bekämpfungshöhe | praktisch Bodenniveau |
Maximale Zielmanöver[2] | 8 g |
Antrieb | Feststoff (Dual-Schub) |
Gewicht | |
Komplettes System | 15,8 kg |
Lenkwaffe | 10,1 kg |
Gefechtskopf | 3 kg, davon 310 g Hexogen |
Abmessung | |
Länge | 1,52 m |
Durchmesser | 0,07 m |
Spannweite | 0,091 m |
Die Bundeswehr verfügt seit dem Ende der 1990er-Jahre über etwa 4400 Stück dieser Flugabwehrwaffen und setzt sie in drei Teilstreitkräften ein: in der Heeresflugabwehrtruppe in Fliegerfaust-Trupps bei Panzerflugabwehrgruppen und leichten Flugabwehrbatterien (auch Sprungeinsatz), als Lenkflugkörper auf dem Waffenträger Ozelot (Variante des Wiesel 2). Die Heeresflieger verwenden die Stinger an Bord des Kampfhubschraubers Tiger. Luftwaffe: eine Fliegerfauststaffel als Teil des Objektschutzregimentes; Marine: Fliegerfaust-Trupps zum Schutz von Booten und Landeinrichtungen. In der deutschen Version wird die Stinger ohne das spezielle IFF-Gerät eingesetzt, weshalb die klappbare Antenne fehlt. Gebaut wurden die Stinger für die Bundeswehr und weitere Staaten, darunter auch die Türkei, bei Dornier in Immenstaad.
Im Jahre 1982 wurde der Vorschlag, das Lenkwaffensystem Stinger einzuführen, zum ersten Mal näher geprüft. Da sich jedoch die Stinger 'BASIC' noch als verbesserungswürdig zeigte, wurde mit der Beschaffung abgewartet. Erst im Jahre 1988/89 kam dieses Vorhaben wieder auf den Tisch – mit Erfolg für die Stinger. Das Stinger-System 'Stinger POST RMP' setzte sich klar gegen die französische Mistral durch. Im Jahre 1990 wurde das sogenannte „Kernteam Stinger“ geschaffen und für Versuche nach New Mexico geschickt. In dieser Zeit wurden auch die ersten Instruktoren ausgebildet.
Da es in der Schweiz Tradition ist, jedes Waffensystem nicht einzukaufen, sondern in Lizenz zu fertigen, wurden die Schweizer Stinger bei RUAG hergestellt und weiterentwickelt. Insgesamt wurden 3500 Lenkwaffen sowie rund 492 Startgeräte hergestellt.[5] Ab 1992 wurden die ersten Rekruten auf dem neuen System ausgebildet. Jeweils an zwei ganzen Tagen pro Woche wird den Rekruten das System beigebracht. Bis heute wird das Lwf-Stinger-System nur vom Lehrverband Flab 33 ausgebildet und ebenfalls betrieben.
Im Jahr 2000 beschaffte die Schweiz eine unbekannte Anzahl AN/PAS-18 Stinger Night Sight (SNS). Mit diesem Wärmebildvisier wird das Stinger-System bedingt nachtkampftauglich.
Ab 2004 stehen den Stinger-Einheiten 30 mobile Überwachungsradars vom Typ P-STAR ER der Firma Lockheed-Martin zur Verfügung. Dieses hat eine Erfassungsreichweite bis 35 km und ermöglicht eine Luftraumüberwachung bis in eine Höhe von 3 km. P-STAR ER wiegt 180 kg und kann von einem Puch-300 oder Duro transportiert werden. Für das Erstellen der Betriebsbereitschaft benötigen zwei Mann rund 45 Minuten. In der Schweizer Armee trägt das Radar die Bezeichnung ALERT. Der Einsatz des Radargerätes ist umstritten, da mit diesem leicht zu ortenden Sender und der damit verbundenen Ortsgebundenheit der große Vorteil der Stinger – ihr passiver Suchkopf, welcher den Schützen vor jeglicher Ortung schützt – verloren geht.
Zu den Staaten, in denen die FIM-92 Stinger bereitgehalten oder eingesetzt werden, zählen: Bahrain, Dänemark, Griechenland, Israel, Italien, Katar, Kuwait, Niederlande, Saudi-Arabien, Singapur, Taiwan, Tschad, Türkei, USA, Pakistan, Afghanistan;
Trident (SLBM) | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | U-Boot-gestützte ballistische Rakete |
Heimische Bezeichnung: |
UGM-96A Trident I (C4) UGM-133A Trident I (D5) |
Herkunftsland: | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten |
Hersteller: | Lockheed Martin |
Entwicklung: |
UGM-96: 1974 UGM-133: 1983 |
Indienststellung: |
UGM-96: 1979 UGM-133: 1990 |
Einsatzzeit: |
UGM-96: 1979–2005 UGM-133: im Dienst |
Technische Daten | |
Länge: |
UGM-96: 10,39 m UGM-133: 13,58 m |
Durchmesser: |
UGM-96: 1.880 mm UGM-133: 2.110 mm |
Gefechtsgewicht: |
UGM-96: 33.000 kg UGM-133: 58.900 kg |
Antrieb: Erste Stufe: Zweite Stufe: Dritte Stufe: |
Feststoffraketentriebwerk Feststoffraketentriebwerk Feststoffraketentriebwerk |
Geschwindigkeit: |
UGM-96: unbekannt UGM-133: 21.000 km/h |
Reichweite: |
UGM-96: 7.400 km UGM-133: 11.300 km |
Ausstattung | |
Lenkung: | INS und Astronavigation |
Gefechtskopf: |
UGM-96: 6–14 MIRV Nukleargefechtsköpfe mit je 100 kt UGM-133: 8–14 MIRV Nukleargefechtsköpfe mit je 475 kt |
Zünder: | Programmierter Zünder |
Waffenplattformen: | U-Boote |
Trident bezeichnet eine Klasse von U-Boot-gestützten ballistische Interkontinentalrakete (SLBM) aus den USA. Die Raketen tragen die Bezeichnung UGM-96 Trident I und UGM-133 Trident II.
Im Rahmen des Programmes ULMS (Undersea Long-Range Missile System) begannen 1971 die Vorarbeiten zur Entwicklung der Trident I. Ziel dieses Programm war es, auf der Basis der erfolgreich eingeführten UGM-73 Poseidon, eine neue U-Boot-gestützte ballistische Rakete mit einer größeren Reichweite zu entwickeln. Die Trident I (C4) sollte auf den U-Booten der Lafayette-Klasse die Poseidon-Raketen ersetzten. Aus diesem Grund sollte sie über dieselben Abmessungen wie die Poseidon verfügen. Auch sollte sie mit dem Startsystem auf den zukünftigen U-Booten der Ohio-Klasse kompatibel sein.[1] Die Trident II (D5) sollte eine wesentlich größere Rakete, mit einer erheblich gesteigerten Reichweite werden. Trident II sollte auf den zukünftigen U-Booten der Ohio-Klasse zum Einsatz kommen. Der Entwicklungsauftrag wurde 1974 der Firma Lockheed zugesprochen. Der erste Teststart einer Trident I erfolgte im Januar 1977. Der erste Teststart ab einem U-Boot erfolgte im Juli 1979. Die ersten Trident I wurde 1979 auf der USS Francis Scott Key (SSBN-657) in Betrieb genommen. Der erste Teststart einer Trident II erfolgte im Januar 1987. Der erste Teststart ab einem U-Boot erfolgte im März 1989. Mit der Installation der ersten Raketen auf einem U-Boote der Ohio-Klasse wurde im März 1990 die Initial Operating Capability erreicht.[2]
Im Rahmen des sog. Polaris Sales Agreement beteiligte sich das Vereinigte Königreich mit 2,5 Milliarden US-Dollar an der Entwicklung der Trident II. Ab dem Jahr 1992 wurde die Trident II auf den U-Booten der Vanguard-Klasse der Royal Navy installiert.[3][4]
Während die Trident I als eine Zweitschlagswaffe klassifiziert wird, so ist die treffsicherere Trident II eine Erstschlagswaffe
Die Trident-Raketen sind dreistufige Raketen mit Feststoffantrieb. Die dritte Stufe ist der Wiedereintrittskörperträger (engl. Post Boost Vehicle).[5] Die Antriebsstufen sind übereinander angebracht und zünden der Reihe nach. Die Raketenkörper sind aus gewichtssparenden Verbundwerkstoffen auf der Basis von Kevlar hergestellt. Die Raketen können aus dem aufgetauchten oder aus dem getauchten U-Boot verschossen werden. Die Raketen können einzeln oder in Serie gestartet werden.[1] Erfolgt der Abschuss unter Wasser, werden die Raketen mittels Gasdruck aus den Startsilos geschossen. Nach einer Strecke von rund 10 m erfolgt die Zündung der ersten Raketenstufe und die Rakete bewegt sich Richtung Wasseroberfläche. Nach dem Durchstoßen der Wasseroberfläche wird an der Raketenspitze ein sog. „Aerospike“ ausgefahren.[2] Dieses reduziert beim durchfliegen der unteren Atmosphärenschichten den Luftwiderstand an der Raketenspitze um rund 50 %. Die Steuerung der Trident-Raketen erfolgt mittels verschiedener unabhängig arbeitenden Trägheitsnavigationsplattformen. Die Trident II-Rakete erhält nach dem Start zusätzlich Positionsdaten durch das NAVSTAR GPS.[5] Wenn die Raketen eine höhere Flugbahn erreicht haben, kommt zusätzlich ein optisches Astronavigation-System zum Einsatz. Nach dem Ausbrennen der ersten beiden Antriebsstufen (engl. boost phase) steigt die dritte Stufe mit dem Wiedereintrittskörperträger auf einer ballistischen Kurve weiter. Dann wird die ogivale Verkleidung der Raketenspitze abgetrennt und der Wiedereintrittskörperträger wird freigelegt. Jetzt kann dieser die letzten Positionsänderungen vornehmen. Die MIRV-Wiedereintrittskörper sind mit Sprengbolzen am Wiedereintrittskörperträger befestigt und werden durch eine kleine Ladung komprimierten Gases vom Träger gestartet. Die Wiedereintrittskörper werden in einer Sequenz, bei der der Träger zwischendurch jeweils Kurskorrekturen durchführt, auf ihre individuellen ballistischen Flugbahnen entlassen.[5]
Trident I kann bis zu 14 unabhängige MK 4 MIRV-Wiedereintrittskörper tragen. Der Start-I-Vertrag beschränkt aber die maximale Anzahl auf 6 Wiedereintrittskörper.[6] Die MK 4 Wiedereintrittskörper sind mit einem thermonuklearen W86 Sprengkopf bestückt. Dieser hat eine Sprengleistung von 100 kt. Die Wiedereintrittskörper erreichen eine Präzision (CEP) von 220–450 m (je nach Schussdistanz).[4]
Trident II kann bis zu 14 unabhängige MK 5 MIRV-Wiedereintrittskörper tragen. Der Start-I-Vertrag beschränkt aber die maximale Anzahl auf 8 Wiedereintrittskörper.[6] Die MK 5 Wiedereintrittskörper sind mit einem thermonuklearen W88 Sprengkopf bestückt. Dieser hat eine Sprengleistung von 475 kt. Die Wiedereintrittskörper erreichen eine Präzision (CEP) von 90–120 m (je nach Schussdistanz). Daneben kann die Trident II auch mit den älteren MK 4 Wiedereintrittskörper der Trident I bestückt werden. Die MK 4 und MK 5 Wiedereintrittskörper können in der Luft oder bei Bodenkontakt zur Detonation gebracht werden. Die Trident II hat die höchste Treffergenauigkeit aller U-Boot basierten US-amerikanischen Interkontinentalraketen.[2][6]
Die britischen Trident II auf den Booten der Vanguard-Klasse tragen 1–3 Mk 4 MIRV-Wiedereintrittskörper mit einer Sprengleistung von 100 kt.[7]
Trident I ersetzte die UGM-73 Poseidon auf 12 U-Booten der Lafayette-Klasse. Ebenso wurde sie auf den ersten U-Booten der Ohio-Klasse stationiert. Insgesamt wurden bei Lockheed rund 600 Trident I produziert. Die maximale auf U-Booten stationierte Anzahl Trident I lag bei 384 Raketen im Jahr 1984. Ihr Einsatz war bis in das frühe 21. Jahrhundert geplant. Sie wurde ab 2005 komplett durch die Trident II ersetzt. Bis 1986 wurden insgesamt 117 Flugtests durchgeführt und dabei 222 Raketen verschossen. Demnach hatte die Trident I eine Startzuverlässigkeit von 85 % (34 Teststarts schlugen fehl). Zuletzt verschoss die USS Ohio (SSBN-726) am 9. Dezember 2001 vier Raketen dieses Typs.
Trident II wurde ab 1990 bei der U.S. Navy eingeführt und seit dem Jahr 2008 tragen die U-Boote der Ohio-Klasse nur noch die Trident II. Zwischen 1989 und 2007 wurden 425 Raketen im Rahmen des Originalvertrages für die US Navy gefertigt. Ursprünglich waren 540 Raketen geplant. Durch die Einsatzzeitverlängerung der Ohio-Klasse-SSBN auf 45 Jahre wurde auch eine Verlängerung der Dienstzeit der Trident II nötig. Daher bestellte die US Navy im Jahr 2007 108 neue Trident II D5LE (LE – Life Extended – einsatzzeitverlängert) für einen Gesamtwert von 15 Milliarden Dollar. Die ersten 12 Raketen wurden 2008 geliefert, die restlichen sollen bis 2012 folgen und ab 2013 ältere Raketen ersetzen, welche bei Testflügen verbraucht werden sollen.[7][8] Seit 1987 wurden von den USA 127 Tests durchgeführt, wonach die Trident II eine Startzuverlässigkeit von 96 % hatte, also zuverlässiger als die Trident I ist. Die letzten Testflüge einer Trident II D5 fanden am 14. und 16. April 2012 (je zwei Starts) vom amerikanischen SSBN USS Maryland (SSBN-738) statt. Damit flog die Trident II D5 142-mal erfolgreich in Folge.
Die im Rahmen der Militärdoktrin Joint Vision 2020 der US-Streitkräfte entwickelte Strategie des „Prompt Global Strike“ sieht seit einiger Zeit auch vor, die ursprünglich ausschließlich als Kernwaffen-Trägermittel entwickelten SLBMs der Trident-Klasse mit konventionellen Sprengköpfen zu bestücken, um genau definierte Ziele punktgenau und rasch zerstören zu können. Um nicht mit dem Völkerrecht in Konflikt zu kommen, wurde dem US-Senat vorgeschlagen, den Start-I-Vertrag nach 2009 (1991 noch mit der damaligen Sowjetunion geschlossen und 1994 in Kraft getreten) nicht zu verlängern.
MGM-134 Midgetman | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Interkontinentalrakete |
Hersteller: | Lockheed Martin (LTV) |
Entwicklung: | 1984 |
Indienststellung: | Entwicklung eingestellt |
Technische Daten | |
Länge: | 14,00 m |
Durchmesser: | 1.170 mm |
Gefechtsgewicht: | 13.600 kg |
Antrieb: Erste Stufe: Zweite Stufe: Dritte Stufe: |
Feststoff Feststoff Feststoff |
Reichweite: | 11.000 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | INS und GPS |
Gefechtskopf: |
Nukleargefechtskopf W87, 475 kt Wiedereintrittskörper Mark 21 |
Waffenplattformen: | LKW, Hard Mobile Launcher (HML) |
Die MGM-134 Midgetman, auch als SICBM (Small Intercontinental Ballistic Missile) bezeichnet, war eine für mobilen Einsatz ausgelegte nukleare Interkontinentalrakete der US-Streitkräfte.
Die Midgetman wurde aus dem Mitte der 1980er-Jahre von der US Air Force formulierten Bedürfnis für eine kleine Interkontinentalrakete, die mobil auf straßengängigen Fahrzeugen stationiert werden könnte, entwickelt. Da Raketensilos durch einen von U-Booten gestarteten Erstschlag verwundbar sind, sah die militärische Führung der USA die Fähigkeit zu einem Vergeltungsschlag gefährdet. Diese Fähigkeit sollte durch die mobile Stationierung wiederhergestellt werden. Da die Sowjetunion mit der RT-23 Molodez (SS-24) und der RT-2PM Topol (SS-25) ebenfalls mobile Systeme entwickelte, zogen die USA mit der Midgetman nach.
System-Definitions-Studien für die SICBM (Small Intercontinental Ballistic Missile) wurden ab 1984 durchgeführt und Martin Marietta wurde 1986 autorisiert, die XMGM-134A-Midgetman-Rakete zu entwickeln. Der erste Prototyp wurde 1989 auf der Vandenberg Air Force Base gestartet, doch der Test erwies sich als Fehlschlag. Ein zweiter Testflug 1991 war erfolgreich.
Die XMGM-134A war als dreistufige Feststoffrakete konzipiert. Wie die größere LGM-118 Peacekeeper wurde sie auch mittels eines Kaltstartsystems gestartet, bei dem die Rakete mittels Gasdruck aus ihrer Startröhre katapultiert wurde und erst in einigen Metern Höhe außerhalb des Startgeräts gezündet wurde.
Die Midgetman hatte eine Reichweite von etwa 11.000 Kilometern. Der Sprengkopf bestand aus einem einzelnen Mk.-21-Wiedereintrittskörper mit einer thermonuklearen Bombe von 475 Kilotonnen Sprengkraft vom Typ W87-1, der auch auf der Peacekeeper-Rakete verwendet wurde. Das Trägheitsnavigationssystem gab der Midgetman eine Zielgenauigkeit (CEP) von 90 m.
Mit dem Ende des Kalten Kriegs reduzierten die USA ihre Neuentwicklungen von nuklearen Waffen und stellten daher das Programm im Januar 1992 ein.
Die Midgetman-Rakete sollte in einem gepanzerten Startfahrzeug, dem sogenannten Hard Mobile Launcher (HML), stationiert werden. Diese von Boeing Aerospace and Electronics in Zusammenarbeit mit Loral Defense Systems Division gebauten Fahrzeuge sollten im Normalfall in einer Basis verbleiben und nur bei drohendem Kriegsausbruch bei internationalen Krisen mobil eingesetzt werden, um im Falle eines gegnerischen Erstschlags weniger gefährdet zu sein.
Das Fahrzeug konnte auf Highways eine Geschwindigkeit von fast 90 km/h erreichen und war geländegängig. Der Antrieb bestand aus einem Rolls-Royce-Perkins-Dieselmotor von 1200 PS, der alle acht Räder der Zugmaschine über elektro-hydraulische Kraftübertragung antrieb. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs betrug 108 Tonnen. Am Raketenanhänger war ein Pflug angebracht, mit dessen Hilfe der Anhänger für zusätzlichen Schutz gegen Druckwellen in die Erde eingegraben werden konnte.
Das Fahrzeug wurde im Dezember 1988 an die US Air Force ausgeliefert und bis 1991 auf der Malmstrom AFB in Montana erprobt
Vought ASM-135 ASAT | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Antisatellitenrakete |
NATO-Bezeichnung: | ASM-135 ASAT |
Herkunftsland: | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten |
Hersteller: | Vought |
Entwicklung: | 1979 |
Indienststellung: | Projekt 1988 beendet |
Technische Daten | |
Länge: | 5,18 m |
Durchmesser: | 510 mm |
Gefechtsgewicht: | 1.180 kg |
Antrieb: Erste Stufe: Zweite Stufe: |
Lockheed Propulsion Co. SR75-LP-1 Feststoffrakete Vought Altair III Feststoffrakete; 27,4 kN für 27 s |
Geschwindigkeit: | 24.000 km/h |
Reichweite: | 648 km |
Dienstgipfelhöhe: | 560 km |
Ausstattung | |
Lenkung: | Trägheitsnavigationsplattform |
Zielortung: | Passive IR-Zielsuche |
Gefechtskopf: | 60 kg Miniature Homing Vehicle (MHV) |
Waffenplattformen: | F-15 Eagle |
Die Vought ASM-135 ASAT (ASAT steht für Antisatellit) war eine amerikanische Antisatellitenrakete.
Die Entwicklung begann 1977, nachdem die Sowjetunion einen Killersatelliten entwickelt und in mehrfachen Tests erprobt hatte.[1] Die US Air Force wollte im Falle eines Krieges mit der Sowjetunion Satelliten, die in einem niedrigen Erdorbit flogen, bekämpfen können. Die Konzeption sah vor, eine F-15 mit einer ASAT zu bewaffnen und diese nach einem Steigflug in 26 km Höhe abzufeuern. Entwicklungsaufwand und Kosten waren damit deutlich niedriger als bei einer vom Boden gestarteten Rakete, wie der später kurzzeitig als ASAT eingesetzten Thor.
1979 wurde der Vertrag mit Vought für die Entwicklung abgeschlossen, 1983 begannen die ersten Tests, und 1985 erfolgte der erste Testflug einer ASAT. Die ASAT hatte als erste Stufe eine AGM-69 SRAM und als zweite Stufe eine Vought Altair III (die vierte Stufe einer Vought Scout B). Der Bordcomputer und das Head-Up-Display der F-15 mussten modifiziert werden, um mit der Waffe feuern zu können.
Zur Zerstörung eines Satelliten setzte die ASAT als oberste Stufe ein MHV (Miniature Homing Vehicle) ein, womit das Ziel in der Endphase angesteuert wurde. Bei einem solchen 'kill vehicle' wird das Ziel nicht durch einen Sprengkopf, sondern allein durch die kinetische Energie des Aufpralls zerstört. Das Treffen eines Satelliten ist deutlich einfacher als das einer ICBM, da ein Satellit stets die gleiche, exakt berechenbare Bahn am Himmel zieht.
Am 13. September 1985 wurde der erste Testabschuss eines Satelliten durchgeführt: Der Sonnenobservatoriums-Satellit „P78-1 SolWind“, der seine Lebenszeit überschritten hatte, wurde in 555 km Höhe zerstört.
Die Air Force plante, 112 ASAT-Raketen zu beschaffen, und es sollten zwanzig F-15 umgebaut werden. Im Zusammenhang mit der SDI Initiative erlangte die ASAT-Technik noch einmal Aufmerksamkeit. 1988 wurde das Programm aber eingestellt, da die Rakete gegen Verträge über die militärische Nutzung des Weltraums verstoßen würde.
Der Einsatz der Waffe wird von Thrillerautor Tom Clancy in seinem Roman Im Sturm beschrieben.
MIM-104 Patriot (als Apronym oftmals übersetzt mit: Phased Array Tracking Radar to Intercept Of Target[1]) ist ein bodengestütztes Mittelstrecken-Flugabwehrraketen-System zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und taktischen ballistischen Mittelstreckenraketen.
Entwickelt wurde es bereits seit den 1960er-Jahren von den amerikanischen Unternehmen Raytheon und Lockheed, damals noch unter der Bezeichnung „SAM-D“. Das sowjetische Pendant zur Patriot war die SA-10 „Grumble“ aus den 1970er-Jahren, derzeit lässt sich die modernere russische SA-20 „Gargoyle“ am ehesten mit dem Patriot-System vergleichen.
Das Flugabwehrraketensystem Patriot besteht aus mehreren Einzelkomponenten, die entweder auf Sattelaufliegern/LKW (US-Version) oder nur auf LKW (deutsche Version) montiert sind, um eine hohe Mobilität zu gewährleisten. Die einzelnen Teilsysteme werden entweder über Kabelverbindungen (Lichtwellenleiter/Zwei- und Mehrdrahtleitung) und/oder VHF-Funk miteinander verbunden. Im folgenden Abschnitt werden die Komponenten des Systems aufgelistet und erläutert.
Das AN/MPQ-53-Multifunktionsradar dient zur Erfassung, Identifizierung und Bekämpfung von Luftzielen. Anders als bei konventionellen Radargeräten verwendet das MPQ-53 Phased-Array-Antennen, was einige Vorteile mit sich bringt: höhere ECCM-Kapazitäten, genauere Entfernungs- und Winkelbestimmung sowie extrem schnelle Strahlausrichtung. Nachteilig wirkt sich bei dieser Konstruktion der eingeschränkte Erfassungsbereich von 120° (in der Praxis eher 90°) aus, so dass eine effiziente Feuerkraft nur durch Zusammenwirken mehrerer Feuereinheiten erreicht wird. Das Radar besteht aus 5161 Antennenelementen und arbeitet im Frequenzbereich von 4 bis 8 GHz. Es kann 90 bis 125 Flugziele verfolgen und dabei gleichzeitig bis zu neun Lenkflugkörper in der finalen Abfangphase mittels des TVM-Verfahrens steuern. Die Bekämpfungsreichweite beträgt maximal 170 km, minimal 3 km.
Das Radar sorgt ebenfalls für die Freund-Feind-Erkennung (IFF) durch elektronische Abfrage der Flugziele (Systembezeichnung: AN/TPX-46(V)7; im Frequenzbereich 1030 und 1090 MHz) sowie den Aufbau eines Datenlinks zu abgefeuerten Lenkflugkörpern (Frequenzbereich: 4 bis 8 GHz). Diese Funktionen übernehmen separate Antenneneinheiten am unteren Teil des Antennenträgers. Weiterhin sind noch einige Module zur Nebenkeulenunterdrückung vorhanden, um die Einflüsse durch gegnerische Störmaßnahmen zu verringern oder ganz auszublenden.
Das Radar wurde im Laufe der Zeit umfassend modernisiert und trägt seit dem PAC-3-Configuration-3-Upgrade die neue Bezeichnung AN/MPQ-65.
Zum Selbstschutz vor Anti-Radar-Lenkwaffen (z. B. AS-17 Krypton) kann eine Feuereinheit mit einem AN/TLQ-32-Radarköder ausgestattet werden.[2] Dieser kann die typischen Signaleigenschaften des MPQ-53/65 emulieren, um anfliegende Lenkflugkörper abzulenken.
Das AN/MSQ-104 ist der Feuerleitstand des Patriot-Systems und eine der wenigen bemannten Komponenten. Von hier aus führen drei Bediener den Feuerkampf, wobei sie Anweisungen vom zentralen Gefechtsstand ICC erhalten können. Das ECS ist aufgrund einer Vollklimatisierung überall einsetzbar und verfügt über einen kompletten ABC Schutz
Zur Stromversorgung des Radars und des Feuerleitstands stehen auf diesem Fahrzeug zwei Generatoren (deutsch: Strom-Erzeuger-Aggregat (SEA)) mit jeweils 150 kW Leistung zur Verfügung.
Die M-901-Startgeräte können bis zu vier Lenkflugkörper der Varianten PAC-1/-2 oder 16 des Typs PAC-3 aufnehmen. Sie sind je nach EMCON-Status mittels VHF-Datenfunk und/oder Lichtwellenleiter mit dem Feuerleitstand verbunden. Der bei der Bundeswehr gebräuchliche Systemrahmen, auf dem das Waffensystem montiert ist, ermöglicht mitsamt dem Trägerfahrzeug eine Nivellierung des Systems auf unebenem Untergrund von 5° in Fahrtrichtung („roll“) und 4° im rechten Winkel dazu (Fahrzeug-Querachse; „cross-roll“). Weitere 5° können vom System (WCC = Weapon Control Computer) des Feuerleitstands ausgeglichen werden. Zum Herstellen der Feuerbereitschaft wird die Startgeräte-Plattform mit den vier Kanistern, in denen sich die Lenkflugkörper (LFK) befinden, in einem Höhenwinkel von 38° aufgerichtet. Sie können um 110° nach rechts oder links zur Ausgangsstellung gedreht werden („clockwise“ und „counterclockwise“). Das Startgerät verfügt über eine eigene Stromversorgung mittels SEA (StromErzeugungsAnlage, 15 kW/400 Hz, max. 52A/Phase). Eine Feuereinheit verfügt üblicherweise über acht Startgeräte.
Das ICC ist der zentrale übergeordnete Gefechtsstand, in dem taktische Entscheidungen auf Kampfführungsebene (Ebene Bataillon) getroffen werden und anschließend an bis zu sechs Feuerleitstände (Ebene Feuereinheit) weitergegeben werden. Er verfügt außerdem über umfangreiche Kommunikationseinrichtungen (darunter Link 11B, Link 16 und ATDL-1), die es dem Kampfführungspersonal erlauben, mit vielen modernen Waffen-, Aufklärungs- und Führungsplattformen zu kommunizieren. Hierdurch können die Zieldaten schnell und sicher ausgetauscht werden.
Diese kleine Komponente sichert die Stromversorgung des zentralen Gefechtsstandes. Hierfür sind zwei Generatoren mit jeweils 30 kW Leistung zuständig.
Die Antenna Mast Group (AMG) (deutsch: Antennenmastanlage (AMA)) verbindet mehrere Patriot-Einheiten über bis zu vier Richtfunkstrecken über weite Strecken mit hoher Redundanz und Störfestigkeit.
Für den Einheitsführer steht eine weitere Kabine als Gefechtsstand zur Verfügung. Weitere Führungskabinen stehen für Wartungs- und Instandsetzungspersonal, Fernmelde- sowie Erkundungspersonal zur Verfügung.
Dies ist die 1984 eingeführte Basisversion mit Monopuls-Antenne.
Diese Variante, auch bekannt als SOJC (engl. „Standoff Jammer Counter“) wurde in den späten 1980er-Jahren eingeführt und ist auf die Bekämpfung von fliegenden Störsystemen ausgelegt. Der Lenkflugkörper fliegt hierzu eine optimierte Flugbahn und verwendet seinen passiven Radarsuchkopf, um die Störquelle anzufliegen. Zu diesem Zweck wurde ein modifiziertes Navigationssystem installiert, wobei die Eigenschaften bei der Luftzielbekämpfung mit der A-Variante identisch sind.
Bei dem „Patriot Advanced Capability“-Upgrade handelt es sich hauptsächlich um eine softwarebasierte Kampfwertsteigerung, da lediglich das AN/MPQ-53-Radar modifiziert wurde. Die neue Software ermöglicht das Abfangen von ballistischen Kurzstreckenraketen. Da der Lenkflugkörper selbst nicht verändert wurde, erhielt er keine neue Bezeichnung gemäß dem MIM-104x-Schema.
Diese Version bezeichnet die erste umfassende Kampfwertsteigerung des Patriot-Systems. Neben weiteren Verbesserungen an der Software wurde sowohl der Näherungszünder als auch der Gefechtskopf maßgeblich überarbeitet, um die Bekämpfung von ballistischen Raketen zu verbessern. Hierbei wurde zusätzlich die Reichweite durch einen neuen Raketentreibstoff und eine optimierte Flugsteuerung erheblich vergrößert. Der erste Teststart (gegen eine andere Patriot-Rakete) fand im November 1987 statt; die ersten Systeme wurden Ende 1990 in Dienst gestellt.
Nachdem die PAC-2-Lenkflugkörper im Einsatz gegen ballistische Raketen deutliche Schwächen zeigten (Details siehe unten), wurde eine Kommission zur Analyse des Systems gebildet. Diese identifizierte den Näherungszünder als wesentliche Schwachstelle des Systems, da dieser oft zu träge war und so die Zündung des Sprengkopfes zu spät auslöste. Daher wurde bei der GEM-Variante (englisch: „Guidance Enhanced Missile“) ein neues und erheblich schnelleres Zündsystem installiert. Durch den Einbau eines moderneren Radarsuchers konnten nun Ziele mit einem kleinen Radarquerschnitt erfasst und verfolgt werden. Bei den bodengestützten Systemkomponenten wurde das Radar verbessert; durch den Einbau eines neuen Datenlinks wurde die Platzierung der Startgeräte in bis zu 10 Kilometer Entfernung zum Feuerleitstand ermöglicht, wodurch der Verteidigungsbereich des Systems erhöht werden konnte. Die Produktion begann im Jahre 1994.
Diese Variante (umfasst die GEM/T- und GEM/C-Ausführung) stellt eine weitere Verbesserung der GEM-Variante dar. Es wurde ein neuer digitaler Näherungszünder und Radarsucher eingeführt, die sich durch ein neues leistungsfähiges Rauschunterdrückungssystem auszeichnen. Hierdurch können noch kleinere Radarziele, zum Beispiel LO-Fluggeräte (Stealth) oder Marschflugkörper, bekämpft werden als es mit der GEM-Version möglich war. Die GEMT/T-Ausführung unterscheidet sich von der GEM/C-Variante nur durch den Näherungszünder, der bei der T-Version auf die Bekämpfung von ballistischen Raketen optimiert ist. Die Auslieferung an die US Army begann im November 2002, die alle vorhandenen PAC-2-Lenkflugkörper mit dem „GEM+“-Upgrade versehen will. Bis 2006 wurden bereits 515 Lenkflugkörper modernisiert, im September 2010 erhielt die Army die 1000ste GEM-T-Lenkwaffe.
Der PAC-3-Lenkflugkörper wurde speziell zur Bekämpfung von höher entwickelten ballistischen Raketen entworfen, kann aber auch konventionelle Luftziele effektiv bekämpfen, wobei er allerdings durch seine relativ geringe Reichweite in dieser Rolle eingeschränkt wird. Außerdem wirken sich die höheren Kosten dieses LFK ungünstig im Feuerkampf gegen gegnerische konventionelle Flugzeuge aus, da schon weniger hochentwickelte LFK diesem Zweck genügen. Die PAC-3 soll primär feindliche Raketen durch einen direkten Treffer (englisch: „Hit-To-Kill“) zerstören, da somit eine sichere Zerstörung des Gefechtskopfes gewährleistet werden kann. Allerdings kann der Lenkflugkörper durch seinen Splittersprengkopf mit Näherungszünder auch bei knappen Vorbeiflügen eine Vernichtung des Ziels („Kill“) sicherstellen. Um die nötige Präzision für ein direktes Abfangmanöver zu gewährleisten, wurden ein aktiver Puls-Doppler-Radarsucher und einige Schubdüsen in die Flugzelle des PAC-3 LFK integriert. Die kleinen Abmessungen des PAC-3 LFK ermöglichen es, einen PAC-2-LFK-Kanister durch einen Kanister mit vier PAC-3-Lenkflugkörpern zu ersetzen. Sofern die Gewichtskapazität des Trägerfahrzeugs ausreichend ist kann ein einzelnes Startgerät bis zu 16 PAC-3-Lenkflugkörper aufnehmen gegenüber vier Startkanistern mit PAC-2 LFK. Die von der Bundeswehr eingesetzten Fahrzeuge sind aus Gewichtsgründen auf acht Flugkörper PAC-3 beschränkt.[3]
Während diverser Tests wurden eine breite Palette an Zieltypen simuliert.[4] Neben den üblichen ein- und zweistufigen Kurzstreckenraketen kamen auch modifizierte Patriot-Raketen (Bez.: „Patriot-As-A-Target“, PAAT) in dieser Rolle zum Einsatz, um besonders kleine ballistische Ziele zu simulieren. Zur Simulation von höher entwickelten Raketen wurden auch mehrmals separierende und manövrierende Gefechtsköpfe abgefangen. Letztere basieren auf dem Modell, welches bei der Pershing II zum Einsatz kam und werden als Storm II bezeichnet.[5][6] Auch konventionelle, tieffliegende Luftziele und Marschflugkörper (unter anderem repräsentiert durch die MQM-107-Zieldrohne) wurden in Tests erfolgreich abgefangen.
Die Entwicklung der PAC-3 begann 1995 und wurde damals noch als ERINT (englisch: „Extended Range Interceptor“) bezeichnet. Das gesamte Programm kostet rund 8,5 Mrd. US-Dollar, wobei die US Army bereits über 900 Lenkflugkörper im Bestand hat.
Folgende Varianten sind bekannt:
Diese erste Entwicklungsvariante basiert auf der PAC-2-GEM-Version. Hauptsächlich wurden die Bodensysteme mit neuen Computer- und Steuersystemen ausgestattet, die für die neuen und komplexen Steuerungsvorgänge nötig sind. Der Lenkflugkörper selbst erhielt einen verbesserten Doppler-Impuls-Radarsucher und die modernisierten Komponenten der GEM-Variante.
Bei dieser Entwicklungsversion wurden die Bodensysteme mit dem Joint Tactical Information Distribution System (JTIDS) ausgestattet, das die Kommunikation mit befreundeten Einheiten verbesserte. Das restliche Paket besteht aus einem umfassenden Software-Upgrade für den Feuerleitstand und den Lenkflugkörper. Hierdurch wurde zum einen die Erfassung und Verfolgung von Zielen mit einem kleinen Radarquerschnitt verbessert, zum anderen können nun auch Anti-Radar-Lenkflugkörper wie AGM-88 HARM (USA/NATO) oder die AS-17 Krypton aus russischer Produktion bekämpft werden.
Neben der Einführung eines neuen Software-Pakets wurde der aktive Radarsucher der Rakete mit zwei Wanderfeldröhren und einem neuen Exciter ausgestattet, um die Leistung gegenüber Zielen mit kleinem Radarquerschnitt zu erhöhen. Das AN/MPQ-53-Radar, das nun die Bezeichnung AN/MPQ-65 trägt, wurde ebenfalls umfassend modernisiert und weist nun bessere Eigenschaften bei der Identifizierung von ballistischen Zielen und bei der Unterdrückung von Clutter und Störquellen auf. Außerdem wurde das Netzwerksystem mit einer Schnittstelle für das THAAD-System ausgerüstet.
Dies ist die finale Serienversion der PAC-3, die seit 2001 im Dienst steht. Gegenüber der Configuration-3-Variante wurden lediglich einige Detailverbesserungen vorgenommen.
Bei dieser Variante (englisch: „Missile Segment Enhancement“) handelt es sich um eine Kampfwertsteigerung des PAC-3-Lenkflugkörpers, die sich aktuell noch in der Entwicklung befindet. Die geplanten Modifikationen zielen vor allem auf eine Verbesserung der Flugeigenschaften ab. Hierzu wird ein neuer, stärkerer Raketenmotor zum Einsatz kommen, der die Reichweite erheblich erhöhen soll. Um eine bessere Manövrierfähigkeit zu erreichen, sind vergrößerte und verstärkte Steuerflächen geplant. Außerdem ist ein modernerer Datenlink zur besseren Kommunikation zwischen Lenkflugkörper und Feuerleitstand vorgesehen. Das Upgrade setzt keinerlei Änderungen an der LFK-Zelle oder am Startsystem voraus. Diese Variante sollte auch beim MEADS-System zum Einsatz kommen. Der letzte Test wurde im Rahmen der zweiten Testphase am 4. Juni 2008 erfolgreich durchgeführt.
Im Januar 1985 wurde vom „32nd Army Air Defense Command“ (32nd AADCOM) erstmals das Patriot-System der US Army in Europa stationiert.
Die Bundeswehr rüstete selbst zwölf Flugabwehrraketenstaffeln der Luftwaffe mit Patriot aus. Die eingeführten Systeme sind ausschließlich auf LKW des Herstellers MAN montiert und mit deutschem Beistellgerät (Stromversorgungs-, Funk- und Klimaanlagen) versehen. Zusätzliche 24 von den USA finanzierte Systeme (ebenfalls in deutscher Version) wurden im Rahmen des Patriot-Roland-Abkommens betrieben. Nach dem Auslaufen des Abkommens hat die Luftwaffe die US-amerikanischen Systeme in ihren Bestand übernommen. Nach mehreren Umstrukturierungen und Reduzierungen sind seit dem 1. Januar 2006 insgesamt 24 Staffeln im operativen Einsatz – bei einem vermuteten Gesamtbestand von 192 Startgeräten.
Jede Staffel verfügt über einen Feuerleitstand (ECS), eine Stromversorgungsanlage (EPP), ein Multifunktionsradargerät (RS), acht Startgeräte (LS) mit je vier Flugkörpern und einen Richtfunktrupp mit Generatoren und Antennenmastanlage (AMA). Als Reserve-Beladung stehen für jede Staffel 32 Lenkflugkörper in Luftwaffendepots zur Verfügung. Die Bestückung der Startgeräte erfolgt nach Bedarf: MIM-104 A–D: maximal vier LFK; PAC 3: acht (in je zwei „four-packs“). Aus straßenverkehrsrechtlichen Gründen (Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts des Startgeräts) wurde auf die maximale Beladung von 16 LFK PAC 3 in der deutschen Version verzichtet. Eine Aufnahme von mehr als zwei „four-packs“ (acht PAC 3-LFK) ist deswegen aufgrund fehlender Anschlussmöglichkeiten an Signal- und Steuerkabeln nicht möglich.
Die deutsche Luftwaffe plante ursprünglich, zwölf ihrer Patriot-Einheiten durch das neue Luftverteidigungssystem Medium Extended Air Defense System (MEADS) zu ersetzen. Davon wurde Abstand genommen. Stattdessen sollen einzelne Komponenten nach der Entwicklung zur Verbesserung des Patriot-Systems verwendet werden (Stand: Februar 2012).
Weitere NATO-Nutzerstaaten sind die Niederlande (seit 1987),[7] Griechenland (seit 2003) und Spanien (seit 2005). Seit 1999 sollen Patriot-PAC-3-Systeme Japan vor möglichen chinesischen und nordkoreanischen Raketen schützen. Hierzu wurden sie auf Okinawa stationiert; ab 2007 zusätzlich in der Präfektur Saitama. Das Flugabwehrraketensystem Patriot wird weiter von Ägypten,[8] Israel, Jordanien,[9] Kuwait, Saudi-Arabien, Südkorea, Taiwan, Türkei[10] und den Vereinigten Arabischen Emiraten eingesetzt.[11] Seit 2010 wurden in Polen zu Trainingszwecken zeitweise US-amerikanische Patriot-Systeme stationiert.[12]
Das Waffensystem gehört nach der Kampfwertsteigerung „KWA Config 3“ weiterhin zu den modernsten verfügbaren Flugabwehrsystemen der Welt.
Das System wurde oder wird in etwa 80 Staaten weltweit eingesetzt, beispielsweise
Im ersten Irak-Krieg hatten Patriot-Systeme der US Army die Aufgabe, angreifende irakische „Scud“- und „Al-Hussein“-Raketen abzufangen. Das Konzept der Abwehr ballistischer Raketen war schon lange von den Großmächten verfolgt, aber noch nie im realen Einsatz erprobt worden.
Berichten zufolge soll der erste Kampfeinsatz am 18. Januar 1991 erfolgt sein, wobei eine auf Saudi-Arabien abgefeuerte Scud erfolgreich zerstört worden sein soll. Im Verlauf des Krieges wurden weitere 40 irakische Scuds mit Patriot-LFK bekämpft – der Erfolg dieser Einsätze ist ebenfalls bis heute umstritten. Diese Berichte und weitere Aussagen über den Erfolg der Patriot gegen ballistische Ziele im Irak-Krieg von 1991 werden von zahlreichen Untersuchungen in Zweifel gezogen[13][14] [15] [16]:
Bei der Bekämpfung von bemannten Flugzeugen hat sich Patriot zwar als technisch erfolgreich erwiesen – die drei in den beiden Golfkriegen auf Flugzeuge abgefeuerten Raketen trafen ihre Ziele – allerdings handelte es sich jeweils um Friendly Fire, also um den irrtümlichen Abschuss von Kampfflugzeugen der US-geführten Koalitions-Streitkräfte (darunter ein britischer Tornado).
Im zweiten Irak-Krieg erreichten die inzwischen zu PAC-3 aufgerüsteten Systeme unbestritten gute Erfolgsquoten mit 11 abgeschossenen Kurzstrecken-Raketen des Typs „Al Samoud-2“ und „Ababil-100“[19]. Mittelstreckenraketen wie im ersten Irak-Krieg kamen auf irakischer Seite nicht zum Einsatz. Die Patriot-Einheiten bewegten sich erfolgreich mit der Front, um die vorgerückten Truppen zu schützen und den Luftraum zu überwachen.
Im November 2012 begannen Verhandlungen zwischen der NATO und der Regierung des Mitgliedsstaates Türkei, um Patriot-Systeme an die syrische Grenze zu verlegen. Am 21. November 2012 wurde von der Türkei ein offizielles „Hilfegesuch“ gestellt. [20]
Am 4. Dezember 2012 beschloss die NATO die Verlegung von Patriot-Luftabwehrsystemen an die türkisch-syrische Grenze. Der deutsche Bundestag hat der Entsendung deutscher Soldaten am 14. Dezember 2012 zugestimmt. Deutschland, die Niederlande und die USA stellen seit Januar 2013 die Systeme und deren Bedienmannschaften für den Einsatz Active Fence Turkey zur Verfügung. Die Abwehrraketen sollen dabei ausschließlich zum Schutz und zur Verteidigung des Bündnispartners Türkei dienen. Sie dürfen nicht eingesetzt werden, um eine Flugverbotszone über Syrien zu errichten bzw. zu kontrollieren
Während des Bürgerkriegs in Syrien schoss Israel eine syrische Aufklärungsdrohne und eine Suchoi Su-24 über den Golanhöhen ab. Grund hierfür sei eine Verletzung des israelischen Luftraums gewesen, was von syrischer Seite dementiert wird
System | MIM-104A/B | MIM-104C | PAC-3 |
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Länge | 5,30 m | 5,18 m | 5,20 m |
Startgewicht | 914 kg | 900 kg | 312 kg |
Durchmesser | 0,41 m | 0,41 m | 0,25 m |
Spannweite | k. A. | 0,92 m | 0,50 m |
Antrieb | einstufige Feststoffrakete | einstufige Feststoffrakete | einstufige Feststoffrakete |
Reichweite | 70 km | 160 km (min. 3 km)[2] |
Luftziel: 10–15 km ballistisches Ziel: 15–45 km |
Einsatzhöhe | k. A. | 24 km (min. 60 m)[2] | 10–15 km |
Belastbarkeit[2] |
kontinuierlich 20g kurzzeitig 30g |
k. A. | k. A. |
Geschwindigkeit | > Mach 3 (max. Mach 5[2]) | Mach 5 | Mach 5 |
Lenkung | TVM, INS, HOJ | TVM, INS, HOJ | TVM, INS, aktiver Radarsucher im Ka-Band |
Gefechtskopf | 90 kg hochexplosiv | 91 kg hochexplosiv/Splitter | 73 kg hochexplosiv/Splitter |
Zündung | Aufschlag-/Näherungszünder | Aufschlag-/Näherungszünder | Näherungszünder |
Einführungsjahr | 1984 | 1990 | 2001 |
R/UGM-109 Tomahawk |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Marschflugkörper |
Hersteller: | General Dynamics (bis 1997), Raytheon |
Entwicklung: | 1972 |
Stückpreis: | 650.000 - 1,13 Mio. Euro |
Technische Daten | |
Länge: | 6,25 m |
Durchmesser: | 518 mm |
Gefechtsgewicht: | 1.425 kg |
Spannweite: | 2.650 mm |
Antrieb: Erste Stufe: Zweite Stufe: |
Feststoffbooster Turbofan |
Geschwindigkeit: | 878 km/h (244 m/s) |
Reichweite: | bis 2.500 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | Trägheitsnavigationsplattform plus TERCOM |
Gefechtskopf: | Splittergefechtskopf 450 kg TNT, Bomblets oder nuklear 200 kT |
Waffenplattformen: | Schiffe, U-Boote, LKW |
Der BGM-109 Tomahawk – (BGM steht für Boosted Guided Missile; deutsch: raketengetriebene Lenkwaffe) – ist ein vom US-amerikanischen Hersteller Raytheon produzierter militärischer Marschflugkörper. War er anfangs in erster Linie landgestützt für den Einsatz mit nuklearen Sprengköpfen vorgesehen, so ist er heute auf Kriegsschiffen der US Navy sowie U-Booten der US Navy und Royal Navy stationiert und wird mit konventionellem Sprengkopf hauptsächlich zur Bekämpfung gegnerischer Landziele eingesetzt.
Die Tomahawks gehören inzwischen zu den US-amerikanischen und britischen Erstschlagswaffen in jedem kriegerischen Konflikt und übernehmen zunehmend die Aufgaben bemannter Bomber. Ohne das Risiko, Piloten oder Flugzeuge zu gefährden, können sie tief in gegnerisches Territorium eindringen, Bunker, Radaranlagen oder Kommandoposten zerstören und die feindliche Infrastruktur schwächen.
1972 begann man bei General Dynamics (heute Raytheon Missile Systems) mit der Entwicklung der AGM/BGM/RGM/UGM-109 Tomahawk, deren Ziel es war, einen Marschflugkörper zu entwickeln, der von Schiffen, U-Booten, Flugzeugen und Fahrzeugen aus eingesetzt werden konnte. Er sollte gegen strategische Landziele sowie Schiffe zum Einsatz kommen. 1977 wurde die luftgestützte Version AGM-109 zu Gunsten der AGM-86 ALCM gestrichen. Der erste Start von einem U-Boot aus erfolgte 1976, aus einem Vertikalen Startsystem 1979 und von einem Überwasserschiff schließlich 1982 vom Schlachtschiff USS New Jersey (BB-62) aus. Seit 1983 wurden die Marschflugkörper an die US-Streitkräfte in Europa ausgeliefert. Sie waren neben der Pershing 2 Gegenstand des umstrittenen NATO-Doppelbeschlusses.
Der Tomahawk kann von Schiffen aus mittels eines Vertical Launching System (VLS) gestartet werden. Der Armored Box Launcher wird nicht mehr verwendet. Beim Überwasserstart wird der Flugkörper mittels eines Boosters gestartet. Nach dem Ausbrennen des Boosters startet das Williams International F107-WR-402 Turbofan-Triebwerk und beschleunigt den Flugkörper auf die Marschgeschwindigkeit. Die Variante für die Bewaffnung von U-Booten kann aus einem VLS oder aus den 533-mm-Standardtorpedorohren verschossen werden. Nach dem Verlassen des U-Bootes zündet ein Booster und treibt die Lenkwaffe zur Wasseroberfläche. Nach dem Durchstoßen der Wasseroberfläche werden die Schutzhülle, welche den Flugkörper umgibt, sowie der Startbooster abgeworfen und das Turbofan-Triebwerk zündet. Der Marschflug erfolgt in der Regel in einer Höhe von unter 200 m. Müssen Gebirge überflogen werden, muss die Marschflughöhe aber deutlich höher liegen. Über flachem Terrain kann die Flughöhe zwischen 30–90 m liegen. Hindernissen kann der Flugkörper selbständig ausweichen. Die Marschgeschwindigkeit liegt bei rund 880 km/h. Die geringe Flughöhe und die geringe IR-Signatur des Triebwerkes erschweren eine Ortung und Bekämpfung.
Die Variante Block I benutzt zur Navigation ein TAINS (TERCOM Assisted Inertial Navigation System), welches sich an Geländepunkten orientiert. Zusätzlich kommt eine Trägheitsnavigationsplattform zum Einsatz. Mit diesen beiden Systemen soll eine Treffgenauigkeit (CEP) von unter 50–80 m erreichbar sein. Die Variante Block II benutzt mit Terrain Contour Matching (TERCOM) und Digital Scene Matching Area Correlation (DSMAC) ein eigenes Radarsystem, welches das überflogene Gelände mit eingespeicherten Daten vergleicht, um das Ziel zu finden. Die mittlere Treffgenauigkeit soll bei 30–50 m liegen. Die Variante Block III, die seit 1994 eingesetzt wird, benutzt zusätzlich das satellitengestützte Global Positioning System (GPS), um ihr Ziel zu finden. Die mittlere Treffgenauigkeit soll bei 10–15 m liegen.
Je nach Ausführung kostet ein Marschflugkörper zwischen 600.000 und einer Million US-Dollar, bei Abnahme größerer Stückzahlen laut US-Verteidigungsministerium im Zweiten Golfkrieg knapp 500.000 Dollar.
AGM-114 Hellfire | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Luft-Boden-Rakete und Boden-Boden-Rakete |
Heimische Bezeichnung: | AGM-114 Hellfire |
Herkunftsland: | USA |
Hersteller: | Lockheed Martin |
Entwicklung: | Rockwell International |
Einsatzzeit: | 1984 bis heute |
Stückpreis: | 68.000 US$ |
Technische Daten | |
Länge: | 163 cm |
Durchmesser: | 17,8 cm |
Gefechtsgewicht: | 45,4 bis 49 kg |
Spannweite: | 33 cm |
Antrieb: | Feststoffraketentriebwerk |
Geschwindigkeit: | 1530 km/h (Mach 1,3) |
Reichweite: | 500 m bis 8 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | Halbaktive Zielsuchlenkung |
Gefechtskopf: |
High Explosive Anti Tank (HEAT); 9 kg
Tandemhohlladung Metal augmented charge (MAC); Hohlladung |
Die AGM-114 Hellfire (engl. ‚Höllenfeuer‘) ist eine US-amerikanische Luft-Boden-Rakete zur Panzerabwehr. In der Grundausführung benutzt die Hellfire ein Laser-Lenksystem, spätere Versionen verfügen über einen Radarsuchkopf. Hauptplattform für die Hellfire-Rakete sind die verschiedenen Kampfhubschrauber im Arsenal der US Army. Mit der Hellfire II steht inzwischen eine optimierte Version des ursprünglichen Hellfire-Systems zur Verfügung. Der AH-64 Apache Longbow-D (in der Version mit Radar) kann darüber hinaus auch eine radargelenkte Version der Hellfire abfeuern, die dadurch zu einer echten Fire-and-Forget-Waffe wird (unter optimalen Bedingungen braucht sich der Angreifer dem Ziel noch nicht einmal zu zeigen). Die lasergelenkten Hellfire-Raketen benötigen dagegen spätestens kurz vor dem Einschlag eine Zielbeleuchtung durch einen Laser.
Erste Tests der neuen Rakete fanden ab Ende 1978 mit Hubschraubern des Typs AH-1 Cobra und Bell UH-1 statt, und ab 1979 wurde auch die neue AH-64 Apache in das Erprobungsprogramm mit einbezogen. 1981 war man soweit, dass die Rakete für die Produktion freigegeben werden konnte, und 1985 gingen die Raketen in den aktiven Dienst.[1]
Gegenwärtig wird die AGM-114 außer von der AH-64 Apache und der Bell OH-58 Kiowa auch von den AH-1-Cobra-Helikoptern des US Marine Corps eingesetzt. Das System ist außerdem für Einsätze mit dem Transporthubschrauber UH-60 Blackhawk und dem Aufklärungshubschrauber OH-6 Defender freigegeben, auch wenn diese Möglichkeit in den letzten Jahren nie im Kampf genutzt wurde. Weiterhin wurden erfolgreiche Tests mit bodengestützten Plattformen wie dem HMMWV-Geländewagen oder dem Improved TOW Vehicle (ITV) durchgeführt. Anfang 2002 kam die AGM-114 auch erfolgreich auf einer unbemannten Drohne des Typs RQ-1 Predator UAV zum Einsatz. Dabei kam es gegen Ende des Jahres zu einem medienträchtigen Einsatz gegen mutmaßliche Terroristen im Jemen; es war das erste Mal, dass eine ferngesteuerte Drohne einen Angriff gegen ein feindliches Ziel flog.
Hauptvertragsnehmer für die Produktion von Hellfire-Raketen sind heute Boeing und Lockheed Martin. Jede Rakete kostet etwa 58.000 US-Dollar. Schweden nutzt die Raketen zur Küstenverteidigung (unter der Bezeichnung RBS-17), außerdem haben sowohl Israel als auch Ägypten das System gekauft.
Die zum Start der Hellfire notwendige Laser-Zieleinrichtung wurde auch in einer portablen Version zum Einsatz durch Bodentruppen gebaut. Hierdurch ist es möglich, dass eine Bodeneinheit ein Ziel „beleuchtet“, das Zielsystem eines Kampfhubschraubers dieses Signal erfasst und mit Raketen bekämpft, ohne es selbst sehen zu können. Ein weiteres Einsatzgebiet des Ground/Vehicular Laser Locator Designator (G/VLLD) genannten Geräts ist die Beschaffung genauer Entfernungsinformationen für Feldartillerie-Batterien. Die Stückkosten für die von Hughes Aircraft Corporation und Optic Electronic Corporation gebauten Geräte betragen 164.485 US-Dollar. Mit ihnen wurden ausgewählte Feldartillerie-Bataillone, Panzerkavallerie- und Infanterie-Einheiten ausgerüstet.
Aus Sicht des Piloten lässt sich die Hellfire in zwei verschiedenen Modi einsetzen: Zielerfassung vor dem Start (LOBL, Lock On Before Launch) und Zielerfassung nach dem Start (LOAL, Lock On After Launch). Für die AGM-114L gilt dies allerdings nicht, da sie generell nach dem Prinzip Fire-and-Forget operiert und völlig ohne Sichtverbindung zum Ziel eingesetzt werden kann. Im LOBL-Modus visiert der Waffenoffizier vor dem Start der Rakete das Ziel mit dem Laser an, anschließend feuert der Pilot die Rakete ab. Während die Rakete im Anflug ist, sollte die Sichtverbindung zwischen Helikopter und Ziel möglichst nicht unterbrochen werden, da die Rakete ansonsten das Ziel verlieren könnte. Dies bedeutet natürlich auch potenziell höhere Gefahr für die Luftfahrzeugbesatzung. Im LOAL-Modus wird die Rakete zunächst ohne ein Ziel abgefeuert, woraufhin sie zunächst auf eine gewisse Höhe steigt und dann versucht, einen Zielbezeichnungs-Laserstrahl zu finden, auf den sie zusteuern kann. Auf diese Weise ist es beispielsweise möglich, die Rakete aus der Deckung über einen Hügelkamm zu feuern und erst kurz bevor die Rakete das Ziel erreicht, aufzusteigen, das Ziel zu beleuchten und zu zerstören. In beiden Fällen versucht die Rakete das Ziel möglichst so anzufliegen, dass sie von oben einschlägt, wo die Panzerung der meisten Gefechtsfahrzeuge dünner ist.
Anfang 2003 ging ein Aufruhr durch die Reihen der Kriegsberichterstatter, als herauskam, dass zwei Drittel der Hellfire-Raketen im US-Arsenal mit einem schwerwiegenden Fehler behaftet waren: Beim Start konnten Teile der Rakete den Hubschrauber beschädigen. Es sah zunächst so aus, als ob diese Tatsache die US-amerikanischen Pläne zum Einmarsch in den Irak ernsthaft gefährden könnte, daher rührte auch die verständliche Unruhe unter den Experten. Ohne Unterstützung durch Kampfhubschrauber wären die Panzertruppen der US Army gegen die irakischen Panzerdivisionen auf sich selbst gestellt beziehungsweise auf Unterstützung durch die US-Luftwaffe angewiesen gewesen.
Die Ursache für den festgestellten Fehler lag in einem Kunststoffbauteil, das im Strahlrohr der Rakete saß, beim Start normalerweise in viele kleine Teile zerfallen und nach hinten ausgestoßen werden sollte. Bei etwa 10.000 AGM-114 aus dem Hause Hercules flog besagter Pfropfen jedoch in größeren Stücken aus dem Rohr und schlug dann möglicherweise in die kleinen Stabilisatorflossen am Heck der AH-64 Apache ein. Unter bestimmten Bedingungen war es sogar möglich, dass der Stopfen den Heckrotor traf, was bei Hubschraubern generell eine sehr gefährliche Situation ist, die häufig zum Absturz führt.
Das Problem wurde zuerst während einer Übung in Polen im Jahr 2000 beobachtet, damals hielt man die Beschädigungen an den Stabilisatorflossen jedoch zunächst für Einwirkungen durch Bodentrümmer. Erst im Verlauf weiterer Untersuchungen fand man die wirkliche Ursache. Zunächst erging die Order, dass das Abfeuern von Hellfires außer in unmittelbaren Notfällen (feindlicher Angriff) zu unterbleiben hätte. Ausgenommen davon waren Raketen am äußeren rechten Waffenpylon Nr. 4, deren Trümmer den Heckrotor nicht treffen konnten (der Heckrotor liegt bei der Apache an Backbord, also links). „Treffer“ in den Stabilisatorflossen waren zwar unangenehm, aber verkraftbar. Auch für den leichten Kampfhubschrauber Bell OH-58 erging ein ähnlicher Befehl, da von Backbord abgefeuerte Hellfires mit ihren Stopfen den Rumpf beschädigen konnten. Die betroffenen Raketen wurden als „beschränkt kampftauglich“ klassifiziert. Später lockerte man die neuen Vorschriften dahingehend, dass die Apache-Besatzungen nun je ein Paar Hellfires von den beiden äußeren Pylonen im Abstand von drei Sekunden feuern durften. Zum Schutz vor Raketentrümmern sollten entsprechende Abweiser an den Apaches und Kiowas installiert werden.
Die Kosten für einen Ersatz aller fehlerhaften Raketenmotoren wurden auf knapp 36 Millionen US-Dollar geschätzt. Bei Anbruch des Irak-Kriegs 2003 war bereits ein Drittel neu ausgerüstet, so dass die Helikopter wieder uneingeschränkt mit den Raketen feuern konnten.
Hubschrauber:
Flächenflugzeuge
Drohnen
Schiffe
Das Waffensystem Roland ist ein in den 1970er-Jahren in deutsch-französischer Kooperation entwickeltes, allwetterfähiges, autonomes und ECM-resistentes Flugabwehrraketensystem zur Bekämpfung tief- und tiefstfliegender Luftfahrzeuge.
In der Bundeswehr wurde das System in unterschiedlichen Versionen unter der Materialverantwortung des Heeres von allen drei Teilstreitkräften genutzt: im Heer ab 1981 als Flugabwehrraketenpanzer (FlaRakPz, auch: FRP) auf dem modifizierten Fahrgestell des Schützenpanzer Marder, in der Luftwaffe und Marine ab 1987 mit einem Sonderaufbau (SARO) auf LKW 15 t mil gl KAT I A1 (8×8) als FlaRakRad (auch FRR) und ab 1994 mit einem leichteren, luftverladbaren Aufbau auf Lkw 7t mil gl 6×6 als FlaRakRad lvb. Insgesamt wurden 143 FlaRakPz (incl. drei Erp/TrVsuMuster) und 115 FlaRakRad (incl. der zehn später auf FRR lvb umgerüsteten FRR) beschafft.
Bei Luftwaffe und Marine gehörte zum Umfang des Waffensystems Roland ein Flugabwehrgefechtsstand Roland (FGR) auf Lkw 15t mil gl 8×8, von dem insgesamt 21 eingesetzt wurden.
Die ersten FlaRakPz wurden für Erprobungen, Truppenversuche und Beginn der Ausbildung ab 1979 vom Flugabwehrlehrbataillon 610 und der Heeresflugabwehrschule in Rendsburg sowie an der STTR 1/FSHT in Eschweiler eingesetzt.
Verbände der Heeresflugabwehrtruppe: Flugabwehrregiment 100 in Wuppertal, Flugabwehrregiment 200 in München, Flugabwehrregiment 300 in Marburg.
Als erster Roland-Verband der deutschen Luftwaffe wurde die Flugabwehrraketengruppe 42 (FlaRakGrp 42) am 1. April 1987 in Schöneck aufgestellt, die in der Folgezeit auch Pilotaufgaben bei der Einführung des Roland-Systems in die Luftwaffe bei den FlaRakGrp 41 in Wangerland und FlaRakGrp 43 in Leipheim sowie in die Marine bei den Flugabwehrstaffeln des Marinefliegergeschwaders (MFG) 1 in Jagel, des MFG 2 in Tarp und des MFG 3 Graf Zeppelin in Nordholz übernahm.
Im Zuge der Strukturveränderungen der Bundeswehr wurden ab Ende der 1990er-Jahre in allen TSK, beginnend bei der Marine, Einheiten aufgelöst, die Waffensysteme außer Dienst gestellt und teilweise langzeitgelagert. Die letzten Systeme wurden in Deutschland Ende 2005 aus der Nutzung genommen.
Nach den Führungs- und Einsatzgrundsätzen der Heeresflugabwehrtruppe schützten die FlaRakPz Roland Truppen, deren Einrichtungen und wichtige Anlagen gegen Aufklärung und Angriffe aus der Luft, häufig im Zusammenwirken mit dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard. Sie waren nicht in das Luftverteidigungssystem der NATO integriert, unterlagen hinsichtlich der Fla-Kampfführung jedoch den Regelungen und Weisungen der Alliierten Taktischen Luftflotten (ATAF).
Laut Einsatzbeschreibung der Luftwaffe sollte das Waffensystem Roland folgenden Zweck erfüllen:
Damit war die Hauptaufgabe der FlaRakRad der Schutz wichtiger Einrichtungen, wie Fliegerhorste der Luftwaffe und der Marine. Einen besonderen Einsatzauftrag hatte die FlaRakGrp 42 mit dem Schutz US-amerikanischer Basen im Rahmen des Roland-Patriot-Abkommens von 1983. Nach der Auflösung der FlaRakGürtel waren die FlaRakRad Roland der Luftwaffe zusammen mit den Waffensystemen Patriot und HAWK bis 2005 Teil der FlaRak-Cluster und so ein Hauptanteil der bodengebundenen Flugabwehr der Bundeswehr.
Die Entwicklung des Waffensystems Roland begann als bilaterales Technologie-Vorhaben in Umsetzung der im Elysée-Vertrag von 1963 vereinbarten militärischen Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich mit einem Regierungsvertrag vom Oktober 1964. Industrieseitig bildeten die deutsche Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) GmbH in Ottobrunn und die französische Aérospatiale S.A. in Chatillon die gemeinsame Managementfirma Euromissile G.I.E. in Fontenay-aux-Roses, die als Generalunternehmer Vertragspartner der beiden Länder wurde. Amtsseitig wurden auf der Ebene der Verteidigungsministerien ein Direktions- und Lenkungsausschuß gebildet und als ausführende, koordinierende Behörde 1969 das Bureau de Programmes Franco-Allemand (BPFA) in Rueil-Malmaison aufgestellt.
Die Entwicklung und Serienreifmachung des Waffensystems war jedoch wegen der Komplexität des Systems zeitraubender und kostspieliger als ursprünglich geplant, insbesondere als nach umfangreichen bi- und trilateralen Erprobungskampagnen zahlreiche Modifikationen zur Härtung gegen elektronische Störmaßnahmen eingeführt wurden. Besondere Maßnahmen waren auch bei der Herstellung der Versorgbarkeit, der Bereitstellung von Instandsetzungsausstattungen, Meß- und Prüfmittel sowie der Verfügbarkeit von Ausbildungsgeräten und Simulatoren erforderlich. Nach der Erklärung der Eignung des FlaRakPz für den taktischen Einsatz erfolgte die Ausstattung der Heeresverbände ab 1981 parallel zur Restentwicklung und Einführung logistischer Anteile. Für Luftwaffe und Marine wurde das Waffensystem in einem Shelter integriert, jedoch musste zunächst auf die Einführung nach Priorisierungen einer Rüstungsklausur verzichtet werden. Die Einführung der FlaRakRad konnte erst ab 1987 realisiert werden, nachdem mit den USA 1983 eine kooperative Beschaffung von Waffensystemen Patriot und Roland vereinbart worden war. Dieser deutsch/US-amerikanische Vertrag war auch die Grundlage für die Entwicklung des Flugabwehrgefechtsstand Roland (FGR), der 1988 eingeführt wurde.
1984 begannen erste Arbeiten zur Definition und Entwicklung einer Kampfwertsteigerung (KWS) mit den Schwerpunkten der Einführung eines Infrarot-/Laser-Visiers, einer verbesserten System-Logik und eines leistungsgesteigerten Flugkörpers. Als 1992 jedoch nach den sicherheitspolitischen Veränderungen erkennbar wurde, dass die Beschaffung aller KWS-Anteile nicht finanzierbar sein würde, wurde das Vorhaben auf eine Nutzungsdauerverlängerung (NDV) reduziert.
Im Frühjahr 1991 konnte eine Verlegung von FlaRakRad der FlaRakGrp 42 in die Türkei zum Schutz dortiger NATO-Basen nur unter großen Schwierigkeiten erfolgen. Dies führte zur kurzfristigen Entwicklung eines in Transall C-160 transportierbaren Sonderaufbaus (FlaRakRad lvb), der ab 1994 durch Umrüstung vorhandener FRR eingeführt wurde.
Wegen der veränderten Bedrohungslage, den sich abzeichnenden neuen Einsatzprioritäten der Bundeswehr und den daraus resultierenden Strukturveränderungen wurden jedoch auch die NDV-Maßnahmen bis zur Ausphasung der Systeme bei den drei Teilstreitkräften ab 2002 nur teilweise realisiert. Während die Roland-Waffensysteme der Luftwaffe 2003 im Vorgriff auf das noch in der Entwicklung befindliche Medium Extended Air Defense System (MEADS) außer Dienst gestellt wurden, endete 2005 die Nutzung des Waffensystems Roland auch im Heer.
Für das Waffensystem Roland wurden verschiedene Lenkflugkörper (LFK) entwickelt: Der LFK Roland-1 war die Klarwetterversion (ohne Peilsender) und wurde nicht in die Bundeswehr eingeführt. Der LFK Roland-2 und die leistungsgesteigerte Version Roland-3 sind als Allwetterversionen mit Peilsendern ausgestattet. Für Ausbildungs- und Erprobungszwecke gab es einen LFK Roland-2 mit Blitzlichtladung anstelle des Gefechtskopfes, der nur für das Heer beschafft worden war. Der Gefechtskopf ist mit einem Annäherungs- und Aufschlagzünder ausgestattet; der Annäherungszünder kann vor dem Start des Flugkörpers ausgeschaltet werden. Die technologische Besonderheit ist das Lenkverfahren durch Strahlablenkung statt der üblichen Flugkörperlenkung durch aerodynamisch wirkende Stellflächen. Die Flugkörper haben Feststoff-Start- und Marschtriebwerke, sind wartungsfrei, langzeitlagerfähig und werden ohne weitere Vorbereitungen aus den Start- und Lagerbehältern gestartet. Durch Überwachung und Auswertung aller Schießvorhaben konnte eine technische Verfügbarkeit von fast 98 % nachgewiesen werden.
Kenngröße | Roland-2 | Roland-3 |
---|---|---|
Länge: | 2,70 m | 2,70 m |
Durchmesser (mit Startrohr): | 0,27 m | 0,27 m |
Startmasse: | 65 kg | 77 kg |
Gefechtskopfgewicht: | 6 kg | 8,9 kg |
Geschwindigkeit (konstant über die Flugzeit): | 500 m/s | 675 m/s |
Reichweite: | 6.300 m | 8.000 m |
Höhenreichweite: | 3.000 m | 5.000 m |
Das System besteht im Wesentlichen aus dem um 360° drehbaren Turm und den seitlichen, parallel zur Fahrzeuglängsachse liegenden Magazinen. Am Turm befestigt sind das Suchradar zur Überwachung des Luftraumes mit einer Aufklärungsreichweite von 16.000 m und einer Aufklärungshöhe von 3.000 m, das Folgeradar für die Erfassung und Verfolgung des Flugziels bis 16.000 m Reichweite sowie die Werfer, an denen die Flugkörper in Startrohren aufgehängt sind und von denen aus der Start erfolgt.
Ist ein oder sind beide LFK abgefeuert, wird der Turm auf Betätigen des Drucktasters „Laden“ automatisch wieder in Ladeposition gefahren und verriegelt. Daraufhin öffnen sich die Magazindeckel, damit die sich absenkenden Ladearme jeweils einen neuen LFK aus dem Trommelmagazin entnehmen können. Durch „Munitionsfühler“ (Magnetfühler) an den Werfern kann die Waffenanlage feststellen, ob und welches Startrohr vor dem Ladevorgang abgeworfen werden muss. Aus der technisch ungünstigsten Position dauert das Nachladen maximal 12 s. Während dieses Vorganges ist das Waffensystem nicht kampffähig.
Die Stromversorgung erfolgt durch eine EVA (EnergieVersorgungsAnlage) in Form eines Vierzylinder-Dieselmotors. Der angeflanschte Drehstromgenerator liefert die benötigte Grundspannung, die von einem Gleich- und einem Wechselrichter in die Bordnetzspannung umgewandelt wird. Im „Verteiler-Turm“ sowie in der „Verteiler-Wanne“ werden die Endverbraucher angesteuert. Da der Turm um 360° drehbar ist, werden Signale und Strom über im Boden der Bühne liegende Schleifringe übertragen.
Das System kennt vier aufeinander aufbauende Betriebszustände:
Betriebszustand | Beschreibung | Zeit |
---|---|---|
1. Grundzustand |
Turm, Richteinheit und Antennen in Ruhestellung verriegelt. Stromversorgung aus |
3 min |
2. Überwachung | Stromversorgung ein, Suchradar aufgeklappt und in Betrieb. | 15 s |
3. Bereitschaft |
Ladearme in 90°-Position, FR-Antenne aufgeklappt und verriegelt, Hydraulikdruck Wanne aufgebaut |
16 s |
4. Bekämpfung |
wie 3, zusätzlich Visierklappe des optischen Visiers geöffnet, Turm und Richtanlage sind entriegelt. |
2 s |
Die angegebenen Zeiten geben an, wie lange es dauert, um aus dem angegebenen Zustand den nächsten Betriebszustand zu erreichen.
Roland kennt drei Betriebsarten:
Der Richtkanonier kann den Bekämpfungsablauf bei zugeschaltetem Folgeradar und erfasstem Ziel jederzeit durch den sogenannten Visier-Radar-Knopf an das Folgeradar übergeben. Ein Wechsel zwischen den beiden Betriebsarten „Optisch“ und „Radar“ (Mischbetrieb) ist auch während der Flugphase des LFK möglich und je nach Situation sogar gewollt. Dem Kommandanten obliegt dann mit seinem Pedal (treten = Feuerfreigabe; entlasten = Scharfmachen des Gefechtskopfes) das „Scharfmachen“ des Lenkflugkörpers in allen drei Betriebsarten.
Besonders die Möglichkeit der rein optischen Kampfführung macht das System unter Luftfahrzeugbesatzungen gefürchtet, da vom System keinerlei Abstrahlung erfolgt und so keine Möglichkeit besteht, das System bereits vor dem Start des LFK zu orten. Weiterhin macht die rein manuelle Steuerung des LFK durch den Richtkanonier das System weniger anfällig gegen manche ECM-Maßnahmen.
Erwähnenswert ist die Möglichkeit der „Neutralisation“ des LFK während der gesamten Flugphase (beispielsweise, um eine Gefährdung eigener LFZ zu verhindern). Durch Drücken des Neutralisationsknopfes explodieren kleine Sprengladungen an den Flügeln des LFK und reißen dessen Außenhülle auf. Durch den daraus resultierenden unkontrollierten Treibstoffabbrand und entstehenden Druckverlust im Staurohr des LFK sichert sich der Gefechtskopf wieder und der LFK stürzt ab.
Ein Führungsgefechtsstand Roland (FGR) kann für einen Verbund von Waffensystemen die Luftraumüberwachung übernehmen. Die Reichweite seines Radars liegt bei 60.000 m. Der sich daraus ergebende Vorteil ist, dass lediglich eine einzige ortbare Radarquelle aktiv ist. Die Übermittlung des Luftbildes an die einzelnen Systeme erfolgt gewöhnlich über Funk. Bei Ausfall des FGR kämpfen die einzelnen Einheiten autonom weiter.
Kenngröße | Heer |
Luftwaffe Marine |
---|---|---|
Bezeichnung: | FRP | FRR |
Masse: | 35.000 kg | 27.300 kg |
Länge: | 7,13 m | 9,85 m |
Breite: | 3,24 m | 2,90 m |
Höhe im Grundzustand (fahrbereit):1 | 2,92 m | 3,96 m |
Höhe im Bereitschaftszustand:2 | 4,63 m | 5,7 m |
Panzerung: | ja | nein3 |
Besatzung: | 3 | 3 |
Kampfbeladung LFK: | 2+8 | 2+8 |
Motorleistung: | 441 kW | 236 kW |
Höchstgeschwindigkeit: | 70 km/h | 90 km/h |
Tankinhalt: | 650 l | 400 l |
Operationsreichweite:4 | 500 km | 800 km |
Wattiefe: | 1,5 | 1,2 |
Ausstattung: |
Nebelmittelwurfanlage, Kommandantensichtmittel |
Nebelmittelwurfanlage |
Zusatzausrüstung: | Handwaffen | Handwaffen |
Die Energieversorgung wird beim FRK durch ein in der Wanne des Panzers eingebautes Aggregat sichergestellt. Das FRR führt hierzu hinter dem SARO die 1400 kg schwere Energieversorgungsanlage EVA mit.
Als Sonderaufbau Roland bezeichnet man den Kofferaufbau, in dem in der Ausführung FRR das eigentliche Waffensystem untergebracht ist. Der vollklimatisierte SARO besitzt einen ABC-Vollschutz und eine Schalldämmung von 79 dbA.
Das Auf- oder Absetzen des SaRo auf den LKW wird manuell mittels zweier mitgeführter, seitlich anzubringender Absetzvorrichtungen durchgeführt.
Kenngröße | Daten |
---|---|
Länge: | 4,7 m |
Breite: | 2,84 m |
Höhe: | 1,7 m |
Gewicht: |
|
Der Flugabwehrgefechtsstand Roland (FGR) ist ein autonomes, mobiles Führungssystem mit integriertem Rundsuchradar auf Lkw 15 t gl MAN. Er dient der Luftraumüberwachung sowie der Einsatzführung eines Verbundes von Flugabwehrwaffen. Ein FGR kann per Datenübertragung (Funk/Draht) bis zu 10 FRR führen; weitere 30 Flugabwehr-Waffensysteme, z. B. Trupps, die mit LFK Stinger ausgestattet sind, können angeschlossen werden.
Kenngröße | Daten |
---|---|
Radargerät: | 2D-Puls-Doppler-Radar |
Erfassungsbereich: |
Reichweite: 60 km
Höhenabdeckung: 6000 m |
Zielspuren: | 127, davon 50 geführt |
max. Antennenhöhe: | 12 m |
Auf-/Abbauzeit: | ca. 15 Minuten |
Besatzung : | 3 |
Fahrzeug : | Lkw 15 t mil gl 8x8 MAN |
Länge: | 11,3 m |
Breite: | 2,9 m |
Höhe: | 3,96 m |
Gesamtgewicht: | 28,5 t |
Stromversorgung: | integriertes SEA 38kVA |
Die Ausbildung am Waffensystem Roland wurde in allen Bereichen konsequent mit Hilfe von Simulatoren durchgeführt. Für die Schulung von Richtkanonieren und Kommandanten in der Bedienerschulung, in der Schulung und im In-Übung-Halten der Kampfbesatzung und in der Vorbereitung auf das Schießen stand der Übungskampfraum als rechnergestützte Nachbildung der Waffenanlage in allen TSK zur Verfügung. Im Heer gab es Flugzielsimulatoren, die an FlaRakPz angeschlossen wurden und die dem System simulierte Flugzieldaten und -signale einspielten. Für die Ausbildung des Instandsetzungspersonals gab es in den Fachrichtungen WHE (Waffen, Hydraulik, Elektrik) und Elektronik sog. AAI (Ausbildungsausstattung Instandsetzung), bei denen Originalbaugruppen und Anlagen in aufgelöster Bauweise in Gestellen angeordnet waren. Über ein Rechnerpult konnte der Ausbilder Fehler und Ausfälle programmieren, sodass eine intensive Schulung in Fehlersuche und -beseitigung auch im Hörsaalrahmen möglich war.
Das Flugabwehrsystem Roland war und ist bei vielen Streitkräften im Einsatz.
Die französische Armee hat ab 1978 etwa 180 Waffensysteme Roland I (Klarwetterversion, ohne Folgeradar) und Roland II (Allwetterversion) auf dem Fahrgestell des AMX-30 eingeführt. In späteren Jahren wurden die meisten Roland-I-Systeme im Rahmen von Exportvereinbarungen gegen Roland-II-Systeme ausgetauscht. Ab etwa 1994 wurden einige Roland II in die luftverladbare Version CAROL (Cabine aérotransportable Roland) umgesetzt, die einen leichten Sattelauflieger von ACMAT nutzte.
Die US Army beteiligte sich ab 1974 als dritter Partner des bis dahin bilateralen Vorhabens an der Erprobung und Weiterentwicklung des Systems und plante die Einführung nach mehreren Vergleichserprobungen mit anderen FlaRak-Systemen in einer Kabine auf einem modifizierten Fahrgestell auf Basis der Panzerhaubitze M109.
Nach Schwierigkeiten bei der Lizenzfertigung und Überschreitung des vorgegebenen Kostenrahmens wurde die Beschaffung jedoch 1981 vorzeitig beendet. Die bis dahin gefertigten 27 Waffensysteme des US-Roland (US-Kennung MIM-115/XMIM-115A) wurden auf modifizierte 5-t-Lkw M812 A1 umgesetzt. Mit diesen Systemen wurde ein Bataillon der New Mexico National Guard (5/200th Bn ADA) ausgestattet, das als aktives Element der US-Rapid Deployment Force bis 1988 an weltweiten Operationen und Übungen der US-Army teilnahm.
RUM-139 VL-ASROC | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Anti-U-Boot-Rakete |
Hersteller: | Lockheed Martin |
Entwicklung: | 1984 |
Indienststellung: | 1993 |
Technische Daten | |
Länge: | 4,89 m |
Durchmesser: | 358 mm |
Gefechtsgewicht: | 630 kg |
Spannweite: | 696 mm |
Antrieb: | MK-114-Mod-0-Feststoffraketentriebwerk |
Geschwindigkeit: | Mach 1.0 (330 m/s) |
Reichweite: | 28 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | INS |
Gefechtskopf: | MK.46 Torpedo oder Mk.54 Torpedo |
Waffenplattformen: | Schiffe |
Die RUM-139 VL-ASROC ist eine Anti-U-Boot-Rakete der United States Navy, die von Lockheed Martin als Nachfolger der RUR-5 ASROC produziert wird. Die RUM-139 besteht aus einer Rakete, die das Ziel zunächst über Wasser anfliegt. In Zielnähe wird das Raketentriebwerk abgesprengt, der Torpedo fällt per Fallschirm ins Wasser und absolviert die verbleibende Distanz unter Wasser.
Anfang der 1980er Jahre suchte die US Navy eine Nachfolgewaffe für die Anti-U-Boot-Raketen RUR-5 ASROC und UUM-44 Subroc. Ziel war es, ein einheitliches Waffensystem zu entwickeln, das von Überwasserkriegsschiffen und U-Booten aus eingesetzt werden kann. Daraus entstand zunächst das RUM/UUM-125-Programm, mit dem Boeing 1982 beauftragt wurde. Da es in der US Navy frühzeitig Zweifel daran gab, dass die UUM-125 sich auch als RUM-Flugkörper einsetzen ließ, beauftrage man bereits 1983 die Goodyear Aerospace Company, den RUR-5-ASROC-Flugkörper an das neue Mark-41 Vertical Launch System anzupassen. Goodyear modifizierte zunächst einen solchen Flugkörper, indem es diesen mit einem steuerbaren Feststoff-Booster ausrüstete und eine digitale Flugsteuerung hinzufügte. Als Gefechtskopf kam weiterhin ein Mark-46-Leichtgewichtstorpedo zum Einsatz. Zunächst war es geplant, den RUM-139 1989 in Dienst zu stellen, aber nach einigen fehlgeschlagenen Tests 1986 war der Zeitplan nicht mehr zu halten. Die Verzögerungen bei der Entwicklung ließen die Kosten ansteigen und führten 1988 zu einem vorläufigen Abbruch des Programms. Da aber die Entwicklung der RUM-125 Sea Lance 1990 ebenfalls eingestellt wurde, konnte die US Navy die Weiterentwicklung des RUM-139 durchsetzen.
Inzwischen hatte die Loral Company das Programm übernommen und setzte statt auf Booster auf die neuen MK-114-Mod-0-Feststoffraketentriebwerke. In Kombination mit einer verbesserten Flugsteuerung und einer Schubvektorsteuerung konnte so eine flachere Flugbahn erreicht werden, was die Fehlerquote beim Abwurf des Torpedos reduziert, da somit der Einfluss von Höhenwinden verringert wurde. Da die Versuche nun deutlich erfolgreicher verliefen, obwohl der eigentlich geplante Einsatz des Mark-50-Torpedos nicht umgesetzt werden konnte, wurden die ersten RUM-139A-Exemplare 1993 in Dienst gestellt.
1995 übernahm Lockheed Martin die Loral Company und führte die Entwicklung des RUM-139 fort. Man stellte 1996 die RUM-139B vor, die leichte Modifizierungen am Mark-46-Torpedo aufwies. 2001 begann man schließlich mit der Entwicklung von RUM-139C, das den neuen Mark-54-Torpedo verwendete. 2007 waren insgesamt über 450 RUM-139-Flugkörper ausgeliefert worden, die neben der US Navy auch von der japanischen Marine eingesetzt werden.
Die Trainingsversion der RUM-139 wird als RTM-139 geführt.
Die ATACMS ist eine ballistische Kurzstreckenrakete (SRBM) aus US-amerikanischer Produktion. Der Systemindex der US-Streitkräfte lautet MGM-140, MGM-164 und MGM-168. Das Kürzel ATACMS steht für Army TACtical Missile System.
Die MGM-140 ATACMS wurde als Nachfolgemodell der MGM-52 Lance konzipiert. Im Jahre 1982 begann man bei Lockheed Martin (LTV) mit der Systementwicklung. Der erste Teststart erfolgte am 26. April 1988. Die ersten Raketen wurden im Juni 1990 an die US-Streitkräfte ausgeliefert. ATACMS ist dafür ausgelegt, die Artillerie-Befehlshaber mit einer Boden-Boden-Rakete auszurüsten, die gegnerische Ziele weit hinter der Frontlinie zerstören und den feindlichen Nachschub unterbrechen kann.
Das gesamte System ist auf dem M270A1-Kettenfahrzeug untergebracht. Jedes Fahrzeug kann zwei ATACMS-Raketen transportieren. Das M270A1-Fahrzeug wird auch für das MLRS-System verwendet. Als weiteres Startfahrzeug kommt HIMARS zum Einsatz. HIMARS steht für High Mobility Artillery Rocket System und kann eine ATACMS-Rakete transportieren
Die ATACMS-Rakete wird von einem HTPB-Komposit-Feststofftreibsatz angetrieben, der sie auf eine Marschgeschwindigkeit von 1000 m/s beschleunigt. Nach dem Start beschreibt die Flugbahn der ATACMS-Raketen eine semi-ballistische Kurve mit einem Apogäum von rund 48 km. Die Bomblets werden in einer vorselektierten Höhe ausgestoßen. Die Bomblets gehen in einem kreisförmigen Gebiet von 33.000 m² nieder (Kreisdurchmesser ca. 205 m). Die M74 APAM-(Anti-Personnel Anti-Materiel)-Bomblets können gegen weiche und halbharte Ziele eingesetzt werden. Jedes Bomblet hat einen Splitterwirkungskreis von rund 15 m. Das M74-Bomblet ist kreisrund mit einem Durchmesser von 71 mm. Es wird durch den M219A2-Aufschlag- und Zeitzünder zur Detonation gebracht
Die selbstzielsuchende BAT-(Brilliant Anti-armor Technology)-Submunition wurde entwickelt, um stehende und fahrende Ziele in jeder Umgebung und bei jeder Witterung zu bekämpfen. Der Einsatz erfolgt gegen getarnte und ungetarnte, halb-harte (leicht gepanzerte Ziele wie Flugabwehrfahrzeuge) und harte Ziele (z. B. Kampfpanzer) mit minimalem Munitionsaufwand und unter weitestgehender Vermeidung von Kollateralschäden. Auch das Zerstören von weichen Zielen, das heißt ungepanzerten wie LKWs, ist möglich. Jede Submunition besteht aus einem Stabilisierungssystem, vier Stabilisierungsflügeln, einem Suchzünder und einem Tandemhohlladungs-Gefechtskopf. Als Suchzünder kommt ein Infrarotsensor zum Einsatz. BAT hat eine Länge von 91 cm und ein Gewicht von 20 kg.
Der für ATACMS 2000 vorgesehene All-In-One-Dispenser kann mit folgender Munition bestückt werden:
Der erste Kriegseinsatz erfolgte während der Operation Desert Storm. Während dieses Einsatzes wurden vom 6. Bataillon der 27. Feldartilleriebrigade 32 MGM-140A-ATACMS-Lenkwaffen gegen irakische Stellungen abgefeuert. Während des Irakkrieges 2003 feuerten die US-Streitkräfte 453 ATACMS ab.
Kenngröße | MGM-140A ATACMS Block 1 | MGM-140C ATACMS Block 1A | MGM-140B ATACMS Block 1 | MGM-164A ATACMS Block 2 | MGM-164B ATACMS Block 2A | MGM-168A ATACMS Block 1A (QRU) |
---|---|---|---|---|---|---|
Einführungsjahr | 1991 | 1998 | 2003 | 2005 | Entwicklung gestoppt | 2003 |
Antrieb | 1 Stufe Feststoff | 1 Stufe Feststoff | 1 Stufe Feststoff | 1 Stufe Feststoff | 1 Stufe Feststoff | 1 Stufe Feststoff |
Länge | 3,96 m | 3,96 m | 3,96 m | 3,96 m | 4,00 m | 4,00 m |
Rumpfdurchmesser | 604 mm | 604 mm | 604 mm | 604 mm | 604 mm | 604 mm |
Flügelspannweite | 1400 mm | 1400 mm | 1400 mm | 1400 mm | 1400 mm | 1400 mm |
Gewicht | 1630 kg | 1638 kg | 1321 kg | 1483 kg | 1630 kg | unbekannt |
Nutzlast | 560 kg | 560 kg | 160 kg | 268 kg | 268 kg | 227 kg |
Sprengkopf | 950 M74-Submunition | 950 M74-Submunition | 300 M74-Submunition | 13 selbstzielsuchende Submunition BAT | 6 selbstzielsuchende Submunition P3I I-BAT | WDU-18-Splittergefechtskopf |
Einsatzreichweite | 165 km | 160 km | 300 km | 140 km | 220 km | 270-300 km |
Lenksystem | INS | INS plus GPS | INS plus GPS | INS plus GPS | INS plus GPS | INS plus GPS |
Treffergenauigkeit (CEP) | 225–250 m | 100-150 m | weniger als 100 m | 200 m | weniger als 100 m | 10–20 m |
AGM-142 ist die Bezeichnung einer in Israel entwickelten Lenkwaffe.
Ende der 1980er-Jahre begann bei der israelischen Firma Rafael Armament Development Authority die Entwicklung einer Luft-Boden-Rakete mit modularem Aufbau, die den Namen Popeye trug. Diese war mit einem TV-Suchkopf ausgestattet und verfügte über eine Zwei-Wege-Kommunikationsverbindung. Diese Zwei-Wege-Kommunikation erlaubt es, die Flugbahn auch nach dem Start der Rakete zu korrigieren. Die Produktion für die Israel Defense Forces begann im Jahr 1989.
Schon im Jahr 1988 begann sich die US Air Force für die Popeye zu interessieren, da für die B-52 keine nuklearen Raketen mehr benötigt wurden. Die Air Force nannte die neue Luft-Boden-Rakete AGM-142 Raptor – doch es gab ein Problem mit den neuen Namen, denn die ab 1991 entwickelte Lockheed Martin F-22 trug bereits den Namen Raptor. So war die Air Force gezwungen, einen neuen Namen zu suchen. Dieser lautete Have Nap und so konnte 1992 die AGM-142 endlich in Dienst gestellt werden. Das einzige Flugzeug im Bestand der US Air Force, das die AGM-142 benutzen kann, ist die B-52H.
Die AGM-142B unterscheidet sich vom Originalmodell nur durch einen veränderten TV-Suchkopf, der jetzt auch Infrarotsignale auswerten kann. Eine weitere Variante ist die AGM-142C. Diese wurde nur mit einem jetzt 350 kg schweren Gefechtskopf ausgestattet. Eine Mischung aus B- und C-Variante ist die AGM-142D, die den TV-/IR-Suchkopf und den schweren Gefechtskopf nutzt.
Im Jahr 1996 gab die RAAF bekannt, dass sie sich für die AGM-142 interessierte; als Trägerflugzeug sollte die General Dynamics F-111 dienen. Die Verhandlungen zogen sich bis zum 14. Dezember 1998 (Vertragsunterzeichnung) hin. Geliefert wurde der RAAF die AGM-142E, die mit einem Infrarotsuchkopf, der über eine Zoomfunktion (Z-Suchkopf) verfügt, sowie mit dem 350 kg schweren Gefechtskopf ausgestattet ist.
Die AGM-142F ist eine Variante, die nach Israel geliefert wurde. Sie hat ein verändertes Flügeldesign und ist mit Z-Suchkopf und dem Gefechtskopf der C-/D-Variante ausgerüstet. Nach Südkorea wurde die AGM-142G geliefert. Bei ihr wurde der Gefechtskopf der C-/D-Varianten eingesetzt sowie die Software angepasst, damit sie auch von der McDonnell F-4E eingesetzt werden kann. Des Weiteren wurde bei ihr ein CCD-Suchkopf eingebaut. Eine weitere südkoreanische Variante ist die AGM-142H, die eine AGM-142G mit Z-Suchkopf darstellt. Israel lieferte im Jahr 1999 50 Popeye in die Türkei, die sie ebenfalls für ihre F-4 Phantom nutzt.
Insgesamt wurden bis heute über 500 AGM-142 A bis D an die USAF geliefert, und trotz des Beginns einer Weiterentwicklung der Popeye/AGM-142 denkt man darüber nach, sie durch die AGM-158 JASSM zu ersetzen.
Ist die Weiterentwicklung der Popeye/AGM-142, die Popeye II wird oft auch als Have Lite bezeichnet. Die Popeye II wurde entwickelt, damit sie auch von kleinen Flugzeugen eingesetzt werden kann. Sie ist leichter und kleiner als die AGM-142, mit ihr können über eine große Reichweite verschiedene Boden- und Seeziele bekämpft werden. Im Jahr 2002 wurde zum ersten Mal die Have Lite an einer F-16 der USAF getestet.
Gelegentlich wird die Popeye II als AGM-142B bezeichnet, dies ist aber falsch.
Die Variante Popeye Turbo wurde von Israel entwickelt, um sie von U-Booten der Dolphin-Klasse aus einsetzen zu können.[1] Der Start erfolgt aus einem Torpedorohr, wobei ein Feststoffraketenbooster den Marschflugkörper aus dem Wasser befördert. Anschließend wird der Flugkörper durch ein Turbojet-Triebwerk angetrieben. Dieses aufwändigere Antriebskonzept ermöglicht größere Reichweiten. Die offizielle Reichweite wird mit 200 bis 350 km angegeben, bei inoffiziellen Tests einer verlängerten Variante wurden allerdings über 1500 km erreicht.[2] Der Popeye-Turbo-Marschflugkörper kann Atomsprengköpfe tragen. Damit liegen die wichtigsten Orte des iranischen Atomprogramms in Reichweite von israelischen Atomwaffen. Entweder mittels Popeye Turbos, die vom persischen Golf aus von Dolphin-Klasse-Ubooten gestartet werden, oder von land- oder luftgestützten Trägersystemen aus Nordostisrael.
Kenngröße | Popeye | Popeye II/ Havelite | Popeye Turbo |
---|---|---|---|
Hersteller | PGSUS (Rafael/Lockheed Martin) | PGSUS (Rafael/Lockheed Martin) | Rafael |
Länge | 4830 mm | 4240 mm | etwa 5000 mm |
Rumpfdurchmesser | 533 mm | 533 mm | 533 mm |
Gewicht | 1360 kg | 1135 kg | k. A. |
Lenkung / Suchkopf | TV und/oder Infrarot | TV oder Infrarot | k. A. |
Fluggeschwindigkeit | Mach 1+ | k. A. | k. A. |
Antrieb | Feststoffraketen-Motor | Feststoffraketen-Motor | Turbojet |
Einsatzreichweite | 80 km | 92 km | 200 bis 350 km (1500 km) |
Gefechtskopf | 340 kg (AGM-142A/B), 350 kg (AGM-142C/D) | 340 kg (AGM-142A/B), 350 kg (AGM-142C/D) | mind. 200 kg |
Kaufpreis pro Einheit | 1.54 Millionen US-Dollar | k. A. | k. A. |
Trägersystem | B-52H, F-111, F-4 | F-16, Kfir, Mirage 2000 | Dolphin-Klasse U-Boot, u.U. B-52H |
ADATS | |
---|---|
Allgemeine Angaben | |
Typ: | Flugabwehrrakete |
Hersteller: | Oerlikon-Contraves |
Entwicklung: | 1980er Jahre |
Technische Daten | |
Länge: | 2,06 m |
Durchmesser: | 152 mm |
Gefechtsgewicht: | 51,3 kg |
Spannweite: | 380 mm |
Antrieb: | Feststoff-Raketentriebwerk |
Geschwindigkeit: | 1.005 m/s |
Reichweite: | 0,3–10 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | SACLOS via Laser |
Gefechtskopf: | 12,5-kg-Hohlladungs- und Splittergefechtskopf |
Zünder: | Laser Näherungs- und Aufschlagzünder |
ADATS ist ein mobiles, allwetterfähiges Kurzstrecken-Lenkwaffensystem, das sowohl Luft- als auch Bodenziele bekämpfen kann. ADATS steht für Air-Defense and Anti-Tank System.
In den frühen 1980er-Jahren begann man in der Schweiz, beim Rüstungskonzern Oerlikon-Contraves mit der Entwicklung des Systems. Die Entwicklung der Lenkwaffe erfolgte beim Konzern Martin Marietta in den USA. Das System erreichte die Serienreife im Jahre 1988. ADATS war bei der Indienststellung das weltweit erste Lenkwaffensystem, das gleichermaßen Boden- und Luftziele bekämpfen konnte.
ADATS wurde von der US-Armee zur Beschaffung ausgewählt und bekam dort die provisorische Typenbezeichnung XMIM-146 ADATS. Anfangs der 1990er-Jahre wurde mit dem Ende des Kalten Kriegs die Beschaffung gestoppt.
Das System besteht aus einem kompakten Waffenturm, einer Sensoreneinheit mit einer Radaranlage sowie 2 × 4 Werferrohren für die Lenkwaffen. Die gesamte Anlage kann in verschiedenen Fahrzeugen, wie dem M113 und dem M2/M3 Bradley installiert werden. Ebenso existiert eine Variante, die in einem Containerkomplex installiert ist. Die Zielerfassung und -verfolgung kann wahlweise mit Radar, TV, Infrarot (FLIR) oder Restlichtverstärker erfolgen. Die Lenkwaffenführung erfolgt mittels eines kodierten CO2-Lasers, der von der Bodenstation auf das Heck der Lenkwaffe ausgerichtet wird. Durch dessen Codierung kann die Lenkwaffe ihre Lage bezüglich der Laserstrahlmitte ermitteln und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen. Um das Ziel zu treffen wird die Sichtlinie des Zielverfolgungsgerätes mit dem Laserleitstrahl in Deckung gehalten, respektive gebracht.
Beim Boden-Luft-Einsatz eignet es sich zur Bekämpfung von Kampfflugzeugen, Hubschraubern und Marschflugkörpern. Beim Boden-Boden-Einsatz können Kampfpanzer und andere Fahrzeuge sowie verbunkerte Stellungen bekämpft werden. Bei der Bekämpfung von Kampfpanzern haben die Lenkwaffen eine Durchschlagsleistung von 900 mm Panzerstahl.
Das ADATS wurde der Schweiz sowie den USA zum Kauf angeboten. Von beiden Staaten wurde das System getestet. Schlussendlich beschaffte aber keiner der beiden Staaten das System. Exporte gingen an die folgenden Staaten:
Das Javelin Medium Antiarmor Weapon System (englisch für „Wurfspeer“ und „Mittleres Panzerabwehr-Waffensystem“) ist die erste tragbare Fire-and-Forget-Panzerabwehrlenkwaffe, die in den Vereinigten Staaten entwickelt und bei den US-Streitkräften eingeführt wurde.[1] Die Waffe kann von einem Soldaten bedient werden und gepanzerte Ziele bis maximal 2.000 m Entfernung bekämpfen.[2]
Das System wurde 1996 bei der United States Army und dem United States Marine Corps als Ersatz für die FGM-77 Dragon eingeführt und wird mittlerweile in etwa ein Dutzend Staaten exportiert.[1]
Das Waffensystem besteht aus einem Gerät für die Beobachtung und Zielerfassung sowie der Startröhre, die den über einen Infrarotsucher gelenkten Flugkörper enthält. Dazu gehören außerdem Batterie- und Kühlsätze. Für die Ausbildung stehen zwei Schulungssysteme zur Verfügung.
Der Systemindex der US-Streitkräfte für den verwendeten Lenkflugkörper lautet FGM-148.
Bereits im Januar 1978 wurde ein Programm mit der Kurzbezeichnung IMAAWS (Infantry Manportable Anti Armour Assault Weapon System) ins Leben gerufen, das zur Ablösung der Dragon Panzerabwehrrakete führen sollte.[3] Die an diese Entwicklung gestellten Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht und das Projekt wurde eingestellt. Anfang der 1980er-Jahre wurde das Assault-Breaker-Programm verfolgt, das auch eine Panzerabwehrlenkwaffe beinhaltete, aber ebenfalls eingestellt wurde.
Am 12. Dezember 1983 wurde das im Redstone Arsenal beheimatete Viper Project Office mit der neuen Aufgabe betraut und in Advanced Manportable Weapon System (AMWS) Project Office (Provisional) (provisorisches Projektbüro für ein fortschrittliches tragbares Waffensystem) umbenannt.[4] Das Büro war damals für die FGR-17 Viper, die AT-4 und die M72E4 zuständig.[4] Erst am 13. April 1984 bewilligte der Deputy Chief of Staff für Forschung, Entwicklung und Beschaffung die Strategie für das Advanced Antitank Weapon System-Medium-Program (AAWS-M) (Fortschrittliches mittleres Panzerabwehrwaffen-Programm).[4] Vor der Benennung als AAWS-M hatte man das Projekt provisorisch als Rattler (amerikanischer Slang für Klapperschlange) bezeichnet.[5]
Am 3. September 1985 unterzeichneten der Under Secretary of the Army und der Vice Chief of Staff, Army (VCSA) das Memorandum, das AAWS-M und AAWS-Heavy (AAWS-H) in eine Demonstrations- und Validationsphase bringen sollte. Damit wurde auch die Verantwortung für das AAWS-H-Programm übernommen, was später als MGM-166 LOSAT (Line-of-Sight Anti-Tank) fortgeführt, dann aber abgebrochen wurde.
Am 2. Mai 1986 wurden die Ausschreibungen für die Projektstudie freigegeben und am 15. Mai 1986 gestattete das Defense Systems Acquisition Review Council (DSARC) I die Weiterführung der Demonstrations- und Validationsphase. Daraufhin wurden am 28. August 1986 mit Texas Instruments, Hughes Aircraft und Ford Aerospace and Communications Corporation Verträge über eine Technologiedemonstration abgeschlossen.
Das AMWS wurde durch das MICOM (Missile Command, jetzt: United States Army Aviation and Missile Command (AMCOM)) zum AAWS Project Office am 1. Oktober 1987 umbenannt. Die Wettbewerbsverträge für die Entwicklung eines alternativen Sprengkopfs für den AAWS-M an DynaEast aus Philadelphia und Aerojet aus Tustin wurden am 30. Juli 1987 vergeben. Im Februar 1988 startete das Programm für den alternativen AAWS-M-Sprengkopf parallel zur Technologiedemonstrationsphase der AAWS-M-Projektstudie.
Am 6. September 1988 wurden Ausschreibungen für die vollständige Entwicklung (AAWS-M full-scale development (FSD)) und eine Vorserienproduktion herausgegeben. Im Dezember 1988 wurde die AAWS-M-Projektstudie beendet, und im März 1989 war das Programm für den alternativen Sprengkopf vollständig. Das Ziel war, die technischen Risiken mit der Entwicklung der Sprengkopf-Subsysteme zu reduzieren. Der AAWS-M FSD-Vertrag wurde dann am 21. Juni 1989 an das Joint Venture aus Texas Instruments und Martin Marietta vergeben.
Im August 1989 wurde eine Vereinbarung zwischen MICOM und der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) über den Transfer von Infrarotoptik-Technologie (Infrared Focal Plane Array, IRFPA) der DARPA an die von MICOM geführten Raketenentwickler geschlossen. Diese Wandler wurden gemäß den AAWS-M-Suchkopf-Spezifikationen konfiguriert und vom Hauptauftragnehmer und dem Advanced Sensors Directorate des MICOM getestet.
Am 25. Oktober 1989 wurde der Auftrag für einen alternativen Sprengkopf innerhalb der AAWS-M-Vorgaben an die Conventional Munitions Systems, eine Tochterfirma der Messerschmitt-Bölkow-Blohm, vergeben. Schwerpunkte dabei waren die Gewichtsreduzierung und die Effektivität gegen Panzerungen. Die Tests des Sprengkopfes begannen im Januar 1990. Am Ende entschied sich das Javelin-Projekt für eine Kombination aus beiden Entwürfen. Den Entwurf von Conventional Munitions Systems nahm man für die erste Ladung der Tandemhohlladung, für die Hauptladung hingegen wurde der Entwurf von Physics International verwendet.[6]
Im September 1990 lieferte das Hughes Santa Barbara Research Center dem AAWS-M FSD-Programm einen Infrarot-Bildsensor, der die Spezifikationen erfüllte.
Vom November 1990 bis März 1991 wurden grundlegende Tests (Baseline Test, BST) erfolgreich durchgeführt.
1991 fand die endgültige Umbenennung des Projekts zu JAVELIN statt. Am 27. September 1991 wurde das Programm für Engineering Manufacturing Development (EMD) genehmigt.
Vom 1. Dezember 1992 bis zum 30. April 1993 wurden in Fort Benning die ersten Ausbildungspläne ausgearbeitet. Am 24. März 1993 wurde von einem Werksschützen eine Telemetrie-Rakete abgefeuert. Vom 14. April 1993 bis zum 14. Mai 1993 wurde auf dem Aberdeen Proving Ground ein Tragbarkeitstest durchgeführt. Dieser schloss Hindernisbahn, Märsche, die Verladung in Fahrzeugen und die Wirkungen auf die Kleidung mit ein.
Im Februar 1994 wurde die EMD-Phase abgeschlossen und am 23. Juni 1994 wurde die Vorserienproduktion-I und am 9. März 1995 die Vorserienproduktion-II an das Joint Venture aus Texas Instruments und Martin Marietta vergeben.[4]
Am 29. September 1995 wurde in dem Lockheed-Martin-Werk in Troy eine Einführungszeremonie für die Javelin abgehalten. Dabei wurden die ersten beiden Raketen offiziell an das Militär übergeben.[4] Live Fire Test & Evaluation (LFT&E) wurden von November 1995 bis Oktober 1996 durchgeführt. Dabei wurde unter anderem eine Vielzahl von Flugkörpern dazu eingesetzt, die Durchschlagfähigkeit sowie die hinter der Panzerung erzielte Wirkung zu ermitteln. [3]
Von April bis Juni 1996 wurde das Testprogramm Vorserienproduktion-II durchgeführt, das aus kleineren taktischen Feldübungen und dem Start von sechs mit Gefechtsköpfen versehenen Lenkflugkörpern bestand.[4] Drei Fehlstarts am Anfang des Programms erforderten jedoch eine Überarbeitung, bevor die Tests fortgesetzt werden konnten. Weiterhin sollte herausgefunden werden, ob das Schulungssystem in der Lage ist, das echte System nachzubilden.[3]
Am 27. Juni 1996 war die erste Einheit, das dritte Bataillon des 75th Ranger Regiments in Fort Benning vollständig mit Javelin ausgerüstet. Am 29. Februar 1996 wurde der Vorserienproduktion-III-Vertrag mit dem Joint Venture geschlossen.[4] Die Entscheidung für die Serienproduktion wurde am 13. Mai 1997 getroffen.
Die FGM-148 gibt es mittlerweile in den Versionen A bis D. Offizielle Unterlagen des U.S.-Verteidigungsministeriums weisen lediglich aus, dass bei der Version C Änderungen im vorderen Bereich des Flugkörpers, also wahrscheinlich bei Sucher und/oder Steuerelektronik, durchgeführt wurden.[7] Die Version D ist für den Export ausgelegt und soll verschiedene Modifikationen beinhalten.[8] [9] Mit der ab September 2006 produzierten Block-I-Version der Javelin wurde die Vergrößerung des Infrarotsystems von neunfach auf zwölffach gesteigert. Damit können jetzt Ziele auch über eine Entfernung von 2.000 m identifiziert und markiert werden. Weitere Änderungen sind die Erhöhung der Fluggeschwindigkeit sowie die Verbesserungen des Gefechtskopfes und der Systemsoftware. Flugtests auf dem Gelände des Redstone Arsenals wurden erfolgreich bestanden.[10] [11] Eventuell ist ab 2012 eine Einsatzreichweite von 4 km geplant.[12]
Die Herstellung des Javelin erfolgt durch das Javelin Joint Venture, das 1988 durch Texas Instruments und Martin Marietta gegründet wurde. Mittlerweile ist die Rüstungssparte von Texas Instruments in Raytheon aufgegangen und Martin Marietta wurde im Rahmen einer Fusion mit der Lockheed Corporation zu Lockheed Martin.
Der Anteil von Raytheon Missile Systems in Tucson, Arizona beträgt fast zwei Drittel des Systemswertes. Hierzu gehören die Herstellung der CLU, die Steuerelektronik und die Software.[10] Lockheed Martin Missiles and Fire Control in Orlando produziert den Suchkopf, die allgemeinen Elektronikkomponenten und ist für den Zusammenbau der Lenkflugkörper zuständig.[10] Beide Firmen nutzen jedoch auch Zulieferer: So baut beispielsweise DRS Technologies in Dallas bildgebende Infrarotsysteme und Kühlkomponenten für Raytheon und Firma Hercules die Raketenmotoren.[13]
Großbritannien wollte die Javelin nur einführen, wenn sie auch in Großbritannien gebaut würde, was durch eine Änderung der Zuliefererstruktur beim Javelin Joint Venture United Kingdom Program deutlich wird. Dadurch wurden etwa 300 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Javelin Joint Venture Company ist mit ihrem Verwaltungssitz in London angesiedelt.
Zu den britischen Partnern des Joint Venture gehören BAE SYSTEMS als Lieferant für den Suchkopf, Brimar als Hersteller von Kathodenstrahlröhren für die Starteinheit, Cytec Engineered Materials für Komponenten aus Karbon, Express Engineering als Lieferant von Maschinenbauteilen und FR-HiTemp als Lieferant für Abdeckungen. Außerdem liefert Gardner Aerospace mechanische Komponenten für den Suchkopf, Hymatic Komponenten für unter Druck stehende Gase und Instro Standfüße. Im Bereich der Schulungssysteme liefert Leafield Engineering die Trainingsmunition und Lockheed Martin UK Information Systems das Schulungssystem für geschlossene Räume. Weitere Lieferanten sind MB Aerospace mit Motorabdeckungen, Muirhead Aerospace mit Servomotoren, die Tanfield Group mit Aufbewahrungssystemen, Thales Optics mit Bauteilen für die Optik und Woven für Verkabelung.[14]
Gegenüber ihrem Vorgängermodell, der FGM-77 Dragon, besitzt die Javelin entscheidende Vorteile. Im Gegensatz zur Dragon handelt es sich um eine Fire-and-Forget-Waffe, die nach dem Start nicht mehr in das Ziel gelenkt werden muss, sondern sich ihren Weg selbst sucht. Sich bewegende Ziele werden verfolgt. Dies bedeutet, dass der Schütze bereits während der Flugzeit der Rakete seine Position wechseln kann, um sich dem Feindbeschuss zu entziehen. Auch wurde durch den sogenannten soft-launch ein Start aus Gebäuden und Deckungen heraus möglich. Die Reichweite der Javelin ist mit 2500 Metern etwa doppelt so groß wie die des Dragon-Flugkörpers. Es besteht die Möglichkeit des überhöhten Angriffs gegen die nur schwach gepanzerte Oberseite von Panzerfahrzeugen. Gleichzeitig kann die Javelin auch gegen schwebende Hubschrauber eingesetzt werden.
Während die Dragon eine Durchschlagsleistung von etwa 450 mm RHA besitzt, liegt diese bei der Javelin bei rund 600 mm, bei neuen Versionen sogar bei etwa 800 mm. Derzeit gibt es keinen Panzer, dessen Panzerung nicht durch den FGM-148-Gefechtskopf zerstört werden kann. [1]
Die Kosten für den Flugkörper liegen bei 68.500 USD.[15]
Die Starteinheit kann auch als ein separates Fernglas oder Infrarotsichtgerät eingesetzt werden.
Die Javelin ist außerdem nachladbar.
Die Javelin besteht aus der Kontroll- und Starteinheit M98A1 Command Launch Unit (CLU) und der Munition. Die Munition besteht aus der Startröhreneinheit Launch Tube Assembly (LTA), dem eigentlichen FGM-148-Lenkflugkörper und der Batterie- und Kühlungseinheit Battery Coolant Unit (BCU). Dabei dient die Startröhrenbaugruppe als Transportbehälter und Startplattform für den Lenkflugkörper.
Die CLU ist eine wiederverwendbare Kontroll- und Starteinheit. Mehrere abnehmbare, als Absorber bezeichnete, Bauteile schützen sie und den Schützen bei Transport und Start der Waffe. An der Unterseite des Gehäuses befinden sich zwei Handgriffe, die alle Bedienteile enthalten.
E
in Batteriebehälter unter der CLU enthält die nicht wiederaufladbare Lithium-Batterie BA-5590/U oder aber die nur für das Training zugelassene wiederaufladbare Batterie BB390A. [16]
Die Tagesvisiereinrichtung funktioniert wie ein Fernrohr, bietet eine vierfache Vergrößerung und kommt ohne Stromversorgung aus. Sie dient zur Beobachtung bei Tag.[16]
Die Nachtvisiereinrichtung ist als Wärmebildgerät die Hauptzieleinrichtung der Waffe. Sie verfügt über ein bildgebendes Infrarotsystem, das bei Tag und Nacht, bei Nebel und Rauch eingesetzt werden kann. Durch die vielen Einstellmöglichkeiten des Bildsystems können Infrarotstörungen ausgefiltert werden. Die Nachtvisiereinrichtung besteht aus einem Linsensystem, dem Bildsensor und dem Kühler mit doppelwandigem Dewargefäß. Der Kühler kühlt das Bildsystem innerhalb 2,5 bis 3,5 Minuten mittels eines kleinen Stirlingmotors auf Betriebstemperatur. Der Bildsensor ist ein Zeilensensor mit der Auflösung von 240×1 (später 240×2 und 240×4) Pixel. Ein Spiegel bewegt sich unentwegt hin und her, damit der schmale Bildsensor das gesamte Sichtfeld erfassen kann. [6] Der Bildsensor wandelt Infrarotenergie in elektrische Signale um, die dann in ein kohärentes Bild für den Kathodenstrahlröhrenbildschirm umgerechnet werden. Die Vergrößerung des Systems kann zwischen vier- und neunfach gewählt werden.[16]
Beide Visiereinrichtungen werden dem Schützen über ein Okular angeboten. Der Wechsel zwischen dem Tages- und dem Nachtvisier geschieht über das Kippen eines internen Umlenkspiegels. [17]
Ein aktiver Infrarot-Filter soll als elektronische Gegenmaßnahme die Infrarotsignatur der CLU maskieren.
Die CLU verfügt über eine Schnittstelle, über die sie direkt mit dem Trainingssystem oder Testgeräten verbunden wird. Eine weitere Schnittstelle stellt die Verbindung zur Munition her. Darüber hinaus zeigt ein Feuchtigkeitsmesser an, ob sich Feuchtigkeit innerhalb des Gerätes befindet und gegebenenfalls eine Wartung notwendig ist.[16]
Der Schütze blickt durch ein Okular, das eine Blendung durch Streulicht verhindern und der eventuellen Dioptrie-Korrektur für den Schützen dienen soll. Über einen Einstellring kann der Fokus eingestellt werden.[18]
Vierzehn um den Bildschirm herum angebrachte Signallampen stellen Funktionen, Betriebsarten und Fehler dar.
Die grünen Anzeigen stellen den gewählten Sicht-Modus (Tag, geringe Vergrößerung, starke Vergrößerung, Darstellung des Sucherbildes), den gewählten Angriffsmodus (Direktangriff oder überhöhter Zielanflug) dar. Die letzte grüne Anzeige leuchtet, wenn der Filter aktiviert ist.
Zwei bernsteinfarbene Anzeigen zeigen an, dass die Wärmebilderfassung nicht auf Betriebstemperatur herabgekühlt ist (links), sowie (rechts), dass der Flugkörper nicht startbereit ist. Entweder ist der Suchkopf nicht gekühlt, es wurden keine Zielinformationen von der CLU übertragen oder der Selbsttest schlug fehl. Blinkt die Leuchte, ist die Elektronik überhitzt und das System fährt selbständig herunter.[18]
Die fünf roten Leuchten zeigen Warnmeldungen für einen misslungenen Selbsttest des Flugkörpers, Versagen beim Startversuch, Batterie der BCU, Batterie der CLU und einen misslungenen Selbsttest des CLU an.[18]
Darüber hinaus verfügt der Bildschirm über verschiedene Anzeigen. Hierzu gehören eine Art Kimme am unteren Rand des Bildschirms, sowie verschiedene eingeblendete Mess-Fäden zur Zielerfassung. Soll auf ein Ziel aufgeschaltet werden, zeigt der Suchermodus rund um das Ziel vier Winkel an, die dieses im Rechteck einschließen. Der Mittelpunkt wird durch ein Fadenkreuz festgelegt.[
Per Wählschalter an der linken Seite können die Hauptbetriebsarten AUS, TAG, NACHT und TEST gewählt werden. Ausgeschaltet wird kein Batteriestrom verbraucht, es kann jedoch mit der vierfachen Zieloptik beobachtet werden. In der TAG-Position wird die CLU mit Strom versorgt, jedoch keine Infrarotbeobachtung zur Verfügung gestellt. In der NIGHT-Position wird das Infrarotsystem auf Betriebstemperatur gekühlt und dem Schützen stehen sowohl das sichtbare Licht wie auch der Infrarotbereich zur Verfügung. Wird TEST angewählt, durchläuft die CLU ein Testprogramm. [18]
Am linken Handgriff befinden sich vier Bedienelemente: Infrarot-Filter als elektronische Gegenmaßnahme, Fokuseinstellung um das Infrarotbild der CLU auf das Ziel einzustellen, Auswahl von Ansicht und Vergrößerung (Tagesansicht, Infrarot vierfach, Infrarot neunfach, Infrarot-Suchkopf) und der Auslöser für den Sucher, der das Ziel aufschaltet und den Auslöser für den Flugkörper freigibt.
Am rechten Handgriff befinden sich weitere Bedienelemente: Einstellungen für Kontrast und Helligkeit, Höhe und Breite des Zielerfassungsrechtecks, die Auswahl für die Angriffsarten und der Schussauslöser
Die Munition besteht aus der Startröhreneinheit, der Batterie- und Kühlungseinheit BCU und dem Lenkflugkörper vom Typ FGM-148.
Die Startröhreneinheit besteht aus der Startröhre aus Graphit/Epoxidharz und zwei Abschlusskappen, einem Tragegriff, einem Schultergurt, der Schnittstelle zur CLU und einem Schulterpolster. Dabei dient die Startröhreneinheit als Transportbehälter und Startplattform für den Flugkörper. Die Lebensdauer dieser Baugruppe beträgt zehn Jahre.[19]
Auf der Startröhreneinheit wird die BCU angebracht. Sie besteht aus einem Batterieteil und dem Kühlmodul mit unter Druck stehendem Argon. Die Batterie versorgt vor dem Start den Flugkörper mit Strom, während das Kühlmodul den Sucher des Flugkörpers auf seine Betriebstemperatur herabkühlt. Die Abkühlung basiert auf dem Joule-Thomson-Effekt. Die BCU ist nur für den einmaligen Gebrauch vorgesehen und hat eine Lebensdauer von vier Minuten. Es gibt zwei verschiedene Versionen der BCU, die sich im Aussehen deutlich unterscheiden. Beide verfügen über eine Anzeige für den Batterieladungszustand.[20]
Lenkflugkörper
Der Lenkflugkörper besteht aus Steuereinheit, Mittelteil, Gefechtskopf, Antriebseinheit und Lenkeinheit.[21]
Die Steuereinheit enthält den Suchkopf und die Steuerelektronik, und ist für die Zielverfolgung und die Fluglageregelung zuständig. Der Suchkopf enthält das bildgebende Infrarotsystem und die Zündkontakte für den Gefechtskopf. Der gekühlte Infrarotdetektor des Suchkopfs besteht aus Quecksilbercadmiumtellurid (HgCdTe) und hat eine Auflösung von 64 × 64 Pixel. [21]
Der Mittelteil des Flugkörpers enthält die Electronic Safe Arm and Fire Unit (ESAF) (elektronische Waffensicherungs- und Starteinheit), sechs Leitwerksflächen und die Hauptladung des Gefechtskopfes. ESAF ist das Hauptsicherheitssystem und schützt vor unbeabsichtigtem Triebwerksstart sowie vor einer Detonation des Gefechtskopfes. Dafür kontrolliert das System, ob alle notwendigen Vorgaben für den Start erfüllt sind und der Auslöser gedrückt wurde. Beim Auftreffen auf das Ziel zündet es die beiden Sprengsätze in der richtigen Reihenfolge. Die sechs Leitwerksflächen klappen nach Start des Flugkörpers nach hinten aus und erzeugen eine stabile Fluglage.[21]
Der Gefechtskopf besteht aus einer Tandemhohlladung. Während die erste Version der FGM-148 etwa 600 mm RHA durchdringen konnte, soll sie mittlerweile auf rund 800 mm RHA gesteigert worden sein.[21]
Ziel der vorderen Hohlladung ist es, eine eventuell vorhandene Reaktivpanzerung zur Detonation zu bringen und so der Hauptladung die volle Wirkung auf die eigentliche Panzerung des Ziels zu ermöglichen. Ist keine reaktive Panzerung vorhanden, ruft diese Sprengladung schon entsprechende Wirkungen an der Hauptpanzerung hervor.[21]
Die Hauptladung hat den gleichen Durchmesser wie der Flugkörper. Sie ist dafür konstruiert die Hauptpanzerung eines Ziels zu penetrieren um dieses zu zerstören. [21]
Der Antriebsbereich enthält den zweistufigen Raketenmotor. Der Startmotor startet den Flugkörper aus der Startröhre und erlischt noch bevor der Flugkörper die Startröhre verlässt, damit der Feuerstrahl dem Schützen nicht gefährlich werden kann. Durch die aufgenommene Geschwindigkeit bewegt sich der Flugkörper so weit vom Startort weg, dass der Flugmotor ohne Gefahr für den Schützen gestartet werden kann. Der Treibstoff wird vollständig verbraucht, was für die geringe Rauchentwicklung und die damit verbundene geringe Sichtbarkeit des Flugkörperstarts verantwortlich ist.[21]
Der Flugmotor erzeugt die notwendige Leistung, um den Flugkörper bis zum Ziel zu bringen. Er brennt nach ungefähr 850 m aus. Die Gefechtsreichweite wurde beim ersten Modell mit 2.000 m, später mit 2.500 m angegeben. Dieses beruht jedoch auf der Tatsache, dass weiter entfernte Ziele nicht mehr sicher aufgenommen werden können. Die reale Reichweite des Flugkörpers liegt zwischen 4.000 und 4.500 m.[22] Die Höchstreichweite wird aber zukünftig eventuell erhöht, da über eine Steigerung der Einsatzreichweite auf 4.000 m gesprochen wird.[21]
Die Bereiche von Startmotor und Flugmotor werden durch eine Berstscheibe getrennt, die den Druck der Gase der Startstufe abfängt, bei Start der zweiten Stufe jedoch zerbricht und die dort entstehenden Gase durch den Bereich der ersten Stufe zum Gasaustritt weiterleitet.[21] Bezüglich der Berstscheibe gab es einen Gerichtsprozess über eine Verletzung von Patentrechten der Fike Corporation durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Diesen gewann die Firma.[5]
Die Lenkeinheit löst die Steuerbewegungen des Flugkörpers aus und stellt elektrische Energie für die Systemkomponenten zur Verfügung. Sie besteht aus vier Steuerflächen, die nach dem Start ausklappen, vier Schubleitblechen und einer thermischen Batterie. Dabei klappen die Steuerflächen bei Verlassen der Startröhre durch Federdruck nach hinten aus. Die Schubvektorkontrolle unterstützt die Steuerflächen in ihrer Funktion. Durch eine Verstellung wird der Abgasstrom umgelenkt und dadurch die Flugrichtung geändert.[21]
Die Javelin verfügt über zwei unterschiedliche Angriffsarten: den direkten und den überhöhten Angriff.
Durch die Möglichkeit eines Angriffs von oben her kann die Waffe die im Vergleich zu Front und Seitenteilen schwächer geschützte Oberseite eines Panzers leichter durchschlagen. Die Rakete steigt bis 160 m und hält diese Höhe, bis sie in einem steilen Winkel auf das Ziel fällt. Der Mindestabstand zum Ziel muss 150 m betragen. Dieser Angriffsmodus kann nicht eingesetzt werden, wenn sich das Ziel unter einem schützenden Bauwerk wie zum Beispiel einer Brücke befindet.
Beim direkten Angriff erreicht der Flugkörper das Ziel in einem flacheren Winkel. Die erreichte Höhe hängt von der Entfernung zum Ziel ab. Bei 2.000 m Entfernung sind es etwa 60 m. Ziel sind Front, Heck oder die Seiten des Fahrzeugs. Der Mindestabstand zum Ziel muss mindestens 65 m betragen. Dieser Modus wird auch für den Angriff auf schwebende Hubschrauber verwendet.
Starteinheit und Munition werden getrennt transportiert. Vor dem Start müssen die beiden Komponenten zusammengesteckt werden.
Sitzen ist die bevorzugte Startposition. Stehende Position ist möglich, wenn sich der Schütze abstützen kann. In der liegenden Position muss der Schütze allerdings darauf achten, dass der Rückstrahl seine Beine nicht verletzt.
Im Normalfall sucht der Schütze das Ziel über das Infrarotvisier der CLU. Mit dem weiten Bildwinkel können Ziele leichter lokalisiert werden. Das Bild kann über die Parameter Fokus, Kontrast und Helligkeit angepasst werden.
Danach schaltet der Schütze auf den Sucher des Flugkörpers. Der Bildwinkel des Suchers ist deutlich geringer als der CLU. Der Schütze muss nun das Ziel in einem Rechteck einschließen. Damit das System das Ziel erfasst, muss ein Unterschied zu der Umgebung gegeben sein.
Im Notfall, wenn das Wärmebildvisier der CLU wegen ungenügender Kühlung nicht zu Verfügung steht, muss der Schütze das Ziel über das Tagesvisier suchen und dann direkt zum Sucher des Flugkörpers wechseln.
Beim Start der FGM-148 entstehen sowohl vor als auch hinter der Waffe Gefahrenbereiche. Neben der Waffe besteht eine Gefahr, wegen der aus dem Startrohr strömenden heißen Gase. Aus diesem Grund ist ein Winkel von je 30° beiderseits der verlängerten Achse der Startröhre bis auf 25 m Entfernung als Hauptgefahrenzone ausgewiesen. Verlängert bis auf eine Entfernung von 100 m und 25 m beiderseits des Startrohres ist auf ausreichenden Augen- und Gehörschutz zu achten.[22]
Die Waffe richtet sich nicht zwangsweise direkt auf das Ziel aus. Die Abweichung aus der geraden Linie zum Ziel kann über 40° betragen. [22] Somit ist hier auch darauf zu achten, dass sich keine eigenen Truppen in diesem Bereich aufhalten.
Es gibt jedoch keine offiziellen Aussagen über das Verhalten der Waffe für den Fall, dass das Ziel nicht richtig aufgenommen oder während der Startphase aus der Beobachtung verloren wird. In einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 2003 wird jedoch Captain Michael McCrady, 15th Marine Expeditionary Unit, mit der Aussage zitiert, „dass die Waffe entweder trifft oder aber einen zu Tode erschreckt, weil man nicht weiß, wohin sie fliegt“.[15]
Beim Start der Waffe aus Schützenstellungen und Gebäuden heraus sind erweiterte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Schütze soll den Gesichtsschutz an der CLU nutzen, es dürfen sich keine beweglichen Gegenstände hinter der Waffe befinden und leicht entflammbare Gegenstände sind zu entfernen. Außerdem ist es notwendig, die Räumlichkeiten zu belüften.[22]
Weitere Gefahren entstehen aus den Batterien. Die BCU erhitzt sich stark und kann bei Berührung zu Verbrennungen führen. Batterien sind auf Grund der enthaltenen Stoffe, unter anderem Lithium, als Sondermüll zu entsorgen
Bei dem BST handelt es sich um eine Schulungsanlage für den Einsatz in geschlossenen Räumen. Er besteht aus einer Station für den Schüler und der Station für den Instrukteur.
Der Schüler verfügt über eine Simulations-CLU (SCLU) und eine daran angebrachte MSR, während der Ausbilder einen Desktop-PC mit Monitor, Tastatur und Maus vor sich stehen hat. Beide Stationen sind durch Kabel verbunden. Das BST nutzt echte Geländemodelle und die Darstellung von Tageslicht- und Infrarotdarstellungen
Das für den Einsatz auf Truppenübungsplätzen vorgesehene Schulungssystem (Field Tactical Trainer, FTT) ermöglicht eine realitätsnahe Ausbildung im Feld. Der Schüler benutzt dazu eine CLU und eine Startröhre ohne Flugkörper (Missile Simulation Round (MSR)), die jedoch über ein MILES-System verfügt. Die Ausrüstung für den Ausbilder besteht aus einer Station für die Datenübertragung und einem Videorecorder, die mit der Startplattform verbunden sind
Das Schulungssystem der US Army gliedert sich in fünf Bereiche: Eingangstraining, Erhaltungstraining, gemeinsame Übungen, Feldübungen und Training für die Führer von Einheiten.[23]
Als Beispiel für das Eingangstraining sei hier der Schulungsplan der 197. Infanterie-Brigade in Fort Benning wiedergegeben, die als Schulungseinheit dient.
Der Inhalte des zehntägigen Kurses sind Auswertung von Infrarotbildern, Zielidentifikation, Angriffsübungen mit dem BST, Behebung von Störungen, Übungen im Freien mit dem FTT sowie ein Flugkörperstart (scharfer Schuss). [24]
Das Erhaltungstraining besteht aus monatlich wechselnden Übungen, jeweils aus dem BST bzw. FTT. Vierteljährlich wird der gesamte Einführungskurs wiederholt.[23] Gemeinsame Übungen und Feldübungen sollen das Javelin-System in die Gesamttaktik der jeweiligen Einheit einfügen. Hierbei sind Problemstellungen zu beachten wie: Wer trägt weitere Munition? Wer ersetzt den Schützen, falls er ausfällt? Wie wirkt sich das Javelin-System auf die Übungen der Einheit aus?[23]
Das Training für Kommandeure beinhaltet nicht nur die Technik des Javelin-Systems, sondern auch Grundlagen des taktischen Einsatzes und der Integration in die Einheit. Die Offiziere und weiteres Führungspersonal werden dazu ausgebildet selber Übungen abzuhalten, Waffen zu warten und sie einzusetzen.[23] Dieser Kurs ist dementsprechend länger. Bei den Streitkräften Neuseelands ist er beispielsweise mit sieben Wochen angesetzt
Der Hersteller geht von einer Trefferwahrscheinlichkeit von 94 % aus, beruhend auf einem Test, bei dem 31 von 32 Starts erfolgreich verliefen. Die effektive Trefferquote im Kampfgeschehen scheint jedoch geringer zu sein. [15]
CBS, CNN und New Zealand Herald beschreiben Vorfälle im Irakkrieg, in denen Flugkörper vor oder hinter dem Ziel einschlugen oder gar nicht erst starteten. In allen beschriebenen Fällen traf erst ein zweiter gestarteter Flugkörper.[15] Bei einem Gefecht am Debacka-Pass trafen 14 von 19 gestarteten Flugkörpern.
Als einer der Gründe für die schlechtere Trefferquote in der Praxis wird das virtuelle Training genannt. Eine Computersimulation kann das Training ergänzen, aber nicht eine reale Übung ersetzen. So hat der Schütze Schwierigkeiten Ziele zu erfassen und die Zielerfassung beizubehalten. Das Resultat sind Fehlschüsse.[15]
Wie der Grafik rechts zu entnehmen ist, sind die Temperaturkurven von Gelände und Panzern unterschiedlich. Es gibt Umgebungstemperatursituationen, bei denen die Temperaturen fast gleich sind, und der für eine Zielerfassung notwendige Infrarot-Kontrast nicht existiert. Gemäß Ausbildungshandbuch der US-Armee ist dieses durch entsprechende Einstellungen an der CLU zu umgehen, diese Erfahrung scheint man nach den Zeitungsberichten jedoch nur im scharfen Schuss zu sammeln.
Man kann somit davon ausgehen, dass die Trefferquote unter Einsatzbedingungen, auch in Abhängigkeit von den Wärmequellen und der Erfahrung der Soldaten, zwischen 50 % und 75 % schwankt
Informationen über die Leistungsfähigkeit und Grenzen der Javelin erhält man auch aus der Auswertung realer Einsätze. Ein Beispiel hierfür ist ein Gefecht im Nordirak vom 6. April 2003.[10]
Während der Operation „Northern Safari“ war der zwischen Arbil (auch: Irbil, Erbil) und Makhmur liegende Debacka-Pass 35.79665343.624654390 durch die 4. Irakische Infanteriedivision besetzt. Diesen wollten drei Züge der Special Forces zusammen mit weiterer Unterstützung einnehmen. Die US-Spezialeinheiten waren mit leichten Fahrzeugen Fast Attack Vehicle (Wüstenbuggy) und leichten Waffen, unter anderem der Javelin, ausgerüstet.
Nach einem ersten Gefecht wurde ein Lkw durch einen Javelin-Lenkflugkörper zerstört. Dabei lag die Zielentfernung bei ungefähr 3.000 m, also 1000 m über der Einsatzreichweite. Kurze Zeit später näherten sich irakische MT-LB Schützenpanzer, Kampfpanzer T-55 und Lastkraftwagen. Die Special Forces zerstörten innerhalb weniger Minuten drei Schützenpanzer und zwei Lastkraftwagen. Nachdem eine Javelin zudem einen T-55 zerstörte, zogen sich die anderen vier Kampfpanzer in vorbereitete Stellungen zurück. Dort konnten sie hinter Erdwällen nicht bekämpft werden, da hier keine Erfassung mit Infrarotgeräten möglich war. Die Amerikaner konzentrierten sich auf die noch immer angreifenden Schützenpanzer und zerstörten zwei weitere. Als irakisches Artilleriefeuer einsetzte, verlegten die Amerikaner die Stellung und griffen erneut an. Die verbliebenen drei Schützenpanzer und ein Lastkraftwagen wurden daraufhin zerstört. Luftunterstützung zwang die Iraker nun zum Rückzug. Dabei wurde ein T-55 auf eine Entfernung von 3.700 m durch eine Javelin zerstört, also auf eine Entfernung, die 1.700 m über der angegebenen Einsatzreichweite liegt.
Damit hatten die Soldaten mit 19 gestarteten Javelin-Flugkörpern insgesamt zwei Kampfpanzer, acht Schützenpanzer und vier Armeelastwagen zerstört. „[Dieses Beispiel] zeigt, dass im Notfall auch ein motorisiertes Element mit leichter Ausrüstung/Ausstattung und leichter, aber gut abgestimmter Bewaffnung fähig ist, sich gegen einen schwer bewaffneten mechanisierten Feind erfolgreich zu verteidigen.“
Bei der AGM-154 Joint Standoff Weapon (JSOW) handelt es sich um eine präzisionsgelenkte Gleitbombe, die primär von den US-Streitkräften eingesetzt wird. Produziert wird sie vom US-Konzern Raytheon.
Die Entwicklung der AGM-154 JSOW begann ursprünglich im Jahre 1986, als die US Navy das „Advanced Interdiction Weapon System“-Programm startete. Ziel war die Entwicklung einer präzisionsgelenkten Fire & Forget Abstandswaffe, um die lasergelenkten Waffen AGM-123 Skipper II, AGM-65E Maverick und Paveway abzulösen. Im Juni 1992 gewann Texas Instruments (Rüstungssparte inzwischen Teil von Raytheon) die Ausschreibung und wurde beauftragt einige Demonstrationsmodelle der AGM-154A herzustellen. Im selben Jahr wurde das AIWS mit einem ähnlichen Programm der US Air Force zusammengelegt und wird seitdem als „Joint Standoff Weapon“ bezeichnet. Das Lastenheft forderte nun eine günstige, leichte Waffe mit mindestens 9 km Reichweite bei einem Abwurf aus geringer Höhe. Auch eine Befähigung für das sogenannte „lock-on after launch“-Verfahren (LOAL) wurde verlangt, das es der Bombe ermöglicht, das Ziel selbständig nach dem Abwurf durch die Trägerplattform zu erkennen und zu bekämpfen. Da eine Vielzahl von verschiedenen Zielen bekämpft werden sollte, gehörte ein modularer Gefechtskopf ebenfalls zum Forderungskatalog. Als Lösung entwickelte Texas Instruments eine Gleitbombe mit einer GPS/INS-Steuerung. Der erste gesteuerte Testabwurf fand im Dezember 1994 statt und im Februar 1997 begannen die operationellen Erprobung durch die US Navy, die nach 44 Tests mit einer Erfolgsrate von 96 % abgeschlossen wurde. Die anfängliche Gefechtsbereitschaft („Initial Operational Capability“, IOC) wurde 1999 erreicht. Im selben Jahr begann auch die Serienfertigung.
Im Februar 2006 erhielt Raytheon aufgrund des hervorragenden Projektmanagements den „David Packard Excellence in Acquisition Award“, die höchste Auszeichnung des US Verteidigungsministeriums für ein Entwicklungs- und Beschaffungsprogramm.
Aktuell (Stand: August 2008) liegen insgesamt 546 Bestellungen für die AGM-154A (231 für die US Navy, 315 für die US Air Force) und 421 für die AGM-154C vor. Der Stückpreis bewegt sich je nach Variante im Bereich von 300.000 bis 350.000 US-$. Bis zum Oktober 2010 wurden insgesamt 3500 JSOW's ausgeliefert und über 400 im Kampf eingesetzt
Als primäre Quelle für den nötigen Auftrieb dienen zwei Schwenkflügel, die Lageregelung erfolgt durch vier kleine kreuzförmig angeordnete Flügel am Heck sowie zwei kleine horizontale Kontrollflächen. Das GPS/INS-Navigationssystem erreicht einen CEP von unter drei Metern. Mittels eines Datenlinks kann die JASOW auch nach dem Abwurf durch eine kompatible Plattform nachträglich mit neuen Daten versorgt werden. Die Flugzelle weist im Vergleich zu ähnlichen Bomben eine erheblich geringere Radar- und Infrarot-Signatur auf (Tarnkappentechnik), um auch moderne Luftabwehrsysteme, zum Beispiel SA-15 Gauntlet oder SA-20 Gargoyle, umgehen oder bekämpfen zu können
Dies ist die erste einsatzfähige Variante der JSOW und wurde schon über 400 mal eingesetzt, vor allem im Irak und in Afghanistan. Sie verwendet ein Auswurfsystem für 145 BLU-97/B Streubomben, die jeweils 1,54 kg wiegen. Diese können sowohl „Weichziele“ als auch leicht gepanzerte Ziele bekämpfen, da sie über einen Splitter- und einen Hohlladungsgefechtskopf verfügen.
Diese Version baut auf der Block II-Konfiguration auf und versieht die AGM-154A mit einem BLU-111 Gefechtskopf, der im Wesentlichen auf der Mark 82-Bombe basiert. Dieser ist für die Bekämpfung von verbunkerten bzw. gehärteten Zielen vorgesehen, weswegen er sich in einem massiven Stahlgehäuse befindet. Der Gefechtskopf wiegt 227 kg und enthält 83 kg Sprengstoff, die Produktion begann im Jahre 2006.
Im Juni 2007 lieferte Raytheon die erste überarbeitete „Block II“-Variante aus. Diese Version ist durch optimierte Fertigungsprozesse und eine modifizierte Konstruktion um mehr als 25% kostengünstiger. Außerdem verfügt die Bombe über ein verbessertes Inertialnavigationssystem und einen neuen, störfesten GPS-Empfänger [2]. Alle zukünftigen A- und C-Varianten, sowie deren Unterversionen, werden auf Basis des Block II-Standards gefertigt.
Die AGM-154B enthält 6 BLU-108/B „Sensor Fuzed Munition“ Gefechtsköpfe zur Bekämpfung von beweglichen, stark gepanzerten Zielen. Jeder Gefechtskopf setzt nach dem Ausbrennen des kleinen Raketenmotors und dem Erreichen einer bestimmten Höhe 4 weitere Submunitionseinheiten aus, die als „Skeet“ bezeichnet werden. Diese verfügen über einen Dualband Infrarotsensor, der selbständig nach Zielen sucht und diese anschließend mit einem Hohlladungsgefechtskopf bekämpft.
Die Entwicklung dieser Version ist zwar abgeschlossen, allerdings hat die Air Force ihre Beteiligung an diesem Projekt aufgegeben was dazu führte, dass die Navy ihre Beschaffung bis auf weiteres ausgesetzt hat.
Diese Variante wird exklusiv für die Navy gebaut. Sie besitzt einen zusätzlichen FLIR-Sensor, der im niedrigen Infrarotspektrum arbeitet und über eine automatische Zielerfassung verfügt, um eine noch höhere Präzision zu erreichen (CEP: 1,2 Meter). Es kommt der BROACH-Gefechtskopf von BAE Systems zum Einsatz, der auch stark gehärtete Ziele effektiv bekämpfen kann. Die Serienproduktion läuft seit Dezember 2004.
Primäres Merkmal dieser Version (die vormals als „JSOW Block III“ bezeichnet wurde) ist der 2-Weg-Datenlink, der es der Abwurfplattform ermöglicht, mittels eines UHF- oder Link 16-Datenlinks diverse Statusmeldungen von der Bombe zu erhalten und neue Befehle zu senden. Durch weitere Verbesserungen des Zielerkennungsalgorithmus und des Infrarotsuchkopfes, der in den Jahren 2005 und 2006 umfangreich erprobt wurden, ist nun auch die effektive Bekämpfung von beweglichen Boden- und insbesondere Seezielen möglich. Aktuell (Stand Februar 2009) testet die US Navy auch einen Hohlladungsgefechtskopf. Am 13. März erhielt Raytheon den Auftrag, 280 AGM-154C-1 zu einem Gesamtpreis von 107 Mio. US-Dollar herzustellen und auszuliefern[
Bei dieser Version, die auf dem AGM-154A-Modell basiert und teilweise als „JSOW-ER“ bezeichnet wird, kommt zur Erhöhung der Reichweite ein Williams WJ24-8 Turbojet mit 1,07 kN Schub zum Einsatz.
Gleicht der D-Version, basiert jedoch auf dem AGM-154C-Modell.
1 Vollständige Integration abgeschlossen (Stand: August 2008)
System | AGM-154A | AGM-154A-1 | AGM-154B | AGM-154C | AGM-154C-1 | AGM-154D | AGM-154E |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Länge | 4,1 m | ||||||
Spannweite | 2,69 m | ||||||
Breite | 0,34 m | ||||||
Startgewicht | je nach Variante ca. 475 kg | ||||||
Antrieb | keiner | WJ24-8 Turbojet | |||||
Geschwindigkeit | Unterschall (subsonisch) | ||||||
Reichweite | Abwurfhöhe 12 km: 115 - 130 km | 290 km | |||||
Lenkung | GPS, INS, Datenlink |
GPS, INS, FLIR, Datenlink |
GPS, INS, FLIR, UHF/Link 16 2-Weg Datenlink |
GPS, INS, Datenlink |
GPS, INS, FLIR, Datenlink |
||
Gefechtskopf | 145 × BLU-97/B | BLU-111 | 6 × BLU-108 | BROACH | u.a. BROACH | 145 × BLU-97/B | BROACH |
Northrop Grumman RQ-5 Hunter | ||
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Basisversion RQ-5A „Hunter I“ |
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Typ: | Aufklärungsdrohne | |
Entwurfsland: |
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Hersteller: | ||
Erstflug: | 1991 | |
Stückzahl: | 75 |
Die Northrop Grumman RQ-5 Hunter (ursprünglich BQM-155) ist eine unbemannte Drohne. Sie wird von der israelischen Firma IAI Malat Division in Kooperation mit der amerikanischen Firma Northrop Grumman gebaut.
Das Fluggerät startet und landet auf Startbahnen mit Hilfe eines Fahrwerkes. Die Drohne wird außer von den Vereinigten Staaten auch von Israel, Belgien, Frankreich (nur Demoversion) und der Armee der Elfenbeinküste genutzt. Insgesamt wurden 75 Stück der Drohne gebaut.
Die erste Drohne der Serienproduktion flog im Februar 1994. Nachdem jedoch im August und September 1995 drei Hunter abstürzten, wurde das Programm offiziell im Januar 1996 unterbrochen, nachdem bereits 56 Drohnen ausgeliefert waren. Die Luftfahrzeuge wurden weitestgehend eingelagert und nur einige wenige wurden für Testzwecke weiter verwendet. 1999 wurden einige Drohnen eingesetzt, um die NATO bei den Operationen im Kosovo zu unterstützen.
Neben der ursprünglichen Version, der RQ-5A Hunter, gibt es auch eine Version MQ-5B Hunter, die über eine verbesserte Avionik, Flügel mit einer auf 10,4 m vergrößerten Spannweite, zusätzliche Treibstofftanks, stärkere Dieseltriebwerke und die Möglichkeit, unter jedem Flügel eine GBU-44 Viper Strike mitzuführen, verfügt.[1]
Eine Version mit noch einmal vergrößerter Spannweite, Extended Hunter, wurde entwickelt, wird bislang allerdings nicht eingesetzt.
Anfang März wurde nach Angaben des russischen Konzerns Rostech eine Drohne des Typs RQ-5B über der Krim abgefangen; sie soll ihrer Kennzeichnung nach zur 66th Military Intelligence Brigade der US-Army gehören
Der Ausdruck Standard Missile bezeichnet eine Familie von schiffgestützten Boden-Luft-Raketen mittlerer bis hoher Reichweite. Der erste Produzent war General Dynamics, die meisten Varianten wurden aber von der Standard Missile Cooperation, einem Joint Venture von Hughes und Raytheon, entwickelt. Nach der Übernahme des Hughes-Konzern ist Raytheon heute der alleinige Produzent. Bis 2001 wurden mehr als 21.000 Standard-Lenkwaffen hergestellt.
Die SM-1 wurde als Ersatz für die Terrier- und Tartar-Rakete entwickelt, die in den 1950er-Jahren auf einer Vielzahl von Schiffen der US-Marine eingesetzt waren. Sie wurde im Vietnamkrieg eingesetzt. Die SM-1 besaß denselben Rumpf wie ihre Vorgängerin, die Tartar, um so einfacher mit den bereits vorhandenen Startvorrichtungen und Magazinen verwendet werden zu können. Die SM-2, auch als Standard Missile 2 bekannt, wurde in den 1970er-Jahren entwickelt und ist Teil des Aegis-Kampfsystems sowie des New Threat Upgrade (NTU). In den frühen 1980er-Jahren war eine wichtige Entscheidung, die Rakete vertikal starten zu können. Sowohl die SM-1 als auch SM-2 wurden kontinuierlich weiterentwickelt. Allerdings sind alle Varianten halbaktiv zielsuchend, weshalb ein Feuerleitradar das Ziel im Endanflug beleuchten muss. Um das Problem zu umgehen, wird ab 2011 mit der SM-6 eine „Fire-and-Forget“-Version angeboten.
Bestimmte Versionen der Standard Missile wurden als Basis für das Terminal High Altitude Area Defense-System (THAAD) verwendet. Ursprünglich wurden zwei Systeme entwickelt, die sogenannte Navy Area und Navy Theater-Wide. Die Entwicklung des Navy-Area-Systems wurde aufgrund von zeitlichen Verzögerungen und einer Kostenexplosion durch das US-Verteidigungsministerium gestoppt. Das System Navy Theater-Wide wird unter einem anderen Namen als Teil der Systemfamilie der Missile Defense Agency weitergeführt. Die dafür vorgesehene Lenkwaffe trägt den Namen SM-3 oder auch Standard Missile 3.
Eine Variante gegen Landziele, die sogenannte Land Attack Standard Missile SM-4, wurde vor der Serienproduktion gestoppt. Damit besteht auch weiterhin eine Lücke zwischen der Feuerkraft und Reichweite von Schiffsartillerie und Marschflugkörpern wie der BGM-109 Tomahawk.
Die Standard Missile 1 wurde konstruiert, um die Tartar-Lenkwaffe abzulösen. Daher ist die Rakete auch zum Mk-13-Starter und dem AN/SPG-51-Feuerleitradar des Tartar-Systems kompatibel. Es existieren auch einige Varianten, die durch einen zusätzlichen Booster über eine höhere Reichweite verfügen („Extended Range“, ER). Des Weiteren verfügt die Rakete über einen Modus zur Bekämpfung von Überwasserzielen. Allerdings ist der Sprengkopf im Vergleich zu „vollwertigen“ Seezielflugkörpern erheblich kleiner, sodass dieser Modus hauptsächlich zur Bekämpfung kleinerer Schiffe konzipiert wurde. Die SM-1 wurde von 1967 bis 1983 produziert. Inzwischen wurde sie in den Beständen der US-Marine vollständig durch die SM-2 ersetzt. Trotzdem ist die Rakete noch in vielen Staaten im aktiven Dienst, sodass der jetzige Hersteller Raytheon immer noch Support und Ersatzteile bereitstellt.
Varianten
Die SM-2 entstand aus der Forderung der US-Marine nach einer neuen Lenkwaffe, die zwar eine erheblich höhere Reichweite und Störfestigkeit als die SM-1 aufweisen, aber gleichzeitig auch mit möglichst vielen Komponenten des alten Systems kompatibel sein sollte. Daher kann die SM-2 unter anderem auch mit dem alten Mk-13-Starter sowie dem AN/SPG-51- und -60-Feuerleitradar verwendet werden. Diese Lenkwaffe ist der zentrale Bestandteil des Aegis-Kampfsystems und war von Anfang an für die Verwendung in Kombination mit dem AN/SPY-1-Suchradar und dem AN/SPG-62-Feuerleitradar vorgesehen. Daher benötigt der neue Suchkopf keine kontinuierliche Radarbeleuchtung des Ziels wie die SM-1. Beim Start erhält das inertiale Navigationssystem die Position des Zielobjektes vom Feuerleitsystem des Schiffes. Nach dem Start kann die SM-2 nun den größten Teil des Weges mit Hilfe ihres Navigationssystems autonom zurücklegen, so dass eine Radarbeleuchtung des Ziels nur in der Endphase des Fluges nötig ist. Die SM-2 besitzt wie die SM-1 ebenfalls einen Anti-Schiffs-Modus, der während der Operation Praying Mantis auch eingesetzt wurde, um das iranische Patrouillenboot Joshan zu versenken. In der Luftabwehrrolle kam die Rakete nur ein einziges Mal zum Einsatz. Tragischerweise wurde sie eingesetzt, um den Iran-Air-Flug 655 abzuschießen, der während der Operation Operation Earnest Will fälschlicherweise als eine iranische F-14 Tomcat identifiziert wurde. Auch bei der SM-2-Familie gibt es Varianten mit erhöhter Reichweite („Extended Range“; ER).
Varianten
Nach dem Fehlschlag der SM-2 Block IVA begann man im Rahmen des US-Raketen-Abwehrprogramms die Entwicklung der Standard Missile 3, die ebenfalls zum Abfangen von ballistischen Raketen eingesetzt werden soll. Die Zerstörung anfliegender Raketen erfolgt mit Hilfe eines kinetischen Gefechtskopfes (auch „kinetic warhead“ oder „kill vehicle“ genannt), der das Ziel außerhalb der Atmosphäre direkt trifft und durch seine hohe kinetische Energie zerstört. Es ist also keinerlei Sprengstoff wie bei konventionellen Gefechtsköpfen nötig. Der Abfangkurs wird mittels eines FLIR-Sensors ermittelt, der auf das Ziel aufschaltet. Der Gefechtskopf bringt sich anschließend mittels Schubdüsen auf Kollisionskurs mit dem Zielobjekt, um es zu zerstören. Die Kollision mit dem Zielobjekt findet bei einer Geschwindigkeit von über 8 km/s (28.800 km/h) statt. Die SM-3 kann auch ein Multiple Kill Vehicle-System tragen.
Die Entwicklung wird von der Missile Defense Agency geleitet, die im Rahmen dieses Abwehrprogramms gegründet wurde. 18 Schiffe (drei Lenkwaffenkreuzer, 15 Lenkwaffenzerstörer) der Navy sind aktuell damit ausgerüstet, wobei drei weitere Schiffe noch folgen sollen[1]. Bis heute (Januar 2010) konnte die SM-3 in 20 Tests 18 Ziele erfolgreich abfangen, was einer Trefferwahrscheinlichkeit von 90 % entspricht. In einem der letzten Tests wurden zwei ballistische Raketen simultan abgefangen, wobei ein japanischer Zerstörer der Kongō-Klasse das Ziel ebenfalls verfolgte und eine simulierte Bekämpfung durchführte. Am 17. Dezember 2007 konnte das japanische Schiff Kongō eine von der Insel Kauaʻi startende ballistische Mittelstreckenrakete autonom in 160 km Höhe abfangen. Das Manöver wurde von der Lake Erie mitverfolgt, wobei das Schiff mit einem THAAD-System kontinuierlich Zieldaten austauschte. Der kinetische Gefechtskopf selbst hat sich in zusätzlichen Tests weitere sechs Mal bewährt.
Auch Japan plant die Einführung der SM-3-Abfangraketen auf Zerstörern der japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte zum Schutz vor möglichen nordkoreanischen Raketen. Daher beteiligt man sich mit mehreren Milliarden US-Dollar an der Systementwicklung.
Die SM-3-Rakete hat begrenzte Fähigkeiten als Antisatellitenwaffe. Der außer Kontrolle geratene Spionagesatellit USA 193 (NRO-L 21) wurde am 21. Februar 2008 erfolgreich durch eine SM-3-Rakete in einem Abschussgebiet nördlich von Hawaii zerstört. Der Satellit wurde in einer Höhe von 247 km bei einer Geschwindigkeit von 10,5 km/s direkt getroffen. Gestartet wurde die Rakete von der USS Lake Erie, wobei die USS Decatur und die USS Russell mit zur Einsatzgruppe gehörten [2]. Der Start wurde wesentlich durch die Tatsache verzögert, dass der Satellit unkontrolliert taumelte und somit keine genauen Bahndaten vor dem Abschuss ermittelt werden konnten. Folgende Ortungs- und Verfolgungssysteme wurden im Laufe der Operation genutzt: Sea-Based X-Band Radar, PAVE PAWS, BMEWS, AN/SPY-1B/D, THAAD-Radarsysteme, Testradare der Kauai Test Facility und diverse satellitengestützte Systeme.[3]
Im Februar 2008 erhielt Raytheon vom US Verteidigungsministerium den Auftrag, 102 Block-IA-Lenkwaffen SM-3 bis Anfang 2012 auszuliefern. Dabei sollen 75 Stück an die US Navy gehen und 27 Stück an Japan.[4]
Die Missile Defense Agency erwägt nun auch eine landgestützte Version der SM-3, da Israel nach Möglichkeiten sucht, um iranische Mittelstreckenraketen außerhalb der Erdatmosphäre bekämpfen zu können. Momentan arbeitet Raytheon an einem begrenzt mobilen System mit acht VLS-Modulen, die auch auf Aegis-Schiffen eingesetzt werden. Die Rakete selbst muss nur geringfügig modifiziert werden; allerdings sind umfassende Änderungen am C2-System nötig, um es in das israelische Kommunikationsnetzwerk zu integrieren.
Stand: September 2012
Datum | Zieltyp | Reichweite des Ziels |
Separierender Gefechtskopf |
Plattform | Testergebnis |
---|---|---|---|---|---|
Januar 2002 | SRBM | 300–500 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
Januar 2002 | SRBM | 300–500 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
November 2002 | SRBM | 160–600 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
Juni 2003 | SRBM | 160–600 km | Nein | USS Lake Erie | Fehlschlag |
Dezember 2003 | SRBM | 160–600 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
Februar 2005 | SRBM | 160–600 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
November 2005 | MRBM | 227–925 km | Ja | USS Lake Erie | Erfolg |
Juni 2006 | MRBM | 227–925 km | Ja | USS Shiloh | Erfolg |
Dezember 2006 | SRBM | 400 km | Nein | USS Lake Erie | Fehlschlag |
April 2007 | SRBM | 400 km | Nein | USS Lake Erie | Erfolg |
Juni 2007 | MRBM | 227–900 km | Ja | USS Decatur | Erfolg |
August 2007 | Geheim | Geheim | Geheim | Geheim | Erfolg |
November 2007 | 2 × SRBM | 400 km | Nein |
Lake Erie, Kongō |
2 × Erfolg |
Dezember 2007 | MRBM | 227–900 km | Ja | JDS Kongō | Erfolg |
Februar 2008 * |
Satellit (USA 193) |
- | - | USS Lake Erie | Erfolg* |
November 2008 | 2 × SRBM | unbk. | unbk. |
USS Hopper, USS Paul Hamilton |
1 × Fehlschlag 1 × Erfolg |
Juli 2009 | SRBM | unbk. | unbk. | USS Hopper | Erfolg |
Oktober 2009 | MRBM | unbk. | Ja | JDS Myoko | Erfolg |
Oktober 2010 | MRBM | 1000 km | Ja | JDS Kirishima | Erfolg |
April 2011 | IRBM | 2.400–5.500 km | Ja | USS O'Kane | Erfolg |
September 2012 | unbk. | unbk. | unbk. | USS Lake Erie | Fehlschlag |
Mai 2012 | unbk. | unbk. | unbk. | USS Lake Erie | Erfolg |
Juni 2012 | unbk. | unbk. | Ja | USS Lake Erie | Erfolg |
* Außerplanmäßiger Einsatz
Seit 2004 plant das Verteidigungsministerium eine stetige Verbesserung der SM-3. Dies soll in mehreren Schritten (engl. „Blocks“) erfolgen, wobei die Entwicklung im Anfang 2007 begonnen hat. Es folgt ein Überblick der geplanten Varianten.
Die SM-4 war als Landzielflugkörper konzipiert, und wurde als RGM-165 LASM (Land Attack Standard Missile) bezeichnet. Dazu wurde der Radarsucher durch einen GPS/INS-Sucher ausgewechselt, und der Gefechtskopf durch einen Mark 125 der SM-2MR Block III A mit 135 kg ersetzt. Der Rest war mit der SM-2MR identisch, die Reichweite im Schiff-Boden-Einsatz betrug 280 km. Damit sollten Bodentruppen an Land von See aus mit Feuerunterstützung versorgt werden, wenn eine BGM-109 Tomahawk zu viel des Guten wäre. Die LASM hätte das Ziel im Sturzflug angegriffen, und wäre kurz über dem Boden detoniert, um die Wirkung zu erhöhen. Nachdem Ende 1997 der neue Sucher an drei modifizierten RIM-66K SM-2MR Block III getestet wurde, begann die LASM-Entwicklung, und die Bezeichnung RGM-165A wurde vergeben. Ursprünglich sollten 800 SM-2MR Block II/III Flugkörper in RGM-165A konvertiert werden, um ab 2003/2004 bereit zu stehen. Die US Navy beendete das Programm jedoch 2002, mit der lakonischen Begründung, das die Waffe weder bewegte noch gehärtete Ziele erfolgreich angreifen könne
Sollte eine Flugabwehrlenkwaffe der nächsten Generation hervorbringen. Nach einer Erörterung von Alternativen, bei der mehr Wert auf Kosten gelegt wurden, entschied sich die US Navy für das inkrementelle Vorgehensmodell mit der SM-6. Die Standard Missile 6 soll 80 Prozent der Fähigkeiten einer SM-5 besitzen, bei nur der Hälfte der Kosten
Die RIM-174 SM-6 ERAM (Extended Range Active Missile) ist eine Weiterentwicklung der SM-2-Rakete, welche die Bekämpfung neuester Kampfflugzeuge und Marschflugkörper verbessern soll. Zu diesem Zweck wurde der aktive Radarsuchkopf der AIM-120C-7 AMRAAM-Rakete so angepasst, dass er in das Gehäuse der Block-IV-Rakete SM-2 eingebaut werden kann[9]. Durch diesen Schritt ist es möglich, Entwicklungszeit und Kosten erheblich zu reduzieren und die Zuverlässigkeit zu steigern, da die meisten Komponenten bereits ausgereift sind und lediglich geringfügig modifiziert werden müssen. Durch das bordeigene Radar ist es nun möglich, auch Ziele zu bekämpfen, die sich hinter dem Radarhorizont der Startplattform befinden. Ballistische Raketen sollen ebenfalls innerhalb der Atmosphäre bekämpft werden können[10]. Gegenüber dem originalen AMRAAM-Suchkopf wurde die Antenne im Durchmesser von 18 cm auf 34 cm vergrößert, um deren Leistung zu steigern[10]. Die Zieldaten werden in diesem Fall von anderen Sensorplattformen – unter anderem über das Cooperative Engagement Capability-System – zur Verfügung gestellt (z. B. von AWACS-Maschinen oder Kampfflugzeugen). Eine klassische halb-aktive Lenkung mit einem Zielradar ist allerdings auch weiterhin möglich.[11] Die Reichweite soll wie bei der RIM-156A über 370 km (200 NM+) betragen[9].
Nach dem Projektabbruch der SM-2ER Block IVA (RIM-156B) bekam Raytheon 2004 den Entwicklungsauftrag für die RIM-174 SM-6 ERAM. Der Projektstart erfolgte 2005. Die ersten Integrationstests wurden 2007 durchgeführt. Am 24. Juni 2008 konnte die SM-6 eine BQM-74-Zieldrohne erfolgreich abschießen. Hierzu verwendete sie ihren aktiven Radarsucher und erzielte einen direkten Treffer. Am 8. Mai 2009 wurde ein Marschflugkörper über Land erfolgreich abgefangen[12]. Hierbei wurde die Lenkung während des Marschfluges durch ein Vorserienmodell der ebenfalls in der Entwicklung befindlichen E-2D Hawkeye durchgeführt. Die Kommunikation wurde hierbei über den CEC-Datenlink abgewickelt. Am 14. Januar 2010 fand der vierte gelenkte Flugtest statt, so dass die Lenkwaffe danach auch auf See erprobt werden konnte.
Im Jahre 2006 erhielt Raytheon den Auftrag die Produktion der Lenkwaffe bis 2011 für die Vorserienproduktion hochzufahren. Im März 2011 wurde dann die erste SM-6 an die US Navy ausgeliefert.[13] Drei Monate später erhielt der Konzern dann einen Auftrag über 182 Mio. US-Dollar, welcher die Produktion von 59 weiteren Lenkwaffen vorsieht.[14] Im Oktober 2013 erfolgte eine Bestellung mit einem Volumen von 243 Mio. US-Dollar für weitere 89 Lenkwaffen. Mit der Installation der ersten Lenkwaffen auf der Kidd wurde am 27. November 2013 die Initial Operating Capability erreicht
Anmerkung: Alle Schiffe, die SM-2-Raketen einsetzen können, sind zu den SM-1-Raketen kompatibel, sofern sie über einen Mk-13- oder Mk-26-Starter verfügen.
System | SM-1 Medium Range | SM-1 Extended Range | SM-2 Medium Range | SM-2 Extended Range | SM-3 | SM-6 |
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Variante | RIM-66E | RIM-67A | RIM-66M | RIM-156A | RIM-161B | RIM-174 |
Länge | 4,41 m | 7,90 m | 4,72 m | 6,55 m | 6,60 m | 6,55 m |
Startgewicht | 496 kg | 1.341 kg | 708 kg | 1.466 kg | 1.501 kg | k.A. |
Durchmesser | 0,34 m | 0,34 m | 0,34 m | 0,53 m | 0,34 m | 0,53 m |
Spannweite | 1,08 m | 1,60 m | 1,08 m | 1,08 m | 1,57 m | 1,57 m |
Antrieb | einstufige Feststoffrakete | zweistufige Feststoffrakete | einstufige Feststoffrakete | zweistufige Feststoffrakete | dreistufige Feststoffrakete | zweistufige Feststoffrakete |
Reichweite | 45 km | 65 km | 167 km | 185 – 370 km | 500 km+ | 370 km+ |
Einsatzhöhe | 19 km | 24 km | 24 km+ | 33 km | Mindestens 247 km | 33 km |
Geschwindigkeit | Mach 2+ | Mach 2+ | Mach 3,5 | Mach 3,5 | 9600 km/h | Mach 3,5 |
Lenkung | Semi-aktive Radarzielsuche | Semi-aktive Radarzielsuche, INS |
Semi-aktive Radarzielsuche, INS, Datenlink, IR |
Semi-aktive Radarzielsuche, INS, Datenlink | Datenlink, GPS, INS, FLIR | Aktive Radarzielsuche, INS, Datenlink |
Gefechtskopf | 62 kg Continuous Rod | 62 kg Continuous Rod | 113 kg hochexplosiv/Splitter | 113 kg hochexplosiv/Splitter |
Lightweight Exo-Atmospheric Projectile (kinetischer Gefechtskopf) |
113 kg hochexplosiv/Splitter |
Zündung | Aufschlag-/Näherungszünder | Aufschlag-/Näherungszünder | Aufschlag-/Näherungszünder | Aufschlag-/Näherungszünder | keine Zündung vorhanden | Aufschlag-/Näherungszünder |
Startsysteme | Mk 13 | Mk 10 | Mk 13 / Mk 26 / Mk 41 | Mk 41 | Mk 41 | Mk 41 |
Einführungsjahr | 1970 | 1981 | 1981 | 1998 | Erprobung seit 2004 | 2013 |
Stückpreis | 402.500 USD | 409.000 USD | 421.400 USD | k.A. | ca. 990.000 USD[4] | k.A. |
RIM-162 Evolved Sea Sparrow | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Boden-Luft-Lenkwaffe |
Hersteller: | Raytheon |
Indienststellung: | 2004 |
Stückpreis: | 640.000–800.000 US-Dollar[1][2][3][4] |
Technische Daten | |
Länge: | 3,66 m |
Durchmesser: | 254 mm |
Gefechtsgewicht: | 280 kg |
Antrieb: |
Feststofftriebwerk Mk 143 Mod 0 |
Geschwindigkeit: | Mach 4,0+ |
Reichweite: | > 50 km |
Ausstattung | |
Zielortung: | halbaktive Radarzielsuche |
Gefechtskopf: | 39-kg-Splittergefechtskopf |
Waffenplattformen: | Kriegsschiff |
Die RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) ist eine schiffgestützte Flugabwehrrakete mittlerer Reichweite. Sie wird primär von dem US-Konzern Raytheon produziert, wobei elf weitere Staaten an der Entwicklung beteiligt waren (siehe unten).
Die ESSM wurde entwickelt, um das System RIM-7 Sea Sparrow zu ersetzen, das moderne Seezielflugkörper nur bedingt effektiv bekämpfen kann. Zu den aufkommenden Bedrohungen zählten vor allem sowjetische Entwicklungen auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel die SS-N-22 Sunburn oder die SS-N-26 Strobile, die sehr tief und überschallschnell fliegen, starke Manöver durchführen können und über begrenzte EloGM-Kapazitäten verfügen. Allerdings sollte die Umrüstung auch möglichst ohne große Modifikationen an vorhandener Hardware durchgeführt werden, sodass man sich dazu entschied, Teile der Lenkelektronik, des Antriebs und des Gefechtskopfes von der RIM-7P zu übernehmen und diese anschließend umfassend zu modernisieren. Viele Komponenten wurden jedoch auch vollständig neu entwickelt, zum Beispiel die Flugzelle oder der Näherungszünder. Trotz dieser Änderungen kann die ESSM schnell in ein bereits vorhandenes RIM-7-System integriert werden, da sie mit dessen Start- und Feuerleitsystemen kompatibel ist. Lediglich ein Software-Update und geringfügige Modifikationen am Lenkwaffenstarter sind für die Integration nötig.
Die Konzeptphase für die ESSM begann bereits 1988 und wurde von Hughes und Raytheon dominiert. Als Hughes 1995 die Ausschreibung der US Navy gewann, ging das Unternehmen ein Joint Venture mit Raytheon ein, wobei es bereits zwei Jahre später von letzterem übernommen wurde. Die ersten Tests wurden im Jahre 1997 durchgeführt. Man begann mit einfachen Flugtests und beendete die Erprobungsphase mit mehreren erfolgreichen Abschüssen von stark manövrierenden, tieffliegenden und überschallschnellen Testzielen. Das erste Serienmodell wurde 2002 an die US Navy ausgeliefert und im folgenden Jahr wurde das System in Dienst gestellt. Die Serienfertigung begann im Januar 2004 und bis heute (August 2012) wurden über 2000 Lenkwaffen ausgeliefert. Im Frühjahr 2009 wurde erfolgreich eine kampfwertgesteigerte Variante getestet, die über ein neues Lenksystem verfügt und eine höhere Abschusswahrscheinlichkeit bieten soll.
Obwohl die ESSM auf der RIM-7P Sea Sparrow basiert, handelt es sich um eine fast völlig neue Lenkwaffe. Lediglich der Gefechtskopf wurde nahezu unverändert übernommen, allerdings ohne den ursprünglichen Annäherungszünder. Für die Flugsteuerung sind vier Kontrollflächen am Heck und die Schubvektorsteuerung zuständig, wodurch die Rakete ein sehr hohes Maß an Wendigkeit aufweist und, kombiniert mit einer verstärkten Flugzelle, Manöver mit bis zu 50 g durchführen kann. Des Weiteren liefern die Lagekontrollsysteme bereits unmittelbar nach dem Start zuverlässige Daten, wodurch eine sehr geringe Mindestreichweite erzielt werden kann. Zur Lenkung wird hauptsächlich ein semi-aktives Radarsystem eingesetzt. Da die Rakete jedoch zusätzlich über ein inertiales Navigationssystem und einen Datenlink verfügt, ist eine Radarbeleuchtung des Zieles nur in den letzten Sekunden des Fluges nötig. Dieses Verfahren macht es im Falle eines Angriffes möglich, eine große Anzahl von Lenkwaffen zu starten und auf Abfangkurs zu bringen, selbst wenn nicht genügend Feuerleitkanäle zu deren Lenkung verfügbar sind. Die ESSM kann durch eine Vielzahl von Feuerleitradaren gesteuert werden (siehe unten). Diese müssen entweder im S-Band (2–4 GHz) oder im X-Band (7–12 GHz) arbeiten, wobei der Suchkopf auch beide Frequenzbänder gleichzeitig zur Zielführung nutzen kann. Dadurch weist das System, kombiniert mit dem HOJ-Modus, eine sehr hohe Störresistenz auf. Darüber hinaus kann das System nun auch sehr langsame Ziele (z. B. Hubschrauber) und Oberflächenziele zuverlässig erfassen und bekämpfen.
Die ESSM wurde entworfen, um auf möglichst vielen Plattformen eingesetzt werden zu können. Eine solche Plattform muss zum einen über ein passendes Feuerleitradar verfügen, zum anderen auch über einen geeigneten Lenkwaffenstarter. Im Folgenden sind die jeweiligen Systeme aufgelistet:
Feuerleitradare |
Lenkwaffenstarter
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Im Rahmen des NATO SEASPARROW Project Office (NSPO) waren folgende Staaten ebenfalls an der Entwicklung beteiligt:
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|
Viele dieser Nationen nutzen die ESSM inzwischen als primäre Luftabwehrrakete für ihre neuen Kriegsschiffen, da sie erheblich kompakter und leichter ist als die Standard Missile 2. Weitere Nutzer außerhalb des Konsortiums sind:
Kenngröße |
Daten |
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Länge: | 3,66 m |
Durchmesser: | 20,3 cm |
Spannweite: | 1,00 m |
Gewicht: | 280 kg |
Antrieb: | Feststoffrakete Mk 58, Dual-Schub |
Geschwindigkeit: | > Mach 4 |
g-Limit: | 50g |
Max. Reichweite: | > 50 km |
Min. Reichweite: | 1500 m |
Lenkung: | semi-aktiv, home-on-jam, Datenlink, INS |
Gefechtskopf: | 39,5-kg-Splittersprengkopf |
Zündung: | Näherungs- und Aufschlagzünder |
Vernichtungsradius: | ca. 8 m |
AGM-176 Griffin | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Luft-Boden-Rakete |
Hersteller: | Raytheon |
Entwicklung: | 2008 |
Technische Daten | |
Länge: | 1.100 mm |
Durchmesser: | 140 mm |
Gefechtsgewicht: | 15 kg |
Antrieb: | Feststoffrakete |
Reichweite: | 5,6 km auf Meereshöhe; ca. 20 km aus großen Höhen |
Ausstattung | |
Zielortung: | INS und GPS oder SACLOS via Laser |
Gefechtskopf: | 5,9 kg Splittersprengkopf |
Zünder: | Aufschlag- und Näherungszünder |
Waffenplattformen: | Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Schiffe, Fahrzeuge |
Die AGM-176 Griffin ist eine Kurzstrecken-Rakete für die Bekämpfung von Bodenzielen, die von Raytheon für den Einsatz von UAVs entwickelt worden ist,[1] aber auch von bemannten Luft-, Wasser- und Landfahrzeugen aus eingesetzt wird. Das besondere Konstruktionsmerkmal ist das geringe Gewicht des Flugkörpers, was bei der geringen Nutzlast von Drohnen vorteilhaft ist.
Die AGM-176 Griffin wird aus einem Rohr gestartet und weist dabei einen Durchmesser von 14 cm auf. Der Flugkörper verfügt über einen halbaktiven Lasersucher und wiegt 20 kg. Der Sprengkopf wiegt gut 6 kg, womit die Sprengkraft deutlich geringer ist, als z.B. bei der weit verbreiteten AGM-114 Hellfire. Dadurch weist die Griffin eine geringere Effektivität bei der Bekämpfung von gepanzerten Zielen auf, allerdings lassen sich auch die häufig bei Drohneneinsätzen auftretenden Kollateralschäden reduzieren. Das geringe Waffengewicht ermöglicht entweder eine größere Anzahl Waffen mitzuführen oder aber deutlich kleinere Trägersysteme.
Um die Entwicklungskosten der Griffin möglichst gering zu halten, hat Raytheon auf viele Komponenten aus früheren Projekten, unter anderem die FGM-148 Javelin und die AIM-9X Sidewinder, zurückgegriffen.
Die AGM-176 Griffin kam erstmals 2011 im Krieg gegen den Terrorismus in Afghanistan zum Einsatz.
AIM-120 AMRAAM | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ: | Luft-Luft-Lenkwaffe |
NATO-Bezeichnung: | AIM-120 AMRAAM |
Herkunftsland: | Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten |
Hersteller: | Hughes Aircraft Company, Raytheon |
Entwicklung: | 1976 |
Indienststellung: | 1991 |
Einsatzzeit: | im Einsatz |
Stückpreis: | ca. 1 Mio. USD (AIM-120A, Stand 2013)[1] |
Technische Daten | |
Länge: | 3,66 m |
Durchmesser: | 178 mm |
Gefechtsgewicht: |
157 kg (AIM-120A) 150,75 kg (AIM-120B) 161,51 kg (AIM-120C7) |
Spannweite: |
533 mm (AIM-120A/B) 447 mm (AIM-120C) |
Antrieb: | Feststoffrakete |
Geschwindigkeit: | Mach 4 |
Reichweite: |
~55–75 km (AIM-120A/B) [2][3] ~105 km (AIM-120C5) [2] ~180 km (AIM-120D) [4] |
Ausstattung | |
Lenkung: |
INS &
Datenlink (AIM-120A/B/C/D) plus GPS, 2-Weg-Datenlink (AIM-120D) |
Zielortung: | aktive Radarzielsuche, SARH oder HOJ |
Gefechtskopf: | 22,9 kg Continuous Rod |
Zünder: | Aufschlagzünder & Radar-Annäherungszünder |
Waffenplattformen: | Kampfflugzeuge |
Die AIM-120 AMRAAM (Advanced Medium-Range Air-to-Air Missile) ist eine radargelenkte Luft-Luft-Lenkwaffe mittlerer bis hoher Reichweite. Sie wird von dem US-Konzern Raytheon hergestellt, wobei seit dem Produktionsbeginn im Jahre 1991 über 16.000 Stück ausgeliefert wurden.[5]
Die AIM-120 ist die primäre BVR-Lenkwaffe vieler Luftwaffen der westlichen Welt, wobei der Hauptnutzer die Streitkräfte der Vereinigten Staaten sind. Die Bundeswehr beschaffte für die Luftwaffe ab Januar 1996 mehrere AIM-120 AMRAAM für die F-4F Phantom-Kampfflugzeuge.
Mitte der 1970er-Jahre wurde deutlich, dass die AIM-7 Sparrow in naher Zukunft durch eine deutlich leistungsfähigere Lenkwaffe ersetzt werden musste. Diese Erkenntnis wurde durch die schlechte Leistung der AIM-7 während des Vietnamkrieges − die Abschusswahrscheinlichkeit betrug gerade einmal zehn Prozent – noch unterstrichen. So wurde im Jahre 1976 das AMRAAM-Programm gestartet, das eine kompakte Lenkwaffe mit höherer Reichweite, Abschusswahrscheinlichkeit und Zuverlässigkeit hervorbringen sollte. Fünf Konzerne reichten ihre Vorschläge ein, die in einer dreijährigen Konzeptphase bewertet wurden. Die Konzeptphase war im Februar 1979 abgeschlossen, wobei die Unternehmen Raytheon und Hughes, welches inzwischen durch Raytheon übernommen wurde, den Wettbewerb für sich entschieden. Die US Air Force und die US Navy beaufsichtigten von nun an gemeinsam das Programm.
Bis zum Ende des Jahres 1981 wurden lediglich sechs Teststarts durchgeführt, weswegen Hughes statt Raytheon den Auftrag zur Fertigung von 94 weiteren Testlenkwaffen erhielt. Im folgenden Jahr begann auf der Holloman-Luftwaffenbasis und dem Raketentestplatz Point Mugu die nächste Entwicklungsphase, in der die Leistung der AMRAAM gegen schwieriger zu bekämpfende Ziele erprobt wurde. Das Programm geriet 1985 in Bedrängnis, da der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte und die Kosten stark stiegen. Durch zusätzliche Geldmittel und eine Programmverlängerung um zwei Jahre konnte aber ein Programmabbruch verhindert werden.
Als Folge der verfehlten Projektplanung wurden die ersten Bestellungen zwischen Raytheon und Hughes aufgeteilt. Die ersten Lenkwaffen aus der Serienproduktion wurden schließlich im September 1991 an die US-Streitkräfte ausgeliefert. Inzwischen wurden über 16.000 Raketen hergestellt und an verschiedene Kunden ausgeliefert.
Zwar war die AMRAAM zum Zweiten Golfkrieg im Februar 1991 noch nicht vollständig getestet, wurde aber dennoch in geringen Stückzahlen an kämpfende Staffeln ausgeliefert. Der erste Abschuss mit einer AIM-120A gelang am 27. Dezember 1992, als eine F-16C eine irakische MiG-25 abschoss, deren Pilot die Flugverbotszone ignoriert hatte.[6] Am 17. Januar 1993 wurde während derselben Operation eine MiG-23 ebenfalls durch eine F-16C vernichtet.[7] Eine weitere MiG-25 wurde am nächsten Tag durch eine F-15 abgeschossen. Am 28. Februar 1994 schoss eine amerikanische F-16 eine G-4 Super Galeb der bosnischen Serben ab.
Während des Kosovo-Krieges konnten mit der AMRAAM insgesamt sechs feindliche Jäger, allesamt MiG-29, abgeschossen werden.[8] Einer weiteren MiG-29 gelang es, drei auf sie abgefeuerten AMRAAM zu entkommen.[9] Vier Abschüsse davon erzielten US-amerikanische F-15-Maschinen, die anderen beiden eine niederländische und eine US-amerikanische F-16.
Bis Ende 2008 wurden im Kriegseinsatz insgesamt 17 AMRAAM abgefeuert, die zehn Treffer erzielten, was einer Trefferquote von 59 % entspricht. Sechs AMRAAM wurden auf Distanzen im Bereich Beyond Visual Range verfeuert, elf Stück im Nahbereich
Im Allgemeinen besteht die AMRAAM aus vier austauschbaren Sektionen (von vorne nach hinten): Suchsystem (Radar), Lenk-/Kontrollsystem, Gefechtskopf/Zündung und Antrieb.
Das wichtigste Merkmal der AIM-120 ist ihr aktives Radarsystem, das sie zu einer Fire-and-Forget-Waffe macht. Hierdurch ergibt sich ein großer Vorteil gegenüber der semi-aktiv gelenkten AIM-7 Sparrow: Der Pilot muss dem Ziel nach dem Lenkwaffenstart nicht mehr zwingend entgegenfliegen, um es mit seinem Radar zu beleuchten, sondern kann direkt umdrehen und sich aus dem Gefahrenbereich entfernen. Das Radar, das im Frequenzbereich von 8 bis 10 GHz[10] arbeitet, besitzt eine planare Antenne, das heißt eine Antenne mit ebener Fläche, die sich hinter einem Keramik-Radom an der Spitze der Lenkwaffe befindet. Das System arbeitet auf Monopuls-Basis[10] und besitzt Look-down/shoot-down-Fähigkeiten,[10] um auch tieffliegende Ziele erfassen und verfolgen zu können, sowie einen Home-on-jam-Betriebsmodus,[10] um auch unter Einfluss von Elektronischen Gegenmaßnahmen einsatzfähig zu bleiben. Die AIM-120 kann Ziele erfassen, die sich bis zu 25° abseits der Flugachse (engl. „off boresight“) befinden,[10] wobei der Öffnungswinkel 5° beträgt.[10] Das bordeigene Radar wird, je nach Radarquerschnitt des Zieles, erst etwa 5 bis 25 km vor der erwarteten Position des Zieles aktiviert.
Die Navigation während der Flugphase erfolgt mit einem inertialen Navigationssystem, das kurz vor dem Start der Rakete die aktuelle Position und Kurs des Zieles von der Trägerplattform mitgeteilt bekommt, in vielen Fällen auch mittels des Datenlinks. Dieser arbeitet im Frequenzbereich von 8 bis 12 GHz, wobei sich die Antenne am Ende der Lenkwaffe nahe der Schubdüse befindet. Durch diesen Datenlink kann das Radar der Startplattform das Lenksystem der AIM-120 kontinuierlich mit neuen Zieldaten versorgen, so dass dieses die Flugbahn der Rakete optimieren kann, um eine möglichst hohe Abschusswahrscheinlichkeit zu erzielen. Besonders am äußeren Ende der Reichweite ist dieses Merkmal von großer Bedeutung, da das IN-System mit zunehmender Entfernung immer ungenauer wird und das Ziel deutlich mehr Zeit hat, um seinen Kurs zu ändern und so eine Erfassung durch das Radar der AMRAAM zu verhindern. Allerdings muss sich die Trägerplattform der Lenkwaffe zuwenden, um die Daten senden zu können, so dass der Vorteil des Fire-and-Forget-Prinzips in einigen Situationen nicht effektiv genutzt werden kann. Die gesamte Lenkung wird durch einen einzelnen 30-MHz-Prozessor gesteuert. Das System verfügt über diverse BIT-Systeme, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu melden.
Angetrieben wird die AMRAAM durch einen Dual-Schub-Feststoff-Raketenmotor, der innerhalb des Flugkörpers den meisten Platz einnimmt. Er wird von Aerojet und Alliant Techsystems hergestellt und wiegt insgesamt 70,3 kg, wobei 49 kg auf die Treibstoffmasse entfallen.[10] Der Motor ist weitestgehend rauchfrei, um feindlichen Besatzungen die visuelle Entdeckung der Rakete zu erschweren.[10] Die Flugzelle selbst besteht aus Stahl und Titan, um den starken Belastungen während der Endanflugsphase widerstehen zu können. Zur Stabilisierung des Lenkflugkörpers dienen vier unbewegliche Kontrollflächen im Mittelteil, die Lenkung erfolgt durch vier bewegliche Flächen im Heckbereich. Um während der Lagerung Platz zu sparen, lassen sich alle Kontrollflächen abmontieren.
Der 23 kg schwere Gefechtskopf vom Typ WDU-33/B befindet sich im Mittelteil und enthält 6,8 kg Sprengstoff. Im Zusammenspiel mit dem radarbasierten Annäherungszünder kann dieser seine 198 stabförmigen Projektile auch auf das Ziel fokussieren, statt sie ringförmig zu streuen.[10] Durch seine mittige Lage erzeugt die Detonation des Gefechtskopfes auch eine große Menge an Splittern, die bei der Zerlegung des Lenkwaffenrumpfes entstehen.
Die Basisversion, eingeführt 1991.
Diese Variante erhielt ein neues Lenk- und Kontrollsystem vom Typ WGU-41/B. Neben einigen Detailänderungen wurde ein neuer digitaler Prozessor eingebaut und der alte ROM-Speicher wurde durch EPROM-Speicherchips ersetzt. Hierdurch konnte die Lenkwaffe ohne Hardwareaustausch, wie es noch bei der A-Variante nötig war, mit neuer Software versehen werden. Eingeführt wurde die Lenkwaffe 1994.
Das Hauptmerkmal der AIM-120C sind die abgekröpften Kontrollflächen, die die Spannweite um etwa 19 % auf 45 cm verringerte. Dies ermöglichte die Mitführung in den internen Waffenschächten der F-22 Raptor, die die größeren A- und B-Modelle nicht aufnehmen können. Außerdem wurde ein neues Lenk- und Kontrollsystem vom Typ WGU-44/B eingebaut. Ursprünglich sollte der gesamte Lenkflugkörper umfassend modernisiert werden, wobei dies von engen Kostengrenzen verhindert wurde, so dass die Verbesserungen in mehreren Einzelschritten durchgeführt wurden. Eingeführt wirde die C-Version im Jahr 1996.
Die AIM-120D stellt eine umfassende Weiterentwicklung der AMRAAM-Serie dar und befindet sich aktuell in der letzten Erprobungsphase. Primäres Merkmal ist ihre um etwa 50 % gesteigerte Reichweite. Dies wurde hauptsächlich durch einen wesentlich längeren Raketenmotor erreicht, wobei auch das neue gekoppelte GPS/INS eine Rolle spielt, da seine wesentlich genaueren Positionsangaben eine deutlich effektivere Flugbahn ermöglichen als ein alleinstehendes INS. Neu ist auch der 2-Weg-Datenlink, der es der Lenkwaffe ermöglicht, Daten zur Startplattform zurückzusenden, um dem Piloten einen besseren Überblick über die Situation zu ermöglichen. Zusätzlich erhält die AIM-120D auch einen nach vorne gerichteten Einweg-Datenlink,[14] um die Kommunikation mit der Startplattform noch weiter zu verbessern. Ein neuer Radarsuchkopf soll eine größere Erfassungsreichweite ermöglichen und über bessere „Off-Boresight“-Fähigkeiten (beschreibt den Sichtbereich des Radars) verfügen. Um auf starke Ausweichmanöver des Zieles besser reagieren zu können, wurde eine individuell startbare Feststoffstufe integriert.[15] Sie kann vom Lenksystem der AIM-120D nach dem Ausbrennen der Hauptstufe zu jedem Zeitpunkt gezündet werden, um der Lenkwaffe im Endanflug zusätzliche Energie für starke Manöver zuzuführen[15]. Die ersten Auslieferungen begannen im Dezember 2007, wobei sich die Lenkwaffe noch in der abschließenden Testphase befindet. Die AIM-120D soll Mitte 2011 auf den beiden ersten Plattformen F/A-18E/F Super Hornet und F-15C/D Eagle einsatzbereit sein.[16] Aktuell (Dezember 2011) sind etwa 600 Lenkwaffen bestellt, von denen bis April 2011 225 Stück ausgeliefert wurden.[13] In den Jahren 2013 bis 2016 sollen mehrere Hard- und Softwareupdates zur Verbesserung der Störfestigkeit und Flugleistung implementiert werden.[16] Diese Kampfwertsteigerungen sollen auch teilweise bei den älteren C3- bis C7-Lenkwaffen eingerüstet werden.
Das Air Superiority Missile Technology-Projekt wurde 1996 durch die Air Force initiiert, um in den nächsten fünf Jahren neue Technologie im Bereich Suchkopf, Gefechtskopf und Antrieb zu erproben. Der Prototyp sollte die Abmessungen der AIM-120 besitzen, um auch in den internen Waffenschächten der F-22 Platz zu finden. Ein wesentlicher Bestandteil war ein Ramjet-Motor mit integriertem Feststoffbooster, der erst im Juni 1997 am Boden getestet wurde und anschließend in eine AMRAAM für Tragversuche eingebaut wurde.[10] Des Weiteren sollte ein AESA-Radar, eine Schubvektorsteuerung und seitliche Schubdüsen integriert werden.[10] Das Programm wurde von McDonnell Douglas mit einem Budget von 22 Mio. US-Dollar geleitet, wobei über dessen Ergebnisse nichts bekannt wurde.
NASAMS (Norwegian Advanced Surface-to-Air Missile System) ist ein norwegisches Luftabwehrsystem auf Basis der AMRAAM. Hierzu sind sechs Raketen auf einem Startgerät montiert, das entweder auf einem LKW oder als Anhänger mitgeführt wird. Die Zieldaten werden von einem AN/TPQ-36-Radar zur Verfügung gestellt. Das System wurde von Raytheon und Kongsberg Defence & Aerospace entwickelt und ist seit 1995 einsatzbereit. Die Reichweite von NASAMS beträgt maximal 25 km. Diese relativ geringe Reichweite ist auf den Bodenstart zurückzuführen: Die sonst für einen AMRAAM-Start übliche Höhe und Geschwindigkeit des Startflugzeuges kann nicht ausgenutzt werden. Neben Norwegen setzen auch Spanien und die NATO Response Force das System ein.
Kongsberg entwickelt zur Zeit eine weiterentwickelte Variante, die als „NASAMS II“ bezeichnet wird. Im Rahmen dieses Programms wird das AN/TPQ-36 durch das Leistungsfähigere AN/MPQ-64-Radargerät ersetzt. Des Weiteren wird gesteigerter Wert auf Interoperabilität gelegt, so dass das System nun Zieldaten von einer wesentlich breiteren Palette an Sensorplattformen erhalten und verarbeiten kann. Auch sollen mehr Komponenten auf dem COTS-Prinzip aufbauen
NCADE (Network Centric Airborne Defense Element) ist ein luftgestütztes Raketenabwehrsystem, das aktuell von Raytheon entwickelt wird. Es soll ballistische Raketen in der Anfangs- und Endphase abfangen. Bei dem Projekt wurden viele Baugruppen der AMRAAM übernommen, unter anderem das Flugzeuginterface, die Flugsteuerungseinheit und das aerodynamische Design. Allerdings wird bei NCADE der IR-Suchkopf der AIM-9X verwendet und der einstufige Raketenmotor wurde durch einen zweistufigen ersetzt. Die erste Stufe basiert auf dem typischen AMRAAM-Booster, wohingegen die zweite Stufe mit HAN-Flüssigtreibstoff angetrieben wird und so auch außerhalb der Erdatmosphäre fliegen und manövrieren kann. NCADE kann von jedem Flugzeug gestartet werden, das AMRAAMs tragen kann. Der bisher letzte Test fand im Dezember 2007 statt. Eine F-16 feuerte eine mit dem NCADE-Sensor ausgerüstete AIM-9X auf eine startende ballistische Rakete ab und vernichtete diese.
Aufgrund ihres fortschrittlichen IR-Suchkopfes und ihrer hohen Reichweite könnte NCADE neben ballistischen Raketen auch andere Ziele bekämpfen. Hierzu zählen unter anderem LO-Fluggeräte, AWACS-Maschinen, Marschflugkörper und große Flugabwehrraketen (z. B. SM-2 oder 48N6).
Unter dem Akronym SLAMRAAM (Surface-Launched Advanced Medium Range Air-to-Air Missile) sind mehrere Projekte der US-Streitkräfte zusammengefasst, bei denen die AMRAAM als Lenkwaffen in einem bodengestützten Luftabwehrsystem (ähnlich wie NASAMS) eingesetzt werden. Hierzu gehört auch das CLAWS-(Complementary Low Altitude Weapon System) und HUMRAAM-Programm (HMMWV Launched AMRAAM). Als Startplattform dient entweder ein HMMWV-Geländewagen oder ein modifizierter HAWK-Starter. Um Zieldaten zu erhalten, sind die Startsysteme stets über einen Datenlink mit einem Radar und einem Kontrollzentrum verbunden. Als Radargerät kommt das AN/MPQ-64 oder das AN/MPQ-61 zum Einsatz.
SLAMRAAM-Systeme sollen die Luftabwehrkapazitäten der US Army und der US Marines deutlich erhöhen und viele Stinger-basierte Systeme ablösen, die nur über eine geringe Reichweite verfügen. Auch sollen schwierige Ziele wie Drohnen und Marschflugkörpern besser bekämpft werden können. Um die Reichweite noch weiter zu steigern, stellte Raytheon 2007 eine Variante auf Basis des ESSM-Raketenmotors vor, die als „SL-AMRAAM ER“ bezeichnet wird.
Im Februar 2008 wurde das System vom Inspekteur des Verteidigungsministeriums allerdings scharf kritisiert, insbesondere aufgrund der zu ungenauen Zielsetzung des Projekts, was Aussagen über die Effizienz des Systems erschwert. Die Entwicklung wurde im Januar 2011 von Verteidigungsminister Gates eingestellt
Das XM501 Non Line of Sight Launch System (NLOS-LS) ist eine Raketenstartbox mit 15 Raketen, die von der Firma NetFires LLC entwickelt wird, einer Kooperation von Lockheed Martin und Raytheon. Das System sollte im inzwischen eingestellten Future Combat System der Army und bei den Littoral Combat Ships der Navy eingesetzt werden. Jede Container Launch Unit besteht aus 15 Lenkraketen und einem Datenlink. Es besteht die Möglichkeit mehrere Container zusammenzubinden. Die Waffen werden ferngesteuert über das Netzwerk gestartet und sind rund zwei Meter hoch. Das gesamte System kann auf allem transportiert werden was größer als ein Pick-up ist oder als Außenlast von Helikoptern vom Typ UH-60 oder stärkeren Modellen. Ursprünglich für das Future Combat Systems-Programms entwickelt, wurde es dann in das Nachfolgeprogramm Brigade Combat Team Modernisation überführt. Die Entwicklung wurde im Mai 2010 eingestellt.
Die CLU kann auf Schiffen, Fahrzeugen oder einfach in der Landschaft stehen. Der Abschussbefehl und die Zielkoordinaten kommen via Netzwerk.
Ursprünglich sollten zwei Raketen zum Einsatz kommen, die Precision Attack Munition (PAM) und die Loitering Attack Munition (LAM). Die LAM sollte von Lockheed Martin Missiles and Fire Control entwickelt werden, wurde aber wegen schlechter Leistungen und explodierenden Kosten gestoppt.
Die PAM sollte Fahrzeuge, Panzer, Bunker und andere Bodenziele mit ihrem Mehrzweckgefechtskopf angreifen. Sie besitzt 3 Operationsmodi: Flug zu einer GPS-Position, Laserlenkung (erfordert Zielbeleuchtung durch andere Einheiten) und selbstzielsuchend mit Infrarot-Sucher. Dafür hat die Rakete eine Bildbibliothek um mögliche Ziele zu identifizieren. Die Rakete kann auch Wegpunkte abfliegen um bei einem Angriff Flugabwehrstellungen zu umfliegen.
Sollte zum Zielgebiet fliegen und kreisen (loitern) und dabei automatisch Ziele entdecken und melden oder angreifen (Loitering Weapon).
Die 762-mm-Feldrakete MGR-1 Honest John war eine ungelenkte militärische Kurzstreckenrakete (Short Range Ballistic Missile, kurz SRBM) der Zeit des Kalten Krieges aus US-amerikanischer Produktion. Sie war nach einem berühmten Indianer des 18. Jahrhunderts benannt.
Von der Honest John gab es zwei Varianten: Die MGR-1A (M31), ab 1954 im Einsatz, sowie die MGR-1B (M50), die ab 1958 zum Einsatz kam.
Beide Versionen waren nuklearwaffenfähig für einen Sprengkopf von bis zu 50 kt.
Von 1960 bis 1965 wurden insgesamt 7089 Honest John MGR-1B (M50) produziert. Ab 1964 überließ man der US-Nationalgarde das Waffensystem bis zur Außerdienststellung 1982. Das Nachfolgesystem war die MGM-52 Lance.
Für die Rakete gab es nukleare Gefechtsköpfe[1] mit einer Sprengkraft von 5, 10, 20 und 40 KT unter Hoheit und im Gewahrsam der USA, an deren Einsatz NATO-Verbündete im Rahmen der nuklearen Teilhabe mitwirken konnten. Außerdem waren neben konventionellen TNT-Sprengköpfen auch Spezialköpfe vorgesehen, mit denen große Mengen Propagandamaterial bzw. Flugblätter verschossen werden konnten. Nach entsprechenden Erprobungen erwies sich dieser Ansatz für die Operative Information jedoch als wenig effizient; es wurde weiter mit Fesselballons gearbeitet.
In der Bundeswehr wurden die Raketenartilleriebataillone 140, 240 und 340 1959 aufgestellt, mit Honest John (HJ) ausgestattet und den drei Korps unterstellt (I. Korps in Münster, II. Korps in Ulm, III. Korps in Koblenz). 1961 begann unter Zuziehung dieser HJ-Bataillone die Aufstellung der Raketenartilleriebataillone in den Artillerieregimentern der Heeresdivisionen mit je 3 HJ-Batterien und einer Begleitbatterie.[2] In den 11 Raketenartilleriebataillonen der Heeresdivisionen (ohne 1. Luftlandedivision[3]) war beginnend 1970 (mit der Einführung von LARS (110 SF)) bis 1982 nur noch die jeweils 2. Batterie mit vier Honest-John-Raketenwerfern ausgestattet.[4]
Die Raketenartilleriebataillone sollten neben konventioneller Munition im Falle eines Atomkrieges mit Honest John auch nukleare Sprengköpfe verschießen können.[5] Damit sollte die Korps- bzw. Divisionsführung in der Lage sein, feindliche Kräfte frontnah oder im Hinterland zu zerschlagen, ohne auf Luftunterstützung zurückgreifen zu müssen. Gemäß dem Konzept der nuklearen Teilhabe blieben die dafür vorgesehenen Atomsprengköpfe stets in US-Gewahrsam, nur die Trägersysteme wurden von deutschen Soldaten bedient. Ab einer erhöhten Alarmstufe sollten die amerikanischen Einheiten dann den deutschen Korps unterstellt werden.[6] Mit der Ausmusterung der Honest John endete auch die nukleare Teilhabe in diesen Bataillonen.
In Deutschland verschoss man Honest John im Rahmen von Gefechtsschießen auf den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr, Baumholder, Bergen-Hohne und Munster mit Übungsgefechtsköpfen. Wegen der großen Schussentfernung von etwa 17 km wurde meist von Außenfeuerstellungen in den Platz hinein, aber auch von Platz zu Platz (Bergen-Hohne/Munster) geschossen. Die Treffgenauigkeit lag unter guten Bedingungen (Windgeschwindigkeit, Vermessungsmöglichkeiten topografischer Punkte) bei einem CEP von 20 Metern.
Die Honest John konnte von folgenden Fahrzeugen eingesetzt werden:
System | MGR-1A (M31) | MGR-1B (M50) |
---|---|---|
Länge | 8,30 m | 7,92 m |
Durchmesser | 760 mm | 760 mm |
Spannweite | 2.770 mm | 1.370 mm |
Gewicht | 2.640 kg | 1.960 kg |
Geschwindigkeit | Mach 2,3 | Mach 2,3 |
Reichweite | 24,8 km | 48 km |
Antrieb | Feststoffrakete; Startschub: 400 kN | Feststoffrakete; Startschub: 382 kN |
Sprengkopf | Nukleargefechtskopf, Übungsgefechtskopf, Splittergefechtskopf oder Sarin-Bomblets | Nukleargefechtskopf, Übungsgefechtskopf, Splittergefechtskopf oder Sarin-Bomblets |